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Archiv-Artikel

Letzter Prozess um Mauer-Tote

BERLIN dpa ■ Im letzten Prozess gegen ranghohe DDR-Politiker wegen der Toten an der Berliner Mauer müssen sich seit Freitag Siegfried Lorenz und Hans-Joachim Böhme vor Gericht verantworten. Die früheren Mitglieder des SED-Politbüros verweigerten zu Prozessauftakt die Aussage. Unter den Zuschauern saßen der letzte Staatsratsvorsitzende der DDR, Egon Krenz, sowie der letzte SED-Ministerpräsident, Hans Modrow. Das Urteil soll am 6. August verkündet werden. Die Angeklagten müssen sich zum zweiten Mal wegen Mitschuld am Tod von drei DDR-Flüchtlingen in den Jahren 1986, 1987 und 1989 durch Schüsse an der Berliner Mauer verantworten. Die Schützen und die Befehlshaber bis hin zur militärischen Spitze sind in einer Reihe von Prozessen bereits verurteilt worden. Lorenz und Böhme waren im Juli 2000 vom Berliner Landgericht freigesprochen worden. Der Bundesgerichtshof hob die Entscheidung auf. Das Gericht muss nun prüfen, ob es den Angeklagten möglich und zumutbar war, im Politbüro als höchstem DDR-Machtgremium auf eine Humanisierung des Grenzregimes hinzuwirken, um den Tod von Flüchtlingen zu vermeiden.