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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

■ betr.: „Kraftwerk saftlos“, taz vom 8. 7. 09

Pannen im AKW Krümmel

Nach dem Trafobrand im Juni 2007 und dem anschließenden Kommunikations-Chaos versprach Vattenfall-Chef Josefsson: „Die Bevölkerung wird über Vorkommnisse im Kraftwerk von uns zeitnah und umfassend informiert werden.“ Was ist aus dem Versprechen geworden? Ein Bürgerdialog vor Ort: Fehlanzeige. Die Ursachen für die zahlreichen, gravierenden Mängel: Fehlanzeige! Sofortige Information der Atomaufsicht über Störfälle im Kraftwerk: Fehlanzeige!

Die Bevölkerung hat sich inzwischen zwangsläufig ein eigenes Urteil gebildet: Lizenzentzug für Vattenfall. EUGEN PRINZ, Schwarzenbek

■ betr.: „Das unsichtbare Betriebssystem“, taz vom 9. 7. 09, Leserbrief „Google als Heilsbringer stilisiert“,taz vom 11. 7. 09

Mangelhafte Produkte kosten Zeit

Nils Kaczenski findet die Bemerkung, dass Microsoft die Welt „drangsaliert“, übertrieben. Das würde ich auch gerne, schließlich sollte man einer gewöhnlichen Firma nicht so viel Bedeutung beimessen. Ich finde es nur schade, dass es Microsoft geschafft hat, dass fast alle Welt meint, sich mit dem Computer wegen Viren, Abstürzen und anderen Unzulänglichkeiten zu beschäftigen, sei normal. Ist es aber nicht. Ich weiß das, weil ich das jeden Tag sehe. Was deren mangelhafte Produkte die Menschheit Zeit kosten in Anbetracht von 90 Prozent Microsoft auf dem Desktop bei Milliarden von Menschen, das will ich mir gar nicht ausrechnen. Sicher drangsaliert Microsoft damit die Menschheit und sicher hätten sie die Ressourcen, die eigenen Programme besser und sicherer zu machen. Das tun sie aber nicht, sie produzieren lieber seit Jahren den reichsten Menschen des Planeten und wollen alles andere verdrängen, was besser ist als sie, auch wenn das illegal ist und sie deshalb wieder mal verurteilt werden. Ich möchte angesichts von Google auch nicht von einem Monopolisten zum nächsten gelangen, aber Google, Apple und die Firmen, die hinter Linux stehen, schauen wenigstens auf Qualität und stehlen mir nicht meine Zeit. KARLHEIN GÜNSTER, Haag

■ betr. „Die Tofu-Affäre und die Brieflawine“, taz vom 11. 7. 09

Demokratisierung von Esskultur

Ich finde, die taz macht hier zwei Fehler. Der eine besteht darin, die Debatte auf die Positionen „vegane/vegetarische Tofu-LiebhaberInnen“ und „carnivore Tofu-Hasser“ herunterzubrechen. Dabei geht sowohl der Aspekt „Soja in der Fleischproduktion“ verloren als auch – mir noch wichtiger – die Tatsache, dass ein Teil der Empörung wohl etwas mit Demokratisierung von Esskultur zu tun hat. Brauchen wir hochkulturelle Wegweiser, die erläutern, was legitim ist (und dann mal eben Tofu ausschließen) – oder darf der populäre Geschmack sich selbst genügen, ohne dass von oben herabgeschaut wird? In anderen Feldern – Musik, Kino, Literatur – ist diese Trennlinie längst aufgebrochen. Beim Essen nicht? Der zweite Fehler: Auch in der wiederholten Rechtfertigung durch Till Ehrlich wird nicht deutlicher, dass es eben auch andere sinnvoll vertretbare Positionen gibt. TILL WESTERMAYER, Freiburg

■ betr.: „Täuschung mit falschem Essen“, „Die Tofu-Affäre und die Brieflawine“, taz vom 11. 7. 09

Essen für die Umwelt

Dass Mobilität etwas mit Umwelt und Klimaschutz und nicht nur mit Transport und Selbstverwirklichung zu tun hat, hat sich herumgesprochen. Dass Biolebensmittel zwar auch etwas mit gesundem Essen, aber vor allem mit verantwortlichem Umgang mit der Umwelt zu tun haben, ist jetzt auch nicht völlig neu. Dass Lebensstil, und da eben auch Ernährung, und da ganz besonders die Frage: „Wie viel Fleisch?“ und: „Wie viel Rinderprodukte?“, von Bedeutung für den Klimaschutz ist, diskutiert man noch eher ungern.

Unsere Chancen, die Erderwärmung hinreichend einzudämmen, sind nicht mehr sehr groß. Wenn es noch gelingen soll, dann nur, wenn alle Potenziale genutzt werden; und „weniger Viehwirtschaft“ ist ein großes Potenzial. Über Autos schreiben ernstzunehmende Leute schließlich auch nicht mehr, ohne auf den CO2-Ausstoß hinzuweisen.

Die Frage, „wie viel CO2“, darf dann ruhig auch bei Analogkäse und Siehtauswieschinken gestellt werden: Keine Frage, man möchte wissen, was man kauft, aber vielleicht haben diese Produkte durchaus eine Chance, wenn sie offensiv als klimaschonende Alternativen beworben werden – vielleicht aus lauter Bio-Zutaten? SILKE KARCHER, Berlin

■ betr.: „Tote Ägypterin im Netz betrauert“, taz vom 11. 7. 09

Wer schützt vor solchen Schützern?

Warum wird eigentlich so wenig diskutiert, weshalb der in den Gerichtssaal stürmende Polizist sofort den Mann von Frau Marwa E. als „Täter“ identifizierte und ins Bein (Gottseidank „nur“!)schoss? Ein fremd aussehender Mann muss der Täter sein? Was geht im Kopf dieses Polizisten vor? Und wer schützt uns vor solchen Schützern? KATRIN SWOBODA, Frankfurt am Main