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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Frauenversteher, Hundetrainer

■ betr.: „Der Frauenversteher“, taz vom 31. 12. 12

Keine Ahnung, was der Autor uns mit der Überschrift sagen wollte. Verstanden habe ich jedenfalls, dass der Autor den Frauenfußball gleichsetzt mit Warmduschern und sozialem Abstieg von Fußballprofis. Das schlimmste Wort, was mir einfällt ist: „Betulich“. Frauenfußballtrainer Rost wird unterstellt, er nehme seinen Job nicht ernst und schlage dort die Zeit tot, während die Frauen ihm an den Lippen hängen (hallo?) und schwärmen. Also Hanni und Nanni des Fußballs. Der Autor möchte doch noch mal seine Grundeinstellung überdenken. Oder soll es eine Serie werden mit dem Pferdeflüsterer, dem Hundetrainer und … SABINE-INKEN SCHMIDT, Düsseldorf

Nicht lustig, sondern sexistisch

■ betr.: „Der Frauenversteher“, taz vom 31. 12. 12

Was soll diese Überschrift? Der Artikel über Frank Rost wird sogar mit der Überschrift „Frauenflüsterer“ angekündigt. Dabei geht es dann nicht mal speziell um das Trainieren von Frauenmannschaften, sondern darum, dass Frank Rost als Trainer in der Regionalliga wieder ganz unten anfängt. Würde er eine Männermannschaft trainieren, hieße der Artikel dann „Männerflüsterer“? Wohl kaum. Das ist nicht lustig, das ist sexistisch. ANNA WEDIG, Berlin

Nachdenken lassen, Herr Weise

■ betr.: „Keine Stütze für Selbstständige“, taz vom 27. 12. 12

Arbeitsagenturchef Weise sollte darüber nachdenken lassen, wo der Haken in der Grundsicherung für aufstockende Selbstständige wirklich hängt: Selbstständigkeit ist auf Dauer nur überlebensfähig, wenn die Chance besteht, Rücklagen zu bilden für umsatzschwache Zeiten. Genau das lassen aber die Hartz-IV-Regeln nicht zu. Auch werden Ehepaare, beide selbstständig, anders als bei den Einkommen, wo beide als Bedarfsgemeinschaft gemeinsam eingestuft werden, in ihren Verlusten als Selbstständige individuell gerechnet. Seine Verluste werden also nicht gegen ihre Gewinne aufgerechnet. In der Bedarfsgemeinschaft verschwinden so die Verluste des einen, und die Gewinne des anderen werden gegen die Aufstockung gerechnet.

Will also ein solches Paar sich unabhängig machen, müssen sie beide von heute auf morgen sämtliche Sozialbeiträge für sich und die Kinder erwirtschaften und dürfen gleichzeitig über einen längeren Zeitraum keinerlei Umsatzeinbußen haben, da ihnen jegliche Rücklagen zur Pufferung fehlen. Kein Wunder, dass die Aufstockung zum Teil des Geschäftsmodells gerät.

Andererseits ist die relative Autonomie einer solchen prekären Selbstständigkeit mit Aufstockung sicherlich attraktiver, als permanent zu fragwürdigen Qualifizierungen genötigt zu werden oder hunderte von aussichtslosen Bewerbungen schreiben zu müssen. Ein – vom System – konstruierter Teufelskreis, der natürlich, so die systemimmanente Vermutung, nur aufgesprengt werden kann, indem man die Kreativität und Überlebensfähigkeit dieser Leute killt und sie in stupide – und auch nicht existenzsichernde – Minijobs zwingt. ELKE SCHILLING, Berlin

Tipps aus der Illustrierten

■ betr.: „Steigende Strompreise wegsparen“, taz vom 28. 12. 12

Ich habe meine Stromrechnung hervorgeholt: Unser Vierpersonenhaushalt benötigte 1250 kWh im letzten Jahr. Wir sind also um 900 kWh oder 42 Prozent unter der genannten Schwelle von 2150 kWh. Wieso sind wir so öko? Das Phänomen ist erklärbar. Mittags essen unter der Woche alle auswärts. Oberhemden werden in der Wäscherei gewaschen und gebügelt. Bei uns gibt es jeden Morgen frische Semmeln. Die Energie wird im Bäckerladen verbraucht und steht somit auf dem Kassenbon und nicht in der Stromrechnung.

Worum geht es eigentlich? Erst beim wiederholten Lesen habe ich realisiert, dass es in diesem Artikel nicht ums Energiesparen an sich geht, sondern nur darum, die Stromkosten zu senken. Was wird empfohlen? DSL-Router ausschalten. Werde ich nicht machen. Trockner abschaffen. Einen Euro für flauschige Wäsche finde ich mindestens so gut angelegt wie für Espresso beim Italiener. Waschmaschine für Warmwasser. Gab es nicht beim Händler meines Vertrauens. Es wurden einleuchtende Argumente genannt. Duschen statt Baden.

Statt Tipps zu referieren, die man seit dreißig Jahren in jeder Illustrierten lesen kann, hätte ich gern mehr dazu erfahren, wie man seine persönliche Energiebilanz niedrig hält, ohne nur auf die an den Stromanbieter zu bezahlenden Kosten zu starren.

ROSEMARIE STEGER, München