Letzte Neuigkeiten von der Berliner Fanmeile: Jubel schnell weggeballert
Die deutsche Nationalmannschaft lässt sich trotz der Finalniederlage auf der Fanmeile feiern. Richtig Stimmung kommt nicht auf. Schon nach 45 Minuten sind die Spieler wieder verschwunden
Die Fußball-Nationalmannschaft hat ihr Versprechen gehalten. Obwohl die Elf am Sonntagabend im EM-Finale gegen Spanien nur Vizeeuropameister wurde, kam sie gestern Nachmittag zur Fanmeile ans Brandenburger Tor. Nach Veranstalterangaben waren etwa 100.000 Menschen auf die Straße des 17. Juni gekommen - ausgestattet mit Deutschlandfahnen, schwarz-rot-goldenen Perücken, Trillerpfeifen und einem Papp-Pokal mit der Aufschrift "Danke".
Obwohl die Fans die Mannschaft mit ohrenbetäubendem Applaus empfingen, wirkten Bundestrainer Joachim Löw und seine Elf nach Niederlage am vergangenen Abend noch sichtlich enttäuscht. "Es ist immer bitter, wenn man ein Finale verliert", sagt Mannschaftskapitän Michael Ballack. Trainer Joachim Löw schluckt seine Enttäuschung hinunter: "Wir können alle stolz sein, dass wir im Finale waren." Doch die meisten Spieler scheinen das anders zu sehen. Sie kicken ein paar Fußbälle ins Publikum und verschwinden dann eilig wieder von der Bühne. Nur Lukas Podolski mimt den Strahlemann und macht gemeinsam mit Komiker Oliver Pocher Faxen auf der Bühne. Bastian Schweinsteiger erntet "Schweini, Schweini"-Rufe kreischender, meist weiblicher Fans, Abwehrspieler Philipp Lahm bedankt sich brav beim Publikum - und nach 45 Minuten ist das Spektakel schon wieder vorbei. Keine Euphorie wie zu WM-Zeiten, keine Gänsehautstimmung.
Die 15-jährige Daphne ist trotzdem froh, dass sie hergekommen ist. "Wir haben für die Veranstaltung extra schulfrei bekommen", erzählt sie. "Schon um 12 Uhr hatten wir Schluss." Ihre Mutter Petra hat sie begleitet. Die Stimmung wäre "sicherlich besser" gewesen, hätte die Mannschaft den Titel geholt, meint die 44-Jährige. Aber "die Präsenz der vielen Fans ist wichtig für die Mannschaft", glaubt sie, "unsere Jungs können jetzt sehen, dass wir alle hinter ihnen stehen".
Die Schüler Michael und Florian hatten nicht so viel Glück wie Daphne - sie hätten eigentlich noch Unterricht gehabt. "Aber wir haben uns einfach freigenommen", sagt Florian und grinst. "Bei so einem Ereignis muss man einfach dabei sein."
Das wollte selbst die Feuerwehr. Sie war auf dem Flughafen Tegel zur Begrüßung mit zwei Wasserschläuchen angerückt, um die Maschine der deutschen Mannschaft zu besprühen. Dabei erwischte sie allerdings das falsche Flugzeug. Die Elf landete erst später und eilte dann mit zwei Bussen und einer Polizeieskorte zum Brandenburger Tor.
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