piwik no script img

La Belle: Verfassungsschutz soll gegen sich selbst ermitteln

Berlin (taz) — Das Landesamt für Verfassungsschutz ist beauftragt worden, einem Bericht der tageszeitung nachzugehen, nach denen der Berliner Verfassungschutz den Anschlag auf die Westberliner Diskothek „La Belle“ vermutlich hätte verhindern können. Wie der Sprecher des Innensenators laut 'dpa‘ am Dienstag sagte, solle die Behörde Innensenator Erich Pätzold (SPD) über die Nachforschungen informieren. Bereits vor längerer Zeit habe dieser einzelne Hinweise überprüfen lassen. Dabei hätten sich aber keine kritischen Erkenntnisse ergeben.

Nach Informationen der taz vom Dienstag wäre es durch Hinweise des Geheimdienstes möglich gewesen, den mutmaßlichen Drahtzieher des Anschlags, Jassir Chraidi, vorher zu verhaften. Chraidi, nach dem wegen eines Mordes in West-Berlin seit Juli 1984 gefahndet worden sei, habe sich danach dennoch mehrfach unbehelligt im Westteil der Stadt aufgehalten. Im Gegensatz zur Polizei sei dies dem Verfassungsschutz bekannt gewesen. Nach dem aktuellen Ermittlungsstand habe Chraidi maßgeblich den Anschlag organisiert, bei dem Anfang April 1986 drei Menschen getötet und mehr als 200 teilweise schwer verletzt wurden.

Gegen Chraidi und weitere fünf Araber wurde im Juli 1990 Haftbefehl erlassen. Ihnen wird gemeinschaftlicher Mord zur Last gelegt, sagte laut 'dpa‘ Justizsprecher Cornel Christoffel. Die sechs Araber sollen in Verbindung mit dem damaligen libyschen Volksbüro in Ost- Berlin gestanden haben. Chraidi habe von der libyschen Mission aus den Anschlag gesteuert, berichtet die taz unter Berufung auf „detaillierte Berichte der Stasi“. Weitere Berichte folgen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen