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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

■ betr.: „Fatalismus und Hoffnung“, taz vom 20. 4. 09

Wir brauchen den Dialog

Mit der gleichen Logik, mit der Moralwächter behaupten, man müsse schon im Kindergarten ansetzen, um eine integrierte Gesellschaft zu erhalten oder zu schaffen, nämlich die Behauptung, dass eine Gesellschaft zu prägen ist, kann ich dialektisch behaupten, da wir keine integrierte Gesellschaft sind, müssen wir alle noch mal in den Kindergarten gehen, um zu lernen, nämlich Sozialverhalten, wie man kommuniziert. Erstaunlicherweise, wenn man sich ein wenig mit dem Thema Kommunikation beschäftigt, wird man feststellen, dass es doch viele Mauern zu erklimmen gilt, um sich sich der Wahrheit zu nähern (nicht umsonst wird Kafka in der Schule gelehrt, die Wahrheit will sich doch immer ausdrücken); die Wahrheit ist, dass, mit welchem Thema wir uns auch beschäftigen mögen, wir uns mit so viel Halbwissen konfrontiert sehen, dass wir auf halber Strecke aufgeben. Copyrightgesetze patentieren Erfindungen, die oft gleichzeitig in der Welt entstehen (der nächste Schritt ist der nächste Schritt!). Ob Gema oder Apple oder Antifa oder Freimaurer: Wir genehmigen uns Lobbys, Staaten innerhalb von Staaten, die in ihrer ganz eigenen berechtigten Logik agieren, aber sie können nur ihre ureigenen Standpunkte vertreiben, sonst würden sie ihre Berechtigung verlieren. Sie können nur ihren Standpunkt kommunizieren, um ihr Anliegen zu vertreten, aber werden nicht das Interesse anderer berücksichtigen wollen. Nun, das ist keine Kommunikation, eher Monologisierung. Wir brauchen den Dialog. PN. HOLLER, Köln

■ betr.: „Sühne im dritten Glied“, taz vom 23. 4. 09

Schildbürgerstreich

Wenn es nicht um das Schicksal zweier Kinder gehen würde, könnte man von einem Schildbürgerstreich reden. Doch so kann man sich nur fragen, wie es möglich ist, dass in einer Behörde, in der über das Schicksal von Menschen entschieden wird, Menschen arbeiten, für die mir keine andere Bezeichnung als faschistische Schreibtischtäter einfallen will, arbeiten dürfen. Dass diese Schreibtischtäter dann auch noch von Richtern unterstützt werden, macht die Sache noch grotesker. Werde ich demnächst wegen Steuerhinterziehung verhaftet, weil mein Großvater eventuell seine Steuern nicht bezahlt hat? MICHAEL MÜLLER, Berlin

■ betr.: „Wirtschaft stürzt ab, Regierung wartet ab“, taz v. 23. 4. 09

Schutzschirme

Die Bundesregierung muss endlich begreifen, dass nicht nur die Banken einen Schutzschirm brauchen, sondern vor allen Dingen die Menschen. Sie müssen sich wieder etwas leisten können und mit einer entsprechenden Kaufkraft die Wirtschaft wieder in Schwung bringen. Anderenfalls wird man bei der Bundestagswahl im September 2009 die Quittung erhalten, wenn vor allen Dingen rechtsextremistische Parteien aus dieser Abstimmung gestärkt hervorgehen werden bzw. die Wahlbeteiligung auf unter 50 Prozent fallen wird. Das wäre schädlich für den Fortbestand unserer Demokratie!

THOMAS HENSCHKE, Berlin

■ betr.: „Ladehemmung bei Waffenverbot“, taz vom 24. 4. 09

Lasst uns Waffen verbieten!

Oh ja, lasst uns Waffen verbieten! Wir, die linksliberalen Pazifisten, sind ja nicht betroffen, da dürfen wir endlich auch mal mit aller Härte Verbote fordern. Wenn wir schon dabei sind, sollten wir auch gleich noch Kissen verbieten, mit denen immer wieder Menschen erstickt werden. Nicht zu vergessen die gemeinen Killerbrezeln, Killergolfschläger, Killerküchenmesser und Killerautos. Lasst uns nicht bei den Gegenständen aufhören: Wir müssen auch alle Zeitschriften und Internetforen verbieten, in denen sich die Killerschützen, Killerschläfer und Killerbäcker ihre Mordanleitungen holen. Da es sich bei den Amokläufern so oft um Schüler handelt, sollten wir auch gleich noch die Schulen verbieten. JAN PAUL LINDNER, Stuttgart