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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Verhöhnung der S-21-Bewegten

■ betr.: „Kopf oben, Bahnhof unten“ von Boris Palmer und „Fehler beim Protest gegen Stuttgart“, taz vom 23. 5. 12

Im Jahr 2005 bei der Wahl zum Stuttgarter OB war Herr Palmer als Kandidat der Grünen angetreten – und gescheitert. Für die Stichwahl gab es damals die öffentliche Empfehlung von Herrn Palmer (grün), gegen Ute Vogt (SPD) und für Schuster (CDU und S-21-Vorantreiber) zu stimmen. Diese Empfehlung hat die Stuttgarter Grünen damals etliche Prozent an aktiven Mitgliedern und unendlich an Vertrauen in grüne Glaubwürdigkeit gekostet.

Dass gerade Herr Palmer eine „Analyse“ der Fehler beim S-21-Protest schreiben muss, finde ich eine Verhöhnung der S-21-Bewegten. Er hat damals mit der OB-Empfehlung direkt zur Verschärfung des S-21-Konflikts beigetragen. Damals wuchs noch Gras über die Sache, dann ist S 21 eskaliert, und nun ist Palmer der Tübinger OB – macht man so Karriere? HARTMUT WINKLER, Dettenhausen

Grölend und feixend im Landtag

■ betr.: „Kopf oben, Bahnhof unten“, taz vom 23. 5. 12

Es gab nach der Volksabstimmung eine Umfrage des SWR, woraus hervorging, dass das maßgebliche Argument, das die Leute dazu bewogen hat, nicht für den Ausstieg aus der Finanzierung von Stuttgart 21 zu votieren, die maßlos übertriebenen Ausstiegskosten von 1,5 Milliarden Euro waren (dafür, dass noch nicht einmal begonnen wurde zu bauen und wo doch das ganze Projekt angeblich „nur“ 4,3 Milliarden kosten wird). Der sogenannte Gesellschaftsvertrag setzt voraus, dass nicht derart gelogen wird und dass gleiche (finanzielle) Mittel herrschen, was bei dieser Volksabstimmung überhaupt nicht der Fall war. Herr Hauk von der CDU stand hinterher im Landtag grölend auf einem Stuhl und feixte: „Nur wir sind kampagnenfähig.“ Sich derart über die Leute lustig zu machen, zeigt doch, dass ihm der Gesellschaftsvertrag recht egal ist, Hauptsache das Marketing stimmt. Eine Volksabstimmung unter solchen ungleichen Voraussetzungen darf es nie wieder geben. MANUELA KUNKEL, Stuttgart

Steuergelder in private Taschen

■ betr.: „Kopf oben, Bahnhof unten“, taz vom 23. 5. 12

Über dieses Projekt hätte überhaupt keine Abstimmung stattfinden müssen, sondern eine Landesregierung hat die verdammte Pflicht, Schaden von Land und Volk abzuwenden. Und nicht dafür zu sorgen, dass die Bahn und ein paar Investoren ihre „Steuergelder in private Taschen“-Spielchen in Ruhe spielen können. Bürgerin S. taz.de

Unsozialer, unsinniger Vorschlag

■ betr.: „Baupläne für die Buddelkiste“, taz vom 22. 5. 12

Ohne kritische Distanz geben Sie in Ihrem Artikel über Kritik an Bauvorschriften für Kitas auch den unsozialen und bildungspolitisch unbegründbaren und unsinnigen Vorschlägen des Geschäftsführers des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, Landsberg, Raum („da, wo es geht, bauliche und pädagogische Standards zu senken“).

Nicht die Klagen der Eltern sind zu befürchten, sondern die Folgen für die nächste Generation. Jugendliche, die an den Hürden des Mittleren Schulabschlusses scheitern, haben meist Bildungsdefizite aus den ersten fünf Lebensjahren, vor allem im sprachlichen Bereich. Jeder Besuch in einer Kita zeigt, wie wichtig die gründliche Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern ist. Sie brauchen alle die gleichen Bildungsvoraussetzungen, um Kinder zu fördern. Es gibt in diesem Arbeitsfeld keine unwichtigen Arbeiten für Niedrigqualifizierte, keine Handlager wie vielleicht im Handwerk. HILLA METZNER, Berlin