LESERINNENBRIEFE:
die tageszeitung | Rudi-Dutschke-Str. 23 | 10969 Berlin | briefe@taz.de | www.taz.de/zeitungDie Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor . Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.
Ungeeignet für Senatsposten
betr.: „Holm soll sich erklären“, taz vom 5. 1. 17
Rot-Rot-Grün hat sich für die Hauptstadt sehr viel vorgenommen. Umso mehr enttäuscht die Personalie Holm.
Kein Vorwurf, dass er als junger Mensch, aus einem Stasi-Elternhaus kommend, der DDR dienen wollte. Wer aber nicht mehr weiß, dass er hauptamtlicher Stasi-Offiziersanwärter mit handschriftlicher Verpflichtungserklärung war, der lügt unverschämt oder ist extrem vergesslich. Beides macht ihn ungeeignet für einen Senatsposten. Holm sollte sich, dem Senat und Rot-Rot-Grün einen Gefallen tun – und sofort zurücktreten
JÜRGEN LANGE, Havelland
Nicht zum ersten Mal geärgert
betr.: „Flyer away“, taz vom 4. 1. 17
Guter Artikel über die schwindende oder sich verändernde Flyerkultur, tolles Thema!
Und ich weiß von der Eigenständigkeit der Fotoredaktion, die partout keine üblichen Fotos beisteuern will.
Aber: Ich habe mich nicht zum ersten Mal geärgert. Warum dieses völlig beliebige 90er-Jahre-Kellerparty-Foto? Warum nicht mal ein crazy Flyer von damals, kontrastiert mit einem (misslungenen) Flyer von heute? Oder ein Berghain-Flyer, damals und heute? Der Text beschreibt Dinge, um deren Darstellung sich die Fotoredaktion herumdrückt. Thema verfehlt, setzen, Sechs.
C HRISTIAN OTT, Berlin
Auf dem Schickimickitrip
betr.: „Schmuddelarkadien“, taz vom 27. 12. 16
Dass die taz sich auf die Seite der Gentrifizierer stellt, enttäuscht mich doch einigermaßen. In hämischer Weise beschreibt euer Autor Ingo Arend die Ausstattung der Espressolounge in der Bergmannstraße, die wegen Mieterhöhung schließen muss. Keine Information über die Zahlen. Wurde die Miete um 10 oder um 100 Prozent erhöht? Kein Wort der Empörung über die Verdrängung von Gemütlichkeit. Nein, die zugegebenermaßen nicht mehr ganz neue Ausstattung wird als „Schmuddelarkadien“ diffamiert. Ich gehöre zu den Gästen, die „Stickluft-Boheme spielen“ und „wie Protoprekäre wirken“ und – wir wollen doch genau sein – ich löse dort Sudoku und nicht Kreuzworträtsel.
Ich bin froh, dass noch nicht ganz Kreuzberg auf dem von Ingo Arend scheinbar herbeigewünschten Schickimickitrip ist.
VOLKER SCHRÖDER
Eine schöne Reportage
betr.: „Alles, was frei wird, wird Galerie“, taz vom 31. 12. 16
Das war eine schöne Reportage über die Farbenfirma Fron in der Kurfürstenstraße. Die Familie hat es verdient. Die Erinnerungen der Frau Fron sind interessant.
Aber statt des Naseputzens des alten Herrn hätte mich mehr interessiert: Wer ist der Hausbesitzer? Ein landeseigener Betrieb oder, oder? Wieso war eine Mieterhöhung nötig? Von wie viel auf wie viel?
Und: Ist es sinnvoll für die Leute im Kietz, wenn noch eine Galerie aufgemacht wird? Seit wann brauchen wir im immer noch armen Tiergarten Süd so viele Galerien? Haben die auch manchmal auf? Wer sind die Galeristen? Oder sind Galerien eine versteckte Form des Leerstands von Ladenlokalen zu spekulativen Zwecken? Wie viel zahlen die Galeristen an Miete?
Kann die Landespolitik wirklich nichts gegen die Abschaffung mittelständischer Betriebe tun? Ist es sinnvoll, diese Sorten an Arbeitsgelegenheiten aus dem Innenstadtbereich zu vertreiben? Sind es nicht die mittelständischen Betriebe, die, soweit nicht verschuldet, diejenigen sind, die am ehesten Finanzkrisen überleben und die relativ meisten Arbeitsplätze anbieten?
ELISABETH MEYER-RENSCHHAUSEN, Berlin
Frauenfeindliche Vorurteile
betr.: „Goldmedaille für patente Wäsche“, taz vom 30. 12. 16
Danke an Nicole Andries und Majken Rehder. Zwei Frauen. Umso schlimmer, dass IHR der 71-jährigen Unternehmerin die Frage gestellt habt, „wie sie als Frau den Weg in die Mathematik gefunden“ habe. Das lässt ja tief blicken, hätte meine Oma gesagt, was eure eigenen mathematischen Talente betrifft. Aber bitte auch hier: Nicht von euch auf alle anderen schließen, und auch hier bitte nicht unnötigerweise frauenfeindliche Vorurteile befördern! Sonst geht lieber gleich Nadine im Nagelstudio um die Ecke besuchen, da braucht ihr dann nicht zu fragen, wie sie „als Frau“ zu diesem Beruf gekommen ist.
MARTINA NUNOLD, Berlin
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