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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Fatale Folgen für die Kinder

■ betr.: „Mehr Geld vom Bund für den Kitaausbau“, taz vom 30. 4. 12

Das passt ja super, am 28. 4. der Kommentar „Kitas schlecht und voll“ und dann am 30. 4. („Mehr Geld vom Bund …“) die Empfehlung der Bundesministerin, die Standards zu senken! Eigentlich hat man schon bei Schlecker gesehen, dass das Prinzip „flächendeckend und schlechte Qualität“ nicht hinhaut, für die Kleinsten und den wichtigen Start in die „Bildungskarriere“ scheint es aber tauglich und von oberster Stelle empfohlen.

Es ist völlig klar, dass die jetzige Struktur der vorschulischen Erziehung in einer völlig unübersichtlichen sehr unterschiedlichen Trägerlandschaft, völlig abhängig von der Finanzkraft der jeweiligen Kommune, auf Länderebene zersplittert mit unterschiedlichen Bildungsplänen und Richtlinien für den Betreuerschlüssel, diese Umstellung nicht gut vollziehen kann. Grundlegend hinderlich ist ferner die schlechte Bezahlung der Fachkräfte, die nicht einmal, wie LehrerInnen, für Vorbereitung und Nachbereitung ihre Arbeitszeit nutzen können, für die neuen akademisierten Ausgebildeten (Ba-Abschlüsse) gibt es meist keine angemessene Eingruppierung.

Bezogen auf diese Probleme der grundlegenden Strukturen kann leider nicht vom „Umbruch im deutschen Früherziehungssystem“ gesprochen werden, wie die Nubbek-Studie es vorgibt. An dieser Stelle muss man sich nicht nur um eine früh beeinträchtigte Lernmotivation vieler Kleinkinder Sorgen machen. Besonders schlechte Kitas sind dort, wo auch die Familien große Probleme mit der Erziehung haben. Ein Verdoppelungseffekt mit fatalen Folgen für die Kinder. Unser jetziges Erziehungs- und Bildungssystem in dieser Form kann eher keine Chancengleichheit herstellen. GISELA WIEGAND,

Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin, Kassel

Ziele scheinen erreichbar

■ betr.: „Es werde öko, aber dalli!“, taz vom 2. 5. 12

Die gesteckten Ziele, z. B. 35 Prozent erneuerbarer Strom in Deutschland bis 2020, scheinen locker erreichbar, auch in der EU scheint das Ziel, bis 2050 CO2 um 80–95 Prozent zu reduzieren, realistisch zu sein. Nur gilt das Zwei-Grad-Ziel von Cancun 2010, wenn ich richtig informiert bin, weltweit. Und weltweit sind der deutsche und auch der europäische Anteil Peanuts. Was Deutschland kann und in der Lage ist zu zeigen, ist, Strom zu 100 Prozent in 10–15 Jahren erneuerbar zu generieren, und das zu Kosten, die unter denen aus fossilen Rohstoffen liegen. Diesem Beispiel zu folgen, werden auch die Schwellenländer zu überzeugen sein. Kein Land wird es sich leisten, uns den energetischen Kostenvorteil allein zu überlassen. Nach diesem Mechanismus wäre der vielleicht wichtigste Teil der Cancun-Vision für 2050 doch noch erreichbar. KLAUS WARZECHA, Wiesbaden

Wo bleibt die Konsequenz?

■ betr.: „Es werde öko, aber dalli!“, taz vom 2. 5. 12

Windenergie auf See ist nicht notwendig. Jetzt sieht selbst Siemens-Chef Löscher ein, die Probleme bei Windenergie auf See unterschätzt zu haben. Wo aber bleibt die Konsequenz? Windkraft an Land ist nicht nur billiger zu produzieren, sie ist auch serienreif, fördert den Mittelstand, mindert den Netzausbaubedarf erheblich. 1 Prozent der für Windkraft geeigneten Fläche und ca. 7 Prozent der Gebäude- und versiegelten Siedlungsfläche, mit Fotovoltaik bestückt, könnten ganz Deutschland mit Strom versorgen. Der Betrag für die großzügige Förderung der Windkraft auf See ist für die Forschung neuer Speichertechnologien und für die Markteinführung von Energiespeichern einzusetzen. Aber dalli! ARTUR BORST, Tübingen