LESUNG : Stille Vielstimmigkeit
Als Musiker ist der ehemalige Herr-Nilsson-Sänger Jan Böttcher seit drei Jahren vor allem allein zu hören, als Schriftsteller aber ist seine große Stärke die Vielstimmigkeit. Mit drei ganz unterschiedlichen Tonarten stimmt der in Lüneburg geborene Wahlberliner in seinem aktuellen Roman nachdenklich, still und ernst „Das Lied vom Tun und Lassen“ (Rowohlt, 315 S., 19,95 Euro) an. Vom Dach einer Schule in einer mitteldeutschen Mittelstadt springt die Schülerin Meret in den Tod. Ihre 18-jährige Freundin Clarissa ist deshalb tief verstört und zieht sich statt fürs Abitur zu lernen in die Depression zurück. Die Trauer seiner Lieblingsschülerin wiederum verstört den alternden Hippielehrer Mauss. Und dann ist da noch der schnöselige Schulinspektor Engler, ein Mittdreißiger, der sich unsterblich in die düstere Clarissa verliebt. Am Dienstag stellt Böttcher seinen präzise komponierten Roman im Literaturhaus vor. MATT
■ Di, 17. 1., 19.30 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38