LESERINNENBRIEFE :
Musikalisches Vermächtnis
■ betr.: „Ein Arsch voll Bass“, taz vom 29. 10. 09
Im Gegensatz zu Jenni Zylka hat mir der Film „This is it“ super gefallen und hat mich auch persönlich sehr berührt. Die atemlose, ungläubige Stille im Kino und der manchmal aufbrausende Szenenapplaus hat mir gezeigt, dass es nicht nur mir so ging.
Der Film ist dank Kenny Ortega, dem Filmregisseur und Freund Jacksons, so etwas wie Michaels musikalisches Vermächtnis geworden: Er hat der Welt noch einmal gezeigt, was für ein einzigartiger, kreativer und sensibler Künstler MJ war. Zunächst mal: Michael hat alle jene Lügen gestraft, die der Meinung waren, der Mann bringt es nicht mehr. Das Gegenteil war der Fall, er war fit wie ein Turnschuh und sang und tanzte wie in alten Zeiten. Dass sich das Programm hauptsächlich aus alten Hits wie Black or white, Thriller, Beat it etc. zusammensetzt, stimmt zwar, aber erstens will man die doch hören, und zweitens sieht man viele neue und interessante Choreografien. Gerade den angeblich so grauenhaften Clip zu Smooth Criminal, in dem sich MJ mit Humphrey Bogart eine wilde Schießerei liefert, fand ich ziemlich witzig und gelungen.
Ob MJ nun ein Psychopath war oder nicht, dazu lässt sich der Film zum Glück nicht aus. Wenn es denn so war, so war er vielleicht sogar gerade deshalb ein so großer Künstler. Einer, der seine ganze Seele, seine ganze Liebe in seine Kunst einfließen ließ, das spürte man noch einmal deutlich. Und der in seiner kleinen Abschiedsrede im Kreis der Crew das offenbart hat, worum es ihm ging: sich selbst immer wieder zu toppen, der Welt etwas Schönes zu schenken, einen kleinen Beitrag zu einer besseren Welt zu leisten. Thank you, Jacko!
GABRIELE KENTRUP, Frankfurt am Main
So diktiert die Industrie
■ betr.: „Brauchen Minister Sachverstand?“, sonntaz vom 31. 10. 09
Minister brauchen Sachverstand, weil sie Perspektiven für eine menschliche und zukunftsfähige Politik entwickeln sollen, für deren Umsetzung weitgehend der Staatssekretär verantwortlich ist.
Für diese Regierung besteht solch eine zukunftsfähige Politik fast ausschließlich in einem globalen Wirtschaftswachstum, das von einer leistungsstarken Industrie erreicht werden soll. Daran orientieren sich auch die Minister. Gesetze werden dementsprechend mit der Industrie abgestimmt. Das meiste Geld für Forschung wird inzwischen von der Industrie zur Verfügung gestellt. So wird das Fachwissen von Universitäten und Instituten dann auch im Sinne der Industrie eingesetzt. So diktiert die Industrie. Die Minister sind inzwischen lediglich noch verantwortlich für die Umsetzung und Verwaltung. Marionetten eben. MARK SPOELSTRA, Freinsheim
Her mit mehr Kontrolle
■ betr.: „Mehr Besuch für Bio-Hühner“, taz vom 29. 10.09
Betrüger gibt’s leider überall, also her mit mehr Kontrolle. Aber auch für die konventionellen Betriebe, denn dort ist die Tierquälerei Standard. Und nicht einmal die Mindestbedingungen werden geprüft, bei uns in Österreich zum Beispiel nur zwei Prozent der Betriebe pro Jahr, das heißt alle 50 Jahre pro Betrieb. Toll, oder? Wenn aber bei Öko geschwindelt wird (was eben leider auch vorkommt), dann marschieren die Regimenter sofort auf – vermutlich schwer unterstützt von den konventionellen Tierquälerbetrieben …
ELISABETH RICHTER, Brunn/Österreich
Die ersten Gehversuche
■ betr.: „Ohne Samthandschuhe. Das von Studenten gegründete Wochenmagazin Weiter will kritischer recherchieren als die etablierten Lokalmedien“, taz vom 30. 10. 09
Wenn ich an dieser Stelle mal an die ersten Gehversuche der taz erinnern darf: jeden Tag eine neue Ausgabe zu veröffentlichen und eine nicht vorhandene Chance nutzen. Was hätte die taz über sich selbst hier geschrieben? Ich finde, das solltet ihr besser wissen, und dieses sehr lobenswerte Projekt nicht schon wieder totreden.
JULIA BECKER, Metzingen
Das würde Leipzig guttun
■ betr.: „Ohne Samthandschuhe“, taz vom 30. 10. 09
Einen alternativen Journalismus zur Leipziger Volkszeitung und MDR würde Leipzig sehr guttun, vor allem zu politischen Themen. Dies leistet weiter leider, zumindest in der ersten Ausgabe, in keiner Weise. Schade. GINA ROSA WOLLINGER, Leipzig