LESERINNENBRIEFE :
Verzicht auf Fleisch
■ betr.: „Tierschützer als letzte Hoffnung“, taz vom 10. 4. 12
Svenja Bergt schreibt in ihrem Kommentar, die Verbraucher sollten „wenigstens ab und zu den Ekel über den Geldbeutel siegen lassen“. Was ist konkret darunter zu verstehen? Die Massentierquäler kann nur eines treffen: Verzicht auf Fleisch von Vögeln und von Säugetieren. ARIBERT SCHMIDT, Bielefeld
Billigfleisch vermeiden
■ betr.: „Tierschützer als letzte Hoffnung“, taz vom 10. 4. 12
Ich kann nur hoffen, dass die Menschen endlich aufwachen und sich ansehen, was für Verbrechen sie mit dem Kauf und „Genuss“ von Billigfleisch unterstützen. Und dass sie endlich begreifen, dass nur sie selbst als Verbraucher mit ihrem Kaufverhalten Einfluss auf eine Verbesserung haben. Den Tierschützern von Peta kann ich nur tausendmal für ihren Mut danken und ihnen allen Erfolg der Erde bei ihren Einsätzen wünschen. HEIDRUN BÖHM, Berlin
„Wissen, was Glück heißt“
■ betr.: „Ein Linker bin ich nicht“, taz vom 7. 4. 12
Der für meinen Geschmack etwas ausgiebig zur Schau gestellte Bekennermut Winfried Kretschmanns zur eigenen Kleinbürgerlichkeit hat bei allen sympathischen Seiten auch etwas Irritierendes. Aus der Einsicht, dass wir Menschen „zu Staub zerfallen“ und das Glück im geschichtlichen Heilsplan Gottes offensichtlich nicht angelegt sei, folgert er, dass der „zur Freiheit berufene Mensch“ den Anspruch auf Glück preiszugeben habe. Der Mensch sei nun einmal nicht für das „Glück gemacht“ (Kretschmann). Angesichts der Strenge, mit der er den Anspruch auf Glück zugunsten einer asketischen Freiheitsphilosophie abweist, möchte man Herrn Kretschmann an dieser Stelle gerne an ein materialistisches Motiv seines schwäbischen (und zugegebenermaßen großbürgerlichen) Landsmannes aus Zuffenhausen erinnern. Max Horkheimer spricht in seiner Freiheitsphilosophie vom „revolutionären Geist“ der späten Bürger, die politisch werden, weil sie entgegen allen Demutspredigten „wissen, was Glück heißt“ und wissen, dass „ohne günstige soziale Bedingungen alle menschlichen Anlagen ersticken“. PETER FLICK, Köln
Die Schlichtung vergessen
■ betr.: „Ein Linker bin ich nicht“, taz vom 7. 4. 12
Es sind nicht nur die S-21-Gegner, die das Ergebnis des Volksentscheids nicht akzeptieren können, die er enttäuscht hat. Das wäre zu verschmerzen. Es sind auch diejenigen, die das Ergebnis akzeptieren, jedoch erwartet haben, dass Kretschmann mit seinen Grünen wenigstens auf die Einhaltung des Schlichtungsergebnisses pochen würde, denen er nun mit seinen Sprüchen ständig eine Erinnerung ist, welche Partei künftig nicht mehr gewählt werden darf.
Die Grünen haben offensichtlich spätestens nach dem Volksentscheid die Schlichtung vergessen und damit den Eindruck bestätigt, dass auch für sie die Schlichtung nichts anderes als eine Alibiveranstaltung auf dem Weg zur Macht in Baden-Württemberg dargestellt hat. Kaum sind sie oben, erinnern sie sich nicht mehr an ihr eigenes Geschwätz aus Oppositionszeiten. Wie alle Parteien, und das macht die Enttäuschung umso größer. WILLY HERMANN, Backnang
Öfter das Rad benutzen
■ betr.: „Ramsauer fordert härteres Vorgehen“, taz vom 11. 4. 12
Holla! Herr Ramsauer treibt eine neue Sau durch’s Dorf. Den Kampf-Radler, lat. ciclisti brutalis. Mit ihren SUV-gleichen Urban-Destroyers durchpflügen sie die Innenstädte nach Opfern. Street-Warriers, die GTIs unter den Rädern, rasen auf der Suche nach Gegnern durch die Speckgürtel der Städte. Die 2A (aggressive Alte) mit ihren High Voltage Hybrid Power Bikes lehren die in dunklen Limousinen lautlos, aber deutlich zu schnell dahingleitenden Leistungsträger der Gesellschaft das Fürchten. Und Laufrad tragende Mütter versperren systematisch die Radwege. Aus der Rücksitzperspektive eines 7er BMW erscheint die Welt da draußen zum Fürchten. Mein Tipp: Öfter das Rad benutzen. Gibt’s auch von BMW.
WOLFGANG SIEDLER, Langenhagen
Steuerideologie überdenken
■ betr.: „Gabriel für soziale Komponente“, taz vom 11. 4. 12
Der Vorschlag ist revolutionär! Rüttelt Sigmar Gabriel damit nicht an den Grundfesten der Steuerideologie? Fast ausnahmslos werden alle Vergünstigungen über Abschreibungsmodelle realisiert: Je höher das Einkommen, umso größer die Steuerersparnis. Reiche werden damit reicher, aber das kennen wir ja irgendwie.
Eine der bekanntesten Ausnahmen von diesem Prinzip war die Eigenheimzulage, welche die „Steuerbegünstigung der zu eigenen Wohnzwecken genutzten Wohnung im eigenen Haus“ (Paragraf 10e EStG) abgelöst hat. Diese Förderung wurde abgeschafft, zu Recht. Nicht nur sie, sondern vor allem die Pendlerpauschale hat schließlich die Zersiedlung der Landschaft befeuert und Fakten in Beton geschaffen. Dennoch: Würde sie umgewandelt werden in einen Festbetrag, unabhängig vom Einkommen, wäre dies ein großer Schritt in Richtung Gerechtigkeit. Noch wichtiger: Warum fällt es uns so schwer, die unsoziale Steuerideologie mal generell zu überdenken und endlich hinter uns zu lassen? DIETER STOMPE, Erfurt