LESERINNENBRIEFE :
■ betr.: „Merkel kritisiert Vattenfall“, taz vom 21. 7. 09
Atomkraft = träge Dinosaurier
Der bayerische Umweltminister Markus Söder (CSU) hat erstaunliche Pläne im Bezug auf die Atomenergie: „Ich will möglichst viel Geld daraus ziehen, um in regenerative Energien zu investieren.“
„Dummerchen, wieso du?“, möchte man spontan antworten. „Damit stopfen sich andere die Taschen voll, davon siehst du keinen Cent.“ … Es sei denn, man hätte übersehen, dass Söder irgendwie von dem Geldsegen der Konzerne profitiert oder gar Entscheidungsbefugnisse hätte. Aber er setzt noch eins obendrauf, indem er verkündet, er halte die Atomenergie für eine Brückentechnologie. Der traut sich was! Als einer der Letzten hat er immer noch nicht begriffen, dass die trägen Dinosaurier nicht mit den Flexibilitätsanforderungen der erneuerbaren Energien kompatibel sind. Söder disqualifiziert sich selbst, peinlicher geht’s kaum.
Atomkraftwerke kann man nicht mal schnell runterfahren, wenn die Nachfrage zu gering ist. Vielleicht fragt Söder mal höflich bei Eon und EdF an, warum diese Konzerne der britischen Regierung damit drohen, Pläne zum Neubau von Atomkraftwerken aufzugeben, falls im Land die erneuerbaren Energien massiv ausgebaut würden. Eventuell begreift er, wie entlarvend diese Drohung ist, denn bisher standen die beiden Nuklearkonzerne nicht im Verdacht, sich die Argumentation der Atomkraftgegner zu eigen zu machen. Atomkraft verhindert den Ausbau der Erneuerbaren Energien, blockiert Stromleitungen, bindet Kapital und macht Arbeitsplätze zunichte. Es gibt bereits heute die Situation, dass Strom an der Börse mit negativen Preisen gehandelt wird, da muss nur in Nachfrage-schwachen Zeiten der Wind etwas heftiger pusten – obwohl einige Meiler seit Monaten und Jahren stillstehen. Nicht auszudenken, was für ein Überangebot herrschen würde, wenn Stillstand-Reaktoren zu allem Überfluss auch noch Strom produzieren würden. EVA STEGEN, Freiburg
■ betr.: „Nur ein Löffelchen mehr für die Erzieherinnen“, taz vom 28. 7. 09
Erfolg lediglich Etappensieg
Die Erhöhung der Gehälter ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Allerdings ein steter, der jenen aushöhlt. Denn auf Dauer lässt sich nicht mehr kaschieren, dass ein gutes Bildungs- und Betreuungswesen nicht ohne die entsprechenden öffentlichen Investitionen zu haben ist. Die Angestellten tun deshalb gut daran, ihren Erfolg lediglich als Etappensieg zu werten und weiter für Verhältnisse zu kämpfen, die sich Finnland zum Vorbild nehmen. Dort zählen sämtliche Berufe von der Kita bis zur Uni zu den bedeutensten gesellschaftlichen Aufgaben überhaupt, weswegen jeder Interessent einen Master-Abschluss machen muss, um die besten Qualifikationen zu erwerben!
RASMUS PH. HELT, Hamburg
■ betr.: „Mehr Frauen ohne Kinder“, taz vom 30. 7. 09
Auch mehr Männer ohne Kinder
Man kann es eigentlich nicht mehr lesen. Die Statistiker entdecken also im Jahre 2009, dass es weniger Kinder gibt. Wussten wir auch ohne teure Statistik. Skandalös ist aber die Titulierung „Frauen ohne Kinder“. So ist das also: Frauen sind schuld. Dass es logischerweise auch immer mehr Männer ohne Kinder gibt, haben die vermutlich männlichen Forscher nicht untersucht. Und denken wohl auch nicht drüber nach. Es gibt natürlich auch Lebensentwürfe ohne Kinder. Das zu akzeptieren scheint vielen schwer zu fallen. Da ist es leichter, unterschwellig Frauen für Kinderlosigkeit verantwortlich zu machen, als wäre das ein Anschlag auf die Gesellschaftsordnung.
UWE BARKOW, Frankfurt am Main
■ betr.: „Impfung kostet 600 Millionen Euro“, taz vom 29. 7. 09
Wer ist der Verursacher?
Ich vermisse in der Diskussion darüber, wer die Schutzimpfungen bezahlen muss, die Frage nach dem Verursacher. Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit stammen die Schweinegrippeviren aus der Massentierhaltung (Report Mainz vom 4. 5. 2009). Verursacher sind demnach die Fleischindustrie und die sie aufrechterhaltenden Konsumenten, sprich Fleischesser. „Alles, was der Mensch den Tieren antut, kommt wieder auf den Menschen zurück“, wusste bereits der griechische Philosoph und Mathematiker Pythagoras.
RALF BÖHM, Berlin