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Archiv-Artikel

Ladenöffnung Mach mal Pause

Die Bezirksfraktionen von SPD und GAL in Mitte rennen zwar beim Senat offene Türen ein, denn auch dieser will Sonntagsöffnungen nur ausnahmsweise, wenn auch großzügiger, zulassen. Dennoch ist es wichtig, der schleichenden Auflösung des letzten Tabus bei diesem Thema einen Riegel vorzuschieben.

Kommentarvon gernot knödler

Das Thema ist so alt wie Adam und Eva: Gott selbst hat nach jüdisch-christlich-muslimischer Überlieferung am siebten Tage geruht, nachdem er die Welt geschaffen hatte. Wer der Bibel Weisheit zubilligt, was einem CDU-Senat unterstellt werden darf, der sollte das ernst nehmen. Und wenn es schon der Mensch des Alten Testaments für zuträglich empfand, alle sieben Tage Pause zu machen, so dürfte das für die Menschen einer hoch industrialisierten Gesellschaft umso wichtiger sein in einer Welt, geprägt von intensiven Arbeitsprozessen, regiert von Terminkalendern, durchflutet von einem stetigen Strom an Reizen.

Wem morgens an der Ampel 40-Tonner-LKWs vor der Nase vorbeidonnern, wer von der Arbeit zum Kinder-Abholen zum Sport hetzt und ständig mit Werbung bombardiert wird, der muss mal abschalten, damit er nicht verrückt wird. Er muss Gelegenheit haben, hinauszugehen in die Natur; er muss Freunde und Verwandte treffen können, was voraussetzt, dass alle zur selben Zeit frei sind und sie weder arbeiten noch sich genötigt fühlen, Besorgungen zu machen.

Nicht zuletzt sei ihm wenigstens einmal in der Woche weniger Lärm vergönnt, von Stille ganz zu schweigen.