LESERINNENBRIEFE :
■ betr.: „Deutschland vor der schwarz-gelben Regierung. Was kommt denn da?, taz vom 29. 9. 09
Die gespaltene SPD
Ein Punkt hat mir gefehlt in der Diskussion und auch in den Kommentaren – nur im Dreßler-Interview klang er kurz an: der Grund für die Verweigerung der SPD-Stammwähler. Fakt ist doch: Die nach der konservativen Schröder-Wende enttäuschten SPD-Anhänger finden keine Partei mehr, die ihren Vorstellungen entspricht. Es gäbe zwar etwas in dieser Art, die Linke. Aber die wurde ja auch von der SPD so lange und so drastisch und so laut für unwählbar erklärt, dass sie ein aufrechter Sozialdemokrat eben auch nicht wählt. Also bleibt ihm nichts übrig, als sich der Stimme zu enthalten. Und damit kommen die Stimmen der nichtwählenden Eigentlich-Sozialdemokraten vor allem der CDU als stimmenstärkster Partei zugute. Wie absurd!
Hätte die SPD nicht so notorisch gegen ihre abtrünnige „linke Hälfte“ gehetzt, hätte die Linkspartei wahrscheinlich einige enttäuschte SPD-Wähler aufgefangen. Vielleicht hätte das gereicht, um zumindest einige der Überhangmandate der Union zu vermeiden, wenn nicht sogar die „Tigerenten-Koalition“ zu verhindern. Es wird Zeit für die Sozialdemokraten, anzuerkennen, dass sich ihre Partei faktisch gespalten hat. Nur durch konstruktive Zusammenarbeit mit den Abtrünnigen kann dem liberalkonservativen Bündnis ein Linksbündnis als wirksame Opposition entgegengestellt werden.
THOMAS RÖNNBERG,
Rettenbach a. Auerberg
■ betr.: „Lieber tot als rot“,online-taz vom 1. 10. 09
Chance verspielt
Die Verräterclique um Matschie heuchelt von stabilen Regierungsverhältnissen und verspielt damit die Chance, wenigstens im Bundesrat die Möglichkeit eines Durchmarschs von Schwarz/Gelb blockieren zu können! Nein, sie haben nicht das Wohl der Menschen, sondern ihre Machtgier im Blick! Sie haben ihre letzten Wähler verraten und verkauft! Komme mir da keiner mit „Wir wollen doch die soziale Komponente in der Regierung bewahren“. Die SPD hatte die große Chance dazu, in dem sie mit einem rot-rot-grünen Bündnis die Verursacher aller „Schweinereien“ in die Opposition hätte schicken können!
PETER LÜCKMANN, Gera
■ betr.: „Lieber tot als rot“,online.taz vom 1. 10. 09
Arme, arme SPD
Ich bin immer noch ganz ungläubig darüber, was ich eben gelesen habe.
Die SPD will doch tatsächlich in Thüringen mit der CDU koalieren?! Und dies allen Ernstes nach dem Bundestagsdesaster? So etwas Dummes habe ich noch nie erlebt. Dafür gibt es gar keine Worte, man kann einfach nur traurig mit dem Kopf schütteln.
Vielleicht hätte die SPD unter 20 Prozent am Sonntag fallen müssen, um zu merken, dass die Wähler die Politik, die sie mit der CDU betreibt, nicht wollen.
Arme, arme SPD.
TIM KÜCHLER, Hamburg
■ betr.: Der Niedergang der stolzen Sozialdemokraten“, taz vom 28. 9. 09
Ziele verraten und verkauft
Die Briefe (taz vom 30. 9. 09) kann ich alle gut verstehen. Man überlegt immer wieder, warum die Bundes-SPDler bloß alles so falsch machen und trotzdem nichts daran ändern, und kommt zu keinem Ergebnis. Es sei denn, man müsste annehmen, dass die SPD schon lange von den großen Wirtschafts-Lobbys angebohrt wurde und z. B. Clement ganz bewusst mit ihrer Demontage begonnen habe, um ihren endgültigen Niedergang einzuleiten und andere dies fortsetzten.
Aber in diesem Fall verstünde ich dann wieder nicht, warum in der SPD von unten keine Rebellion stattfindet. Wenn ich meine Ziele in einer Partei verraten und verkauft sehe und nichts mehr dagegen ausrichten kann, dann gebe ich doch mein Parteibuch zurück.
GABRIELE VOTAVA, Borkwalde