LESERINNENBRIEFE :
Hellseherische Fähigkeiten
■ betr.: „Ministerin fordert Zuschussrente“, taz vom 3. 9. 12
Ich bewundere die hellseherischen Fähigkeiten von Frau von der Leyen in 18 Jahren. Aber es sind nur 687,98 Euro! Es kann ihr auch egal sein, da sie dann als Alterspräsidentin gut versorgt sein wird, ob mit Euro oder Geuro oder oder … WILLY FUCHS, Berlin
Armseliges Rentenniveau
■ betr.: „Die drohende Altersarmut“, taz vom 3. 9. 12
Eigentlich ist es erstaunlich, dass es so ruhig im Lande bleibt, wenn man vernehmen muss, wie das künftige Rentenniveau aussehen wird – dabei ist das gegenwärtige schon armselig genug.
Fassungslos macht mich immer noch, dass es ausgerechnet Rot-Grün war, die die Absenkung beschlossen haben, aber die haben ja auch – und stehen großteils noch heute dahinter – Hartz IV eingeführt. Weder Rot-Grün noch zum Teil die Gewerkschaften fordern eine generelle Umgestaltung des Rentensystems: nämlich die Einbeziehung aller und die Abschaffung der Beitragsbemessungsgrenze sowie die Einbeziehung aller Einnahmen, die jemand erzielt. Heute können sich Freiberufler, Ärzte, Anwälte und viele andere Berufsgruppen aus der solidarischen Rentenversicherung davonstehlen. Von den üppig mit Pensionsansprüchen versorgten Politikern ganz zu schweigen. Aber, wie gesagt: an eine derartige Umgestaltung wollen weder Gabriel noch Trittin und Co. heran. Von daher kann man sich eigentlich die ganze Bundestagswahl und ihre Kosten sparen, gibt es doch kaum signifikante Unterschiede zwischen den maßgeblichen Akteuren.
Mich lässt das ratlos und wütend zurück. Georg Schramm spricht davon, dass wir einen „heiligen Zorn“ bräuchten. In der Tat, es müsste längst einen täglichen vernehmbaren Zorn geben, der die ganze Berliner Bagage das Fürchten lehrte. HELMUT HESSE, Erftstadt
Eine Frage des Verstandes
■ betr.: „Nicht schon wieder Linsensalat“, taz vom 1. 9. 12
Vegetarier mit Hitler gleichzusetzen ist ebenso plump, dumm und zusammenhanglos wie die Propaganda der Nazis. Fleisch zu essen ist ernährungsphysiologisch nicht notwendig. Das ist eine Frage des Verstandes. Eine Frage der Empathie ist es, keine Tiere in Massentierhaltung zu quälen, um sie später zu töten und zu essen. Vor allem Intelligenz und Empathie unterscheiden uns von Tieren. So manche Fleischesser sind offenbar noch nicht ganz auf diesem Entwicklungsstand angekommen. Dass aber der Widerstand der (Noch-)Fleischesser gegen vegetarisches Essen abnimmt, lässt mich hoffen, dass die Menschheit sich weiterentwickelt. ROLF LUCIUS, Bielefeld
Linke vertritt klaren Standpunkt
■ betr.: „Geheimdienste am Ende“, taz vom 1. 9. 12
Claus Leggewie und Horst Meier haben völlig recht: Eine Behörde, die nur Skandale produziert, die unkontrollierbar ist und schon immer auf dem rechten Auge blind war, sollte einfach dichtgemacht werden. Dies wäre ein Gewinn für die Demokratie.
Nun schreiben die beiden Autoren allerdings, dass sich „fast keine Partei“ trauen würde, ihre Position – also die Auflösung des Verfassungsschutzes – zu vertreten. Dies stimmt allerdings lediglich formal, denn es gibt im Bundestag nur die Partei Die Linke, die die Abschaffung der Geheimdienste explizit in ihrem Grundsatzprogramm vertritt. Für die Bundestagsfraktion habe ich kürzlich ein Papier mit zwölf konkreten Schritten zur Auflösung dieser überflüssigen Behörde entworfen, worüber die taz ausführlich berichtete. Ich würde mir ja wünschen, dass SPD und Grüne für die Auflösung wären. Sind sie aber nicht. Somit gibt es – leider – nur eine relevante politische Kraft, die hier einen klaren Standpunkt vertritt. Das ist die Linke und das ist doch eine gute Nachricht für Leggewie und Meier. Sie sollten das auch ruhig aussprechen. JAN KORTE,
Mitglied des Bundestages, Die Linke, Berlin
Sinnvolle Forderungen
■ betr.: „Geheimdienst am Ende“, taz vom 2. 9. 12
„… aber dennoch traut sich fast keine Partei, seine Auflösung in Betracht zu ziehen.“ – Die sogenannten Grünen haben längst vergessen, was sie an sinnvollen Forderungen mal im Programm hatten. Und das linke Legitimationsmäntelchen Ströbele weiß anscheinend auch nichts mehr davon. REBLEK, taz.de
Zinsfreie Wirtschaftsordnung
■ betr.: „Das führt zu Wachstumszwang“, taz vom 1. 9. 12
Sehr erfreulich, so ein Interview mit Margrit Kennedy zu lesen, denn sie gehört zum Urgestein in Richtung gerechte, zinsfreie Wirtschaftsordnung. Die Zinseszinskurve ist zwar ein ziemlich alter Hut, muss aber ständig wiederholt werden, weil die Finanzwirtschaft mit allen Tricks und übelsten Produkten (Derivate/Zertifikate) weiterhin ihr Unwesen treibt und die Umverteilung von Arm zu Reich täglich 200 Millionen beträgt. Die nach wie vor bestehende Arroganz der Banken und Sparkassen als angeblich Wissende ist nur schwer zu ertragen
Heftiger und dramatischer sind allerdings zwei exponentielle Kurven, über die höchst selten gesprochen wird. Zum einen ist es das Wachstum der Weltbevölkerung und zum anderen die unglaubliche Steigerung der Rüstungsausgaben. KLAUS-G. WALTHER, Reinbek