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Lichtblicke -betr.: "Höret den weiblichen Ton", taz vom 15.2.1996

Betr.: „Höret den weiblichen Ton“, taz v. 15.2.

Ich möchte Frau Ute Schalz-Laurenze für ihre Artikel im Kulturteil der taz danken. Für mich sind sie Lichtblicke dieser Zeitung. Endlich wirklich interessante Informationen in Sätzen, die echten Lesespaß vermitteln! Und dies in einer Tageszeitung, deren Texte sich leider allzu gerne – ach so „in“ – von Schlagwort zu Schlagzeile hangeln, gewürzt mit ein wenig bissiger Satire, welche höchstens meinen Intellekt reizt, herauszufinden, was nun Information und was Verbrämung sein soll. Welche Armut!

Hingegen geistreich werde ich von Frau Schalz-Laurenze in einem Artikel wie „Höret den weiblichen Ton“ aufmerksam gemacht und so informiert, daß ich Lust bekomme, mich einmal mehr mit dem Phänomen fehlender Frauen in unserer (Kunst-)Geschichte auseinanderzusetzen.

Indem Frau Schalz-Laurenze (nicht nur im o.g. Artikel) der soge- nannten Spurlosigkeit der Frauen in Kunst- und Musikgeschichte nachgeht, indem sie z.B. auch die Kirchenmusikerin und Leiterin des Collegium Musicum Bremen, Frau Huckschlag-Behrens in einem Interview vorstellt und eben Frauengeschichte schreibt, füllt sie eine Lücke, die auch in der taz klafft. Es genügt eben nicht nur, das berühmte „In“ an die „Menschln“ zu hängen.

Ein typisches Beispiel für mangelnde Achtung vor der Weiblich- keit in unserer Gesellschaft zeigte auch die taz am Do., den 12.2.96 im Veranstaltungskalender: Der Text zu einem Foto einer gemein- schaftlichen Ausstellung lautete: „Horst W. . . zeigt seine Löffelbekanntschaften....“

Damit wurde zum einen unterschlagen, daß es sich um eine gemeinsame Ausstellung von zwei Künstlerinnen handelt, und zum anderen blieb wieder einmal der Name einer Frau, diesmal der der Künstlerin Dorothee Wagner, ungenannt! Bedauerlich!

Um so mehr freue ich mich auf den nächsten Beitrag von Ute Schalz-Laurenze. Auf daß bewußt und bekannt wird, daß Frauen stilvoll und gekonnt Blätter beschreiben, wie sie es schon seit Jahrhunderten getan haben!

Linde Schimmelpfeng

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