LESERINNENBRIEFE :
Loblieder mit fadem Beigeschmack
■ betr.: Die Mauerfall-Feiern am 9. 11. 09
In ergreifenden Reden erinnerten europäische Politiker an die aufregenden Tage, als der Mut vieler den Traum von der Freiheit Wirklichkeit werden ließ, und riefen dazu auf, diesen Tag auch als Symbol und Ansporn für eine Welt ohne Mauern zu verstehen. Wunderbare Worte, die jedoch von Politikern gesprochen wurden, die gleichzeitig eine Politik der Abschottung Europas gegenüber der Dritten Welt betreiben und damit den Traum von der Freiheit derer, die vor Bürgerkriegen, Klimakatastrophen, Hunger und Elend flüchten, gnadenlos zerstören. An diesem Tag auch der vielen Maueropfer zu gedenken ist sicher angemessen, jedoch auch heuchlerisch, wenn es aus dem Mund derer kommt, die gleichzeitig den tausendfachen Tod an den Außengrenzen der EU billigend in Kauf nehmen, indem sie dort neue Grenzzäune, Hightech-Überwachungsanlagen und bewaffnete Patrouillen installieren. Loblieder auf den Sieg der Freiheit bekommen einen faden Beigeschmack, wenn sie doch nur die Freiheit der europäischen Bevölkerung meinen und den größten und ärmsten Teil der Weltbevölkerung ausschließen. JOSIE BOCKHOLT, Aachen
„Panik-Seite“ bedient
■ betr.: „Ukraine unter Quarantäne“, taz vom 3. 11. 09
Ich gebe Frau Stöcker vom Robert-Koch-Institut vollkommen recht mit der „künstlich erzeugten Verwirrung“. Allerdings bin ich der Meinung, dass gerade das RKI maßgeblich an dieser Verwirrung beteiligt ist. Von dieser Seite werden und wurden Kritiker der Impfung entweder nicht ernst genommen oder abgebügelt, ebenso wie dies das Bundesgesundheitsministerium, GlaxoSmithKline und andere getan haben. Auch die taz bedient mit ihrer Berichterstattung teilweise diese „Panik-Seite“. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass die Situation „künstlich aufgebauscht“ wird. Schaut mal in die Schweiz! Dort wird gebremst, zu recht – hier wird gepusht. Aber den Impfstoff für ein paar 100 Millionen Euro darf man natürlich nicht dem Verfall preisgeben – Patienten hingegen schon. Ich lasse mich jedenfalls nicht impfen, obwohl ich im Gesundheitswesen tätig bin. Und jede/jeder sollte sich gut informieren, bevor sie/er die Entscheidung trifft. Die Mehrzahl der Ärzte, die nicht impfen, entschieden sich nicht des Geldes wegen dagegen! MANFRED BAUER, Pforzheim
Subtiler Sexismus
■ betr.: „Weg mit den Hungerhaken“, taz vom 5. 11. 09, „Schwanger war gestern“, taz vom 6. 11. 09, „Die Stahl-Prinzessin“, „Das Genussverbot“, taz vom 7. 11. 09
Sexismus ist nicht nur zu finden in „Frauen gehören an den Herd“. Sexismus und Reduzierung von Frauen auf ihren Körper kommt in der taz nur etwas subtiler daher: Habt Ihr mal nachgezählt, wie viele Artikel Ihr über Frauenkörper(lichkeit) und wie viele über Männer schreibt? Warum dürfen Merkel und Käßmann nicht genauso langweilig und professionell agieren wie zum Beispiel Steinmeier (siehe „Genussverbot“), warum wird Understatement nicht auch als Zeichen von Selbstbewusstsein anerkannt? Protzen muss doch nur, wer eigentlich selbst nicht glaubt, dass er toll ist. Warum darf Klum nicht so schnell oder langsam abnehmen, wie sie lustig ist? Warum diese Häme? Sie ist erfolgreich und inszeniert sich, anders als Merkel, ganz klar als Frau. Aber das ist dann auch wieder nicht recht. Dann – vielleicht weil mal einen Tag der persönliche Angriff auf bestimmte Frauen fehlte? – ein Hungerhakenartikel, sicherstellend, dass Frauen = Körperlichkeit im Gedächtnis bleibt. Klar, vermutlich keine böse Absicht, aber merkt Ihr nicht, dass Ihr praktisch 1:1 reproduziert, was ihr zu kritisieren vorgebt? Lasst es doch einfach mal sein! Und den puren Sexismus spart Euch doch bitte einfach ganz: So wie in „Stahlprinzessin“, wo Megha Mittal, studierte erfolgreiche Geschäftsfrau aus erfolgreicher Familie, die in ein neues Unternehmen einsteigt und die Belegschaft begeistert, als Prinzessin diffamiert und ihr – bar jeder (vorgebrachten) Grundlage – auch noch eine quasi Zwangsheirat unterstellt wird. SILKE KARCHER, Berlin
Gute Seite, guter Tag
■ betr.: Titelseite, taz vom 10. 11. 09
Eure Titelseite zur 3. Tagung des 17. Zentralkabinetts war genial und gleichzeitig beklemmend. „Verboten“ war auch wieder ganz große Klasse. Der Tag fing gut an. GERNOT ZOTHNER, Schömberg