LESERINNENBRIEFE :
Unpassendes Beispiel
■ betr.: „Es war einmal ein Märchen“, taz vom 4. 2. 13
Euer Beispiel auf Seite 1 ist unpassend, denn hier geht es nicht um Änderungen eines Verfassertextes. Zum einem sind Volksmärchen auf Grund ihrer mündlichen Überlieferung in vielen Variationen vorhanden, die Textfassungen der Brüder Grimm sind nur ein Teil davon. Zum anderen ist der linke Text auch heute noch in sorgfältig edierten Ausgaben von Grimms Märchen, wie zum Beispiel der vollständigen illustrierten Ausgabe bei Sauerländer von 2012, aktuell, während der rechte Text gar kein Grimm’sches Märchen ist, sondern ein verkürzter und modernisierter Text, der auf das Märchen gleichen Titels von Ludwig Bechstein zurückgeht.
Es handelt sich also um kein Beispiel für Textveränderungen zum besseren und richtigeren Verständnis (warum Kindern eigentlich nicht auch heute ungebräuchliche Begriffe zumuten?) und von mittelhochdeutschen Grimm’schen Originaltexten (Seite 3) zu schreiben, zeugt nicht von besonders sorgfältigem Umgang mit Quellen und Sprache. LIESELOTTE JÜRGENSEN, Bargteheide
Zweiklassensystem
■ betr.: „Beamtenvorsorge wird tragbar“, taz vom 2. 2. 13
„Die Pensionsansprüche von Beamten errechnen sich anders als die von ArbeitnehmerInnen in der gesetzlichen Rentenversicherung, was immer wieder für Neiddebatten sorgt.“ Das ist doch klar bei diesem Zweiklassensystem, welches in Europa einzigartig ist.
Beamte erhalten, ohne je etwas in die Rentenversicherung eingezahlt zu haben, eine Durchschnittspension von 2.510 Euro im Monat. RentnerInnen dagegen erhalten 987 Euro (Männer) und 495 Euro (Frauen) und zahlen Beiträge in die Rentenversicherung. Das immer noch vorhandene Zweiklassensystem geht zurück auf den alten Fritz. Das Feudalsystem wird durch alle staatstragenden Gruppen vehement verteidigt. „Eine Mindestforderung ist, dass endlich alle Bürger ohne Ausnahme in ein wirkliches Solidarsystem eingebunden werden.“ (taz 31.1.2011) CHRISTIAN BUCHER, Lörrach
Pension ist höher als Rente
■ betr.: „Beamtenvorsorge wird tragbar“, taz vom 2. 2. 13
Bei dem notwendigen Streit um Beamtenpensionen geht es mitnichten um „Neiddebatten“, sondern um gesellschaftliche Verteilungsfragen ersten Ranges. Das wird so lange bleiben, wie eine die Parlamente dominierende soziale Schicht sich einen nicht gerade geringen Anteil des allgemeinen Steueraufkommens als eigene Apanage aneignet und sich eindeutig besser stellt als normale Rentenempfänger. Die durchschnittliche Höhe der Pensionen ist mehr als doppelt so hoch wie die durchschnittlich gezahlte Rente.
72 Prozent vom letzten Brutto bei den Versorgungsempfängern stehen aktuell 51 Prozent vom letzten Netto der Rentner gegenüber. Beihilfen bekommen nur Erstgenannte. Auch Rentner zahlen weiterhin die Hälfte des Beitrags für Kranken- und Pflegeversicherung (KV und PV), was deren Rente um etwa 10 Prozent verringert. Über die Höhe der Betriebsrenten für Rentner wird in erster Linie kräftig fabuliert. Sie spielen nämlich nur eine nennenswerte Rolle bei ehemaligen Arbeitnehmern von Großbetrieben. Die große Mehrheit, die in Kleinbetrieben beschäftigt war, erhält entweder nichts, oder es handelt sich um monatliche Zusatzrenten zwischen 100 bis 150 Euro, die im Nachhinein noch um ca. 20 Prozent durch nachträgliche Beiträge zu KV und PV geschmälert werden. Was neben all diesen Ungerechtigkeiten dem Fass aber den Boden ausschlägt ist, dass es Versorgungsempfänger waren, also solche ohne eigene Beitragszahlungen und Anstrengungen zur Altersvorsorge, die ohne jede Not die öffentliche Rentenversicherung enorm geschwächt haben; und die zudem einen privaten Vorsorgezweig aufgepäppelt haben, der mit seinen Angeboten vor allem die Versicherungen glücklich stellt und bei den Rentnern nur für Frust sorgt. HANS GÜNTER GREWER, Saarbrücken
Propaganda der Industrie
■ betr.: „Deutschland? Nein danke!“ u. a., taz vom 5. 2. 13
Mit der Überschrift: „Hier fehlen qualifizierte Arbeitskräfte“ fallen auch Sie offensichtlich auf den von den Verbänden verbreiteten Mythos vom Fachkräftemangel herein. Wissenschaftliche Studien wie die des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung aus dem Jahre 2010 belegen eher einen Überschuss in den kommenden Jahren. Die Wirtschaft klagt seit Jahren, es mangele an Fachkräften, gerade auch an qualifizierten Ingenieuren. Bis 2025 würden 3 Millionen Spezialisten fehlen. Kritiker dagegen bezweifeln, dass es den Fachkräftemangel tatsächlich gibt. Die Studie des DIW belegt, dass das weitgehend nur Propaganda der Industrie ist, um die Löhne zu drücken und sich selbst aus der Ausbildungsverantwortung auszuklinken. Es gibt nicht zu wenige Fachkräfte, sondern zu wenig, die für noch weniger Lohn arbeiten. FABIAN SIMONSEN, Darmstadt
Stimmen fangen mit Sex
■ betr.: „Niebel beklagt Sexismus gegen Männer“, taz vom 5. 2. 13
kein wunder, dass so ein attraktiver bursche wie Niebel die sehnsüchte der frauen weckt, so dass sie die grenzen des anstands überschreitend ihren sehnsüchten ausdruck verleihen. aber warum klagt er eigentlich? denn so wie man mit speck mäuse fängt, kann man mit sex stimmen angeln. die kanzlerin beweist es. vorlage für heino: und aus den wiesen steiget, der schöne Niebel – wunderbar.
GUDRUN RAPP WINKLER, Stuttgart