LESERINNENBRIEFE :
Irrtümer und Wahnbilder
■ betr.: „Beton gewordene Gesinnung“, taz.nord vom 10. 1. 13
Den Beitrag von Bettina Maria Brosowsky habe ich aufmerksam und mit Interesse gelesen. Leider werden die Irrtümer und Wahnbilder der 1960er und 1970er Jahre am Beispiel der „autogerechten Stadt“, der Entwürfe von Le Corbusier, Ernst Neufert, Hermann Henselmann oder Ernst May nicht weiter thematisiert. Zur Modernität jener Zeit gehörte der Bau von Atomkraftwerken und Autoschneisen. Statt den Blick auf diese Widersprüche zu lenken, verliert sich die Autorin letztlich in den alten Freund oder Feindbildern (Tradition vs. Moderne). Der fast vollständige Verlust von Alltagstauglichkeit, Nutzungsmischung, Dachformen, Ornament und Emotion in der Ära der Kahlschlagsanierung wird heute eben auch von der jüngeren Generation kritisiert. Ohne eine Überwindung der Schützengräben ist ein aufgeschlossenes, lernbereites Gespräch über das Bauen nicht möglich. MARKUS ERICH-DELATTRE, Hamburg
In besonders krasser Form unsozial
■ betr.: „Mehrheit will weiter kassieren“, taz.nord vom 10. 1. 13
Das Ergebnis der Umfrage an niedersächsischen Universitäten kommt nicht überraschend. Schließlich hört beim Geld in der Regel die Freundschaft auf und ist sich jeder selbst der Nächste. Was allerdings wenig daran ändert, dass die Studiengebühren der schwarz-gelben Koalition in besonders krasser Form unsozial sind. Da in der Härtefallklausel keine finanziellen Gründe genannt werden, mit denen sich Studierende von der Zahlung befreien lassen können. Weswegen die gegenwärtige Praxis auch mit großer Wahrscheinlichkeit gegen das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes verstoßen dürfte, wo die soziale Verträglichkeit zur expliziten Vorbedingung der Campus-Maut erklärt wurde! RASMUS PH. HELT, Hamburg
Genuss statt Abscheu
■ betr.: „Betty, du bis undankbar!“, taz.nord vom 8. 1. 13
Erbärmlich primitiv! Und dafür eine ganze kostbare Seite! Für Bekannte und Freunde ein willkommener Beweis dafür, dass sie mein taz-Abo nicht nachahmenswert finden. Und ich komme bei solchen Beiträgen sehr ins Nachdenken – und schäme mich. Hätten Sie doch stattdessen die Seite etwa mit meinem Holzskulpturen-Poster gefüllt: Kunst statt Stümperei; Schönheit statt Hässlichkeit; Genuss statt Abscheu. ORTWIN MUSALL, Rotenburg