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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Esperanto wäre von Vorteil

■ betr.: „Mehr Englisch, bitte!“, taz vom 17. 8. 12

Das Anliegen, das Frau Gersmann in ihrem Artikel vertritt, ist äußerst unterstützenswert: Eine lebhafte und breite Diskussion über Europas Probleme und Europas Zukunft tut wirklich not. Allerdings erscheint es mir zweifelhaft, ob Englisch wirklich als allgemeine europäische „Zweitsprache“ tauglich ist. Bekannt ist, dass „broken English“ zwar relativ einfach ist, elaboriertes Englisch aber ziemlich schwierig. In ernsthaften Diskussionen hätten deswegen die meisten Europäer, deren Muttersprache nicht Englisch ist, erhebliche Nachteile gegenüber den „native speakers“. Außerdem würde die Einführung von Englisch als europäische Verkehrssprache den USA eine zusätzliche Dominanz verleihen. Ich halte das nicht unbedingt für wünschenswert.

Frau Gersmann erwähnt in ihrem Artikel beiläufig die Universalsprache Esperanto und erklärt, diese sei „passé“. Es lohnt sich aber, über die Förderung von Esperanto als europäische Zweitsprache nachzudenken. Die Vorteile eines solchen Projektes liegen auf der Hand: Esperanto ist keinem bestimmten Nationalstaat zuzuordnen; Esperanto verfügt bereits über eine ausgearbeitete Terminologie in allen möglichen Wissensbereichen; Esperanto ist sehr leicht zu lernen. Tatsächlich ist die Verbreitung dieser Sprache in den letzten Jahrzehnten zum Stillstand gekommen, aber das könnte sich ja wieder ändern. Esperanto wäre ein optimales Mittel für eine lebhafte innereuropäische Diskussion. WINFRIED SCHUMACHER, Köln

Sprachloses Europa

■ betr.: „Mehr Englisch, bitte!“, taz vom 17. 8. 12

Das Erlernen der englischen Sprache muss in Zukunft zum bildungspolitischen Grundkanon deutscher Bildung und Ausbildung vom Kindergarten bis zum Hochschulabschluss gehören. Niemand sollte mehr einen Abschluss erreichen können, wenn er nicht ein Gespräch und eine Diskussion in Englisch führen kann. Wir müssen uns ein Beispiel an den Niederländern, Schweden, Finnen, Dänen, Norwegern, Koreanern, Indonesiern, Vietnamesen nehmen, für die es selbstverständlich ist, Englisch so zu erlernen, dass sie international im wahrsten Sinne des Wortes „mitreden“ können. Wer auf internationaler Ebene verfolgt, wie sich Politiker aus diesen Ländern sprachlich einbringen und dies mit vergleichbaren deutschen Partnern vergleicht, bekommt feuchte Hände. Wer J. C. Juncker oder Daniel Cohn-Bendit auf Deutsch, Französisch oder Englisch parlieren sieht und hört, erkennt leicht, dass die allgemeine Sprachlosigkeit in Europa mit der „Sprache“ zusammenhängt.

Der europäische Sprachendienst gehört in der Sparte Dolmetschen am Mann oder an der Frau abgeschafft. Es ist nicht zu viel verlangt, wenn Politiker, die im Europäischen Parlament tätig werden wollen, sich auch fremdsprachlich darauf vorbereiten. So sollte es selbstverständlich werden, dass Debatten in Englisch geführt werden. Wer stattdessen Diskussionen darüber führt, ob wir es politisch ertragen können, dass europäische Papiere nicht gleichzeitig auf Deutsch, Englisch, Französisch und weiteren 23 Sprachen vorliegen, hat leider von der Globalisierung und der Rolle Europas darin wenig verstanden. UDO KOLLENBERG, Meckenheim

Es geht hier nicht um Panzer

■ betr.: „Auf dem Weg zum militarisierten Alltag“ u. a.,taz vom 18. 8. 12

Verkauft Karlsruhe uns für dumm?

Die Politik könnte sich viele Bundeswehreinsätze zurechtdefinieren. Wer könnte ausschließen, dass beispielsweise kritische Journalisten ins Visier des gerade neu errichteten Zentrums für Cyberkrieg der Bundeswehr geraten: Die USA haben die Enthüllungen von Wikileaks zu einem Angriff auf ihre nationale Sicherheit erklärt. Wenn sie nun von ihren Partnern Bündnistreue einforderten, müsste Deutschlands Freiheit bestimmt ganz schnell auch im Cyber-Space verteidigt werden. Es geht hier nicht um Panzer, sondern um Big Brother.

JÖRG BRÖKING, Witten

Thesen gut dargestellt

■ betr.: „Die Illusion ist, dass es so weitergeht“, taz vom 18. 8. 12

Eine unglaublich hohe Zahl unfassbar peinlicher Fragen seitens Ulrike Herrmann und Stefan Reinecke, statt dass sie ihre wirtschaftspolitische Fachkompetenz zur Basis einer Diskussion auf hohem Niveau einsetzen. Sahra Wagenknecht ist es zum Glück gelungen, ihre finanzpolitischen – aus meiner Sicht sehr treffenden – Thesen gut darzustellen. Warum nicht auf dieser Ebene eine konstruktive Auseinandersetzung führen, um gemeinsam ein antikapitalistisches Gegenmodell zu entwickeln? Gerade als Nichtmitglied der Linken, aber Abonnent der taz muss ich um bessere Inhalte bitten: Die immer wieder auftauchenden strukturellen Animositäten der taz zur Linken und ihren VertreterInnen sind mittlerweile nicht mehr nur ärgerlich, sondern öde. HEIKO WEHDE, Flensburg

Sehr enttäuscht

■ betr.: „Die Illusion, dass es so weitergeht“, taz vom 18. 8. 12

Ja, geht das immer so weiter? InterviewerInnen müssen wohl immer Sahra Wagenknecht persönlich angehen. Weil sie eine Frau ist, weil sie eine Linke ist? Diesmal machten das auch Ulrike Herrmann und Stefan Reinecke. Das enttäuscht mich doch sehr.

HELGA KILLINGER, Gauting