LESERINNENBRIEFE :
Willkürliche Bezahlung
■ betr.: „Lehrer strapazieren ihre Rechte“, „Lehrer dürfen streiken“, taz vom 23. 4. 13
Die Aussage, dass Lehrer in Berlin 4.700 Euro Einstiegsgehalt hätten, ist schlichtweg falsch. Ich wüsste gerne, woher Sie diese Zahlen haben, von 4.700 Euro kann ich jedenfalls „nur träumen“.
Des Weiteren ist die einseitig freiwillig gewährte Zulage gerade ein Ergebnis von LehrerInnenprotesten und nur ein unzureichender Beitrag, die bestehende schlechtere Bezahlung von Berliner KollegInnen gegenüber denen anderer Bundesländer auszugleichen. Diese Zulage ist jedoch jederzeit durch den Senat widerrufbar. Das droht er in regelmäßigen Abständen auch an. Eine Grundschullehrerin würde dann ein Einstiegsgehalt von 2.700 Euro haben. Durch diese freiwillig gewährte Zulage besteht des Weiteren keinerlei Veränderungsmöglichkeit im Gehalt mehr. Das heißt, das Einstiegsgehalt ist zugleich das Endgehalt, egal wie viele Dienstjahre und wie viel Berufserfahrung eine Person hat.
Die LehrerInnen fordern mit ihrem Streik jedoch nicht nur eine gerechtere Bezahlung (zwischen Angestellten und Beamten herrschen zuweilen Unterschiede von über 300 Euro netto im Monat bei gleicher Arbeitsbelastung), sondern richtet sich genau gegen diese Willkür. Gerade hat die Berliner Bildungssenatorin angekündigt, den LehrerInnen Mehrarbeit in Form von weiteren Präsenztagen aufzuerlegen. Dass die Eltern mit Unverständnis auf den Streik reagierten, habe ich bisher nicht erfahren. FREYJA CASTLES, Berlin
taz führt Neiddebatte
■ betr.: „Lehrer strapazieren ihre Rechte“, taz vom 23. 4. 13
Lieber Herr Landsberg! Ich finde es schade, dass Sie die Neiddebatte ankurbeln. Sollten die angestellten Lehrer erst streiken dürfen, wenn sie unter das Durchschnittsgehalt fallen? Ich denke, dass qualifizierte Arbeit entsprechend bezahlt werden soll, und wenn sie für die gleiche Arbeit weniger verdienen, sollten sie das Recht haben, eine Angleichung der Gehälter zu fordern.
MATTHIAS FLIEGEL, Berlin
Mehr als nur Lohn
■ betr.: „Lehrer strapazieren ihre Rechte“, taz vom 23. 4. 13
Mal abgesehen davon, dass die Forderung „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ in der taz Zustimmung finden müsste, könnte man wissen, dass es bei diesem Streik um wesentliche arbeitsrechtliche Tarifforderungen geht – nebenbei auch um adäquate Arbeitsbedingungen für SchülerInnen und LehrerInnen und um eine nicht den ökonomischen Verwertungsbedingungen unterworfene Bildungspolitik. Das würde aber eine gründliche Recherche und auch die Nachfrage bei linken PädagoInnen erfordern. Zu viel verlangt? Und zum Gehalt: Komisch, dass vor allem in Berlin großer LehrerInnenmangel herrscht, wo doch der Beruf so irre gut bezahlt ist! FRIEDHELM BOTSCH, Eichwalde
Senator-Geplapper
■ betr.: „Lehrer strapazieren ihre Rechte“, taz vom 23. 4. 13
Was für ein unglaublicher Kommentar! 4.700 Euro Einstiegsgehalt – da kann man tatsächlich von träumen, wahrer wird es trotzdem nicht. Für GrundschullehrerInnen sind es genau 1.000 Euro weniger, und zwar brutto. Netto bleiben maximal 2.400 Euro. Ist das genug für eine Sechs-Tage-Arbeitswoche, denn die/der gewöhnliche LehrerIn arbeitet auch mindestens einen Tag am Wochenende zu Hause am Schreibtisch? Ist das genug, wenn es keinen Feierabend gibt, weil die Schule zwar um halb zwei endet, der Unterricht aber nachmittags und/oder abends nach- und vorbereitet werden muss? Euer Autor plappert ungeprüft nach, was der Berliner Finanzsenator in ureigenem Interesse zum Thema von sich gibt. CORNELIA WESTPHAL, Berlin
Touris in KleingeistBerlin
■ betr.: „Erlebnispark Berlin“, taz vom 22. 4. 13
Die Berichterstattungen über die Touristenplage in Berlin verfolge ich immer mehr mit Befremden. Ich bin beruflich öfter in Berlin und mag diese Stadt und komme aus dem politisch unkorrekten Bayern (Witz ,Witz). Würde in Bayern eine ähnliche Diskussion geführt werden, wäre Häme aus dem PC-Berlin sicher. Man stelle sich vor, Bayern wollten alle, wirklich alle Touris vom Berg jagen, speziell die aus Berlin. Das und ähnliche Touristenphobien gibt es aber nicht, nirgends. Auch in keiner Touristadt in Bayern. Und in Bayern kann man Berliner kaufen, ohne zu mosern oder angemosert zu werden. Es lebe die Schrippe, die Semmel, das Weggle und so weiter. Hey Berliner, kommt auf den Boden des Alltags: Tourismus ist überall, nicht nur in KleingeistBerlin. Es braucht keine seitenlangen Artikel über ein Allerweltsthema. JÜRGEN BADER, Augsburg
Nur winzige Meldung
■ betr.: „Für Tiere, gegen Nazis. Demos für und gegen“, taz vom 22. 4. 13
Da findet in der Hauptstadt der Tierversuche zum ersten Mal eine Großdemonstration für eine tierversuchsfreie Forschung statt, zu der sogar Teilnehmer aus andern Orten angereist sind, und die taz speist die Leser(innen) mit dieser winzigen Meldung ab? Ich bin sehr enttäuscht von Ihnen, denn ich erlebe immer wieder, dass das Thema Tierversuche ein Schattendasein in den Medien führt. Und sind nicht genau die Themen, über die andere schweigen, für die taz ein Anlass darüber zu informieren, damit nicht jede Erfolgsmeldung einer angeblichen Heilung durch die Erkenntnisse einer „Tierstudie“ unkritisch als „unerlässlich“ abgespeichert wird?
Für Ihre Berichterstattung über Maxi und Schnute, die bedauernswerten Bären im Zwinger, möchte ich mich dagegen bedanken. Trotzdem meine ich, dass in der taz auch Platz für Hintergrundwissen über Tierversuche ist. RENATE RYCHLIK, Berlin