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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Desinformation und Häme

■ betr.: „Kürzen bei der Energiewende“ und „Davon geht die Sonne nicht unter“, Kommentar von Manuel Berkel, taz vom 1. 3. 12

Es dürfte wohl einmalig sein und bleiben, dass eine Bundesregierung eine ihr unliebsame Industrie binnen zwei Wochen mehr oder weniger stilllegt. Und ausgerechnet die taz reagiert darauf mit Desinformation und Häme. Hannes Koch sieht lapidar „einige tausend Jobs“ in Gefahr und den „Profit“ für kleine Solaranlagen auf 6 bis 8 Prozent sinken. Schön wär’s. Im von ihm zitierten Prognos-Gutachten sind maximal 6 Prozent Rendite veranschlagt – und das nur bei unrealistischen 50 Prozent Eigenverbrauch.

Kommentator Manuel Berkel sagt einfach mal „Gut so!“ zu dieser zweiten Merkel’schen Revolution. Denn der vollständige Umstieg auf Erneuerbare Energien hätte bis 2050 Zeit, und ein Viertel der dafür notwendigen Solaranlagen existiere bereits. Solarstrom belaste die Stromkunden finanziell, und Modulgestelle bestünden unnötigerweise aus Edelstahl. Eine Anbindung an die Realität kann ich da nicht erkennen. FRANK SCHNIEDER, Osnabrück

Solche und solche Experten

■ betr.: „Davon geht die Sonne nicht unter“, taz vom 1. 3. 12

Ein erstaunlicher Kommentar zu den Kürzungen bei der Solarstromvergütung. Wie kann man nur ernsthaft behaupten, dass man sich mit dem Ausstieg aus der fossilen Stromerzeugung ruhig Zeit nehmen soll! Schließlich gebe es Experten, die 100 Prozent Erneuerbare Energien erst 2050 erwarten. Das kann doch nicht bedeuten, dass dieses späte Datum wünschenswert wäre! Es bedeutet nur, dass dank der Menschen, die von dem Verkauf fossiler und atomarer Energie profitieren, und dank der vielen Menschen, die ihnen auf den Leim gehen, wir wahrscheinlich erst 2050 den Ausstieg geschafft haben werden, was leider – nach Einschätzung von Experten – zu spät sein wird für die vielen Menschen, die jetzt schon unter dem Klimawandel leiden. Die Solarstromvergütung muss absinken, aber doch nicht so überraschend und schnell! Bitte lesen Sie, lieber Herr Berkel, die nüchternen Berichte der vielen kleinen Betriebe, die bereits jetzt und in den nächsten Tagen ihre Mitarbeiter entlassen werden, weil ihre Auftragslage schlagartig um 90 Prozent eingebrochen ist. RENATE HEISE, Osnabrück

„Gut so!“, sagen Rösler, Röttgen und taz

■ betr.: „Davon geht die Sonne nicht unter“, taz vom 1. 3. 12

Richtig, die Sonne geht nicht unter. Aber Erleuchtung wäre ja auch was. Per Gesetz wird der Zubau an Photovoltaik für 2012 halbiert. Das halbiert nicht nur den Umsatz aller Beteiligten. Auch die Geschwindigkeit in eine dezentrale und autarke Energieversorgung wird halbiert. Da schreibt die taz: „Gut so!“ Denn die Regierung plant ja eh, dass es noch 40 Jahre dauern soll. Also schreibt die taz, das sei „mehr als genug Zeit“. Unglaublich!

Das Getue um die Kosten für die Verbraucher ist perfide. Was sind denn die 2,5 Cent beim Strom gegen den Euro, den der Staat beim Benzin aufschlägt. Jawohl, solche Aufschläge verfolgen ein strategisches Ziel und sind richtig. Jeder weitere Ausbau, schnell oder langsam, lässt den Aufschlag von 2,5 Cent kaum noch steigen, da wir gerade die Preisparität überschreiten. Und die Jahresbelastung für den Verbraucher sinkt schon bald Jahr für Jahr, auch bei schnellem weiteren Ausbau, da immer mehr „Alteinspeiser“ auf Eigenverbrauch umsteigen werden. Bei 3 Prozent Preissteigerung kostet die Kilowattstunde in 20 Jahren über 40 Cent, da speist doch keiner mehr für 25 oder 30 Cent seinen Strom in’s Netz, garantierte Vergütung hin oder her.

Die „Edelstahlgestelle für große Solarparks“ bilden den Gipfel der Ignoranz. Die gibt es nicht, kein einziges. Damit soll das Märchen von den zweistelligen Renditen unterfüttert werden. Kein Kenner der Branche kann trotz gesunkener Modulpreise bei voller Eigenfinanzierung und voller Einspeisung 5 Prozent Rendite vorrechnen. Das wird nun unter 2 Prozent gesenkt. „Gut so!“, sagen Rösler, Röttgen und die taz. ROLF WALTHER, Dessau

Gesetz für die großen Energieversorger

■ betr.: „Davon geht die Sonne nicht unter“, taz vom 1. 3. 12

Falls dieser Kommentar eine Satire sein soll, ist er gut! Lässt sich in dem Zeitrahmen von 40 Jahren die Erderwärmung auf 2°C begrenzen? Und treibt unsere Regierung die Sorge um den Geldbeutel des (der) kleinen Stromverbraucher(in) um? Dann könnte sie sich ja mal fragen, ob die großzügigen Ausnahmeregelungen für Großstromverbraucher vom EEG und neuerdings auch von den Netzentgelten zielführend sind. Die EEG-Umlage ist die einzige Gebühr, auf die wir alle direkt Zugriff haben. Jede(r) kann sie sich zurückholen, indem er (sie) entweder in eine Solaranlage auf eigenem Dach investiert oder durch günstige Beteiligungen Mitglied in der lokalen Energiegenossenschaft wird. Das Problem am EEG ist nur, dass die 4 Großen sich bisher wegen Investitionsresistenz von diesen Profiten ausgeschlossen haben. Auch schmälert der massive Zubau der Solaranlagen die Reingewinne ihrer bestehenden Anlagen und die der geplanten hochmodernen Braunkohlekraftwerke. STEFANIE KLEMENT, Darmstadt