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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Kleinere Klassen statt Deutsch-Quote

■ betr.: „Brauchen Problemschulen eine Deutsch-Quote?“, taz vom 31. 10. 09

In Ihrem Beitrag fordern Befürworter wie Gegner der Deutsch-Quote einhellig bessere Schulen in sozialen Brennpunkten. Was niemand erwähnt, ist, dass (in Berlin) in diesen Tagen eine wesentliche Voraussetzung für gelingende Integration in einem schwierigen sozialen Umfeld „abgeschafft“ wird: kleinere Klassen, in denen die Lehrer eine Chance haben, auf die einzelnen Kinder und ihre Bedürfnisse einzugehen. Bis zum Schuljahr 2007/2008 war es möglich, die Klassenfrequenzen in sozialen Brennpunkten auf 20 zu senken. Im kommenden Schuljahr soll die Frequenz auf bis zu 28 Schüler hochgesetzt werden, auch in sozialen Brennpunkten! Um Gebäudekosten zu sparen.

Mit dem Ziel, Gebäudekosten einzusparen, wird also die Schulqualität massiv verschlechtert. Worunter besonders die Schüler in sozialen Brennpunkten leiden werden. (Zumal wenn, wie in unserem Kiez Berlin-Moabit, genau die Schule „eingespart“ werden soll, in der soziale Integration funktioniert!) Andererseits liegt hier auch eine Chance: Denn wenn wir es schaffen, dass die Anhebung der Klassenfrequenzen in sozialen Brennpunkten wieder zurückgenommen wird, dann haben wir einen großen Schritt in Richtung besserer Schulqualität in allen sozialen Brennpunkten geschafft! Deshalb brauchen wir eine Koalition für gute Schulen in sozialen Brennpunkten. SYLKE SEDELIES, Berlin

Fliegende Untertassen

■ betr.: „Mein erster Amerikaner“,taz vom 4. 11. 09

Bei uns in Köln nennt man das, was „Zonen-Angie“ da zum Anbeißen findet „Berliner“ (und heißen die Dinger in Berlin nicht „Pfannkuchen“?) – ein „Amerikaner“ sieht bei uns aus wie eine durchgeschnittene fliegende Untertasse mit Zuckerglasur … Es lebe die Völkerverständigung!

MERLE WIESCHHOFF, Köln

Amerikaner oder Berliner

■ betr.: „Mein erster Amerikaner“, taz vom 4. 11. 09

dass john f. als amerikaner auch ein berliner war, das ist klar. wenn jedoch einer meint, dass ein berliner auch gleich ein amerikaner wär, so irrt sich der.

eure titelseiten und -bilder sind mir (sonst) immer ein hochgenuss.

NORBERT BÖCKMANN, Bad Driburg

Reiche Oberschicht Indiens

■ betr.: „Wir bekommen ein Klimaabkommen“, taz vom 5. 11. 09

Zum Klimawandel beruft sich der Nobelpreisträger Rajendra Pachauri unter anderem auf die niedrigen Pro-Kopf-Werte Indiens. Am Ende des Interviews fordert er, dass sich die Wahrnehmung Indiens ändern solle. Darum bitte ich, wenn auch im anderen Sinn. Die Mehrheit der Inder ist ökologisch – zwangsläufig: Sie verbrauchen kaum Strom, weil er nur stundenweise zur Verfügung steht – sollten sie überhaupt einen Anschluss haben. Die Mehrheit lebt unter Wohnbedingungen, wo man die stromfressende Klimaanlagen schon technisch gar nicht einbauen kann. Die Mehrheit fährt Fahrrad, Bus und Bahn und träumt davon, sich vielleicht einmal ein Moped leisten zu können.

Es ist doch die reiche Oberschicht (nicht nur) Indiens, die durch ihren Lebensstil die Erderwärmung verursacht. Aber immer wenn es um Umweltschutz und internationale Verantwortung geht, erinnern sich genau diese „Landesvertreter“ ihrer verarmten Mehrheitsbevölkerung, um sich mit niedrigen Pro-Kopf-Werten herauszureden. RAINER SONNTAG, zurzeit Südindien