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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

„Der faule Grieche“

■ betr.: „Für Flüchtslingsabwehr hat Athen Geld“, taz vom 9. 2. 12

Es reicht nicht, dass Griechenland nahezu jeden Selbstbestimmungsanspruch – vom Finanzhaushalt bis hin zum Mindestlohn – abgeben soll, das Sozialsystem auf Kosten derer, die diese Krise am wenigsten zu verantworten haben, kaputtgespart wird; nein, selbst die taz muss das Bild des faulen Griechen propagieren. Selbst diejenigen, die sich gegen diese Fremdherrschaft und Ungerechtigkeit auflehnen, werden als „Wutbürger“, also als unreflektierte, emotionsgetriebene Selbstretter diffamiert.

Dass Griechenland jetzt einen Zaun zur Flüchtlingsabwehr baut, ist mit Sicherheit nicht die alleinige Idee der griechischen Regierung. Frontex und Co werden das doch gerne sehen. Merkel hat vor der Zurverfügungstellung der nächsten Finanzspritze die Regierung aufgefordert, die Rüstungsverträge mit deutschen Industrien in Milliardenhöhe einzuhalten. Das Geld, das Griechenland als Deutschlands zweitgrößter Rüstungsimporteur erhält, ist schon längst wieder in unserer Rüstungsindustrie angekommen. Wir sollten unsere Solidarität mit denen zeigen, die jetzt unter diesem Finanzsystem zu leiden haben.

LAURIN BERGER, Königswinter

Schwerer Abschied vom Kapitalismus

■ betr.: „Grüner Sozialismus“ von Tom Strohschneider, taz vom 7. 2. 12

Wenigstens in einem von vielen Punkten sei hier widersprochen: Der größte Teil von SympathisantInnen und WählerInnen der „Linken“ sind Gewerkschaftsmitglieder. DGB Vorsitzender Sommer, der dies am liebsten nicht wissen will, wäre als feuriger Anhänger der SPD ein würdiger Nachfolger von Schröder. Er bläst in dasselbe Horn wie Tom Strohschneider. Der Ver.di Vorsitzende Bsirske bietet sich ausdrücklich als Fischer-Nachfolger an. Sie zeichnen mit all ihrem Einfluss mitverantwortlich für die Ära Schröder/Fischer mit dem Abschied von sozialer Gerechtigkeit. Will heißen, GewerkschafterInnen bedauern sehr wohl, dass der Abschied vom Kapitalismus so schwer fällt.

Die tägliche antisozialistische Berieselung der Medien erfüllt die Botschaften der Absender, die da sind Innenminister, Verfassungsschutz und so weiter. Mit demokratischem Sozialismus sich auseinandersetzen bedeutet Arbeit, und die wird derzeit nur von „Linken“ geleistet.

HEINRICH ETLING, Friedberg

Eine ziemliche Beleidigung

■ betr.: „Angriff auf die Revolutions-fans“ (in Ägypten), taz vom 3. 2. 2012

Liebe Redaktion, „Angriff auf die Revolutionsfans“ – soll das witzig sein? Wir verstehen ja, dass „revolutionäre Fußballfans“ ziemlich lang gewesen wäre, aber von einer taz erwarten wir etwas mehr Fingerspitzengefühl. „Revolutionsfans“ klingt verdammt nach Spaß- und Partydemonstranten. Für Menschen, die für ihre politi-schen Ziele Leib und Leben aufs Spiel gesetzt haben, eine ziemliche Beleidigung! ELVIRA UND WERNER FESSELER, Pfullingen

Habe gelacht

■ betr.: „Wenn der Maler abends klingelt“, taz 7. 2. 12

Klingt ja zunächst ganz logisch, das Zeitregime für den Haushalt zu verändern. Aber haben Sie schon mal daran gedacht, dass auch HandwerkerInnen, ÄrztInnen und deren Personal sowie die genannten PaketbotInnen Kinder haben könnten? Wer passt dann abends auf die auf, während die Eltern arbeiten? Und mit dem Bügelservice läuft das dann darauf hinaus, dass die Ärztin bügeln, putzen etc. „lässt“ und die Zeit für sich nutzt, und die Friseurin macht es selbst, während die Kinder vorm Fernseher sitzen. Gelacht hab ich über das Drachenbasteln mit Vati und Mutti. Wie schön! Papa macht einmal im Monat was mit den Kleinen und schon ist er perfekt ins Familienleben integriert. Weiter so! ANNIKA RATAJCZAK, Wetter

Hosenanzug

■ betr.: „Mächtigste Frau im deutschen TV“, taz vom 9. 2. 12

Anke Schäfercordt vermerkelt, schreibt ihr. Begründung: die Hosenanzüge. Wie bitte? Was ist an Hosenanzügen mitteilens- oder bemerkenswert, kritikwürdig oder lustig? Oder seid ihr Fans des Distel-Kabaretts (schnarch …).

Hierzulande (Sachsen-Anhalt) gelten Frau Merkels Frisur und ihre Hosenanzüge zwar ebenfalls als Lachanlass; nachzuprüfen in einschlägigen MDR-Kabarettsendungen, deren Konsum auch aus anderen Gründen stets peinsam ist. Was soll Merkel aber denn sonst anziehen? Würde sie rumlaufen wie Aigner (Dirndl) oder die Queen (Pastellfarbenüberdosis) oder Gabriele Pauli von mir aus (Domina), wär’s sicher auch nicht recht.

GISELA GRAF, Magdeburg