LESERINNENBRIEFE :
Kampf um die Freiheit
■ betr.: „Die Abtreibungsgegnerin“, taz vom 28. 11. 12
Mitu Khurana ist keine „Abtreibungsgegnerin“, sondern kämpft für ihr Recht, ihre Kinder zur Welt zu bringen, also für ihre Freiheit, genau wie andere, die für das Recht auf Abtreibung kämpfen, also auch für die Freiheit. HARALD KRÄHE, Essen
Die Beiträge bleiben stabil?
■ betr.: „Grüne kritisieren das SPD-Rentenkonzept“, taz v. 27. 11. 12
Dass ausgerechnet wir Grünen uns bei der Kritik an der SPD-Rentenpolitik so weit aus dem Fenster lehnen, ist schon merkwürdig. Die SPD-Politik gehe nicht weit genug, merkt also Kerstin Andreae an. War sie nicht in Hannover? Konnten sich doch Bundesvorstand und die handzahmen Delegierten anders als die SPD nicht einmal dazu durchringen, das Rentenniveau zu stabilisieren. Das Rentenniveau soll nach dem Willen der Grünen „angemessen“ sein und es soll nur nicht zu deutlich sinken – damit keiner zu laut mault. Und die desaströse Riester-Rente alias Kapitalmarktsubvention bleibt genauso wie bei der SPD bestehen. Und soll nach dem Willen der meisten Grünen „reformiert“ werden. Und die Beiträge bleiben stabil? Mag ja für die gesetzliche Rente stimmen, aber die Sponsoren der Grünen wissen: Bei einer Reform der Riester-Rente kann man ja auch noch ein bisschen an der staatlichen steuerfinanzierten Subvention drehen. MICHAH WEISSINGER, Essen
Grüne Wahltaktik
■ betr.: „Die Sehnsucht, gut zu sein“, taz vom 27. 11. 12
Semler und Reinecke schreiben: Die grüne Bürgerlichkeit meint Werte und Gemeinwohl, denn es ist „die Selbstversicherung einer verunsicherten Mittelschicht, die ahnt, dass es auf der Rutsche Richtung Hartz IV ganz schnell gehen kann“. Ebendas trifft bei den Grünen nicht zu. Diese Verunsicherung gibt es bei den Grünen ganz und gar nicht. Dazu ist die aktive Partei viel zu sehr von sozial abgesicherten Beamten, Staatsdienern und hauptberuflichen, aufstiegsorientierten Politikern durchsetzt, die absolut keinen Grund zum sozialen Pessimismus haben. Die Interessenlage, die ja für die grüne Bürgerklientel wie auch für andere soziale Gruppen ausschlaggebend ist, tendiert deutlich in Richtung Staat und Werte, und da bahnt sich der Weg an, den auch die SPD gegangen ist, der Weg, unseren Staat, als prinzipiell positiv zu verinnerlichen und das Staatshandeln als wichtigsten Pfeiler der Politik zu betrachten. Ich will niemandem bei den Grünen das soziale Gefühl abstreiten, aber die sozialen Programmatiken, die sich die Grünen jetzt vor der Wahl verpassen, sehe ich lediglich als wahltaktische Konkurrenzangebote zur SPD.
JENS MÜLLER, Rangsdorf
Schülerträume in Mannheim
■ betr.: „Bring deine Träume mit zur Schule“, taz vom 26. 11. 12
Auch mein Sohn, Grundschüler in einer Innenstadtschule in Mannheim, bringt seine Träume mit zur Schule. Heute Morgen habe ich einseitig bedrucktes Papier in den Schulhort mitgebracht, damit er und seine FreundInnen dort zeichnen können. Das Toilettenpapier wird hier von den LehrerInnen verteilt, weil es aus Kostengründen keinen Hausmeister mehr im Schulgebäude gibt. Und während Herr Füller in der taz von iPad und elektronischen Tafeln schwadronierte, sammelten die Eltern unserer Klasse Geld für einen Klassensatz Englischhefte, da es nur für eine Klasse Hefte gab. Pädagogisch geleitete Ausflüge, sofern es sie gäbe, werden hier auch von den Eltern getragen, im Zweifelsfall über Spenden an den Förderverein der Schule. Von einer „deutschen Schule“ wie in Rom träumen mein Sohn und ich aber weiter gern. CHRISTOPH OBERTHÜR, Mannheim