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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Es ist hoffnungslos

■ betr.: „Das nie enden wollende Unrecht“, taz vom 26. 4. 13

Wenigstens die taz erinnert daran, wie unmenschlich die Inhaftierung von Menschen ist, deren Schicksal von keinem Gericht überprüft wird. Zu Recht heißt es schon auf der Titelseite: „Das nie enden wollende Unrecht“. Beeindruckend auch der sehr persönliche Artikel zum Hungerstreik und zur Zwangsernährung von Samir Naji al-Hasan Moqbel. Menschenrechte werden hier mit Füßen getreten, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich frage mich, wie schwach Präsident Obama ist, wenn er das nicht abstellen kann. Ich unterstelle ihm nicht, dass er wie Bush Guantánamo beibehalten will. Ich sehe aber auch kein wirkliches Bemühen mehr in Richtung einer menschenwürdigen Lösung. Es ist hoffnungslos.

WOLFGANG BENTRUP, Oberursel

Für eine gerechte Gesellschaft

■ betr.: „Der neue deutsche Fußball“, taz vom 27. 4. 13

Auch wenn man noch so ein großer Fußballfan ist, gebietet es einem nicht der Anstand und die Selbstachtung, sich von dieser Brot-und-Spiele-Kultur abzuwenden? Auf der Umfairteilen-Demo vor zwei Wochen in Berlin waren gerade mal ein paar hundert Teilnehmer. Bei den medial hochgeputschten Fußballspielen treffen sich Hunderttausende beim Public Viewing, sitzen Millionen vor dem Fernseher und jubeln den Fußballmultimillionären zu, die mitnehmen, was sie kriegen können. Die peinlichsten von ihnen, die den Hals einfach nicht voll genug bekommen, sieht man auch noch im Werbefernsehen. Die Verhältnisse im Fußball spiegeln das wider, was man in fast allen gesellschaftlichen Bereichen beobachten kann: Eine gesunde Selbstbeschränkung ist nicht mehr vorhanden. Besser wäre es, die Menschen würden noch rechtzeitig aus ihrem Brot-und-Spiele-Dämmerschlaf erwachen und sich für eine gerechtere Gesellschaft engagieren, solange wir noch eine halbwegs stabile Demokratie haben. RALF BÖHM, Berlin

Neben der Spur

■ betr.: „Diese Ampel ist rot. Ich trete“, taz vom 27. 4. 13

Rührend, diese angestrengten Bemühungen des taz-Redakteurs Gernert, den Unergründlichkeiten seiner Kampfradlerseele auf die Schliche zu kommen und dabei die komplexen Verstrickungen der zeitgenössischen Metropolenexistenz offenzulegen. Vielleicht ist ja auch alles viel einfacher: Wie der selbstkritische Redakteur an einer Stelle zutreffend bemerkt, handelt es sich bei der Spezies der Kampfradler zum überwiegenden Teil um Männer. Vielleicht ist es einfach so, dass es hierzulande nur noch wenige Refugien gibt, in denen sich männliches Männersein relativ ungebremst ausleben lässt. Da kann einem ganzen Kerl schon mal das Hemd zu eng werden, wie gut, dass es in dieser Hinsicht noch die Straße als öffentlich zugänglichen Spielplatz gibt. Vor allem dann, wenn ein ganzer Mann über eine Verlängerung seines Ichs verfügt, die das Potenzial gelebter Dominanz zu verschaffen imstande ist. Faszinierend und erhebend, dieser zwar flüchtige, doch verlässlich wiederkehrende Augenblick der Macht gegenüber vierrädrigen, zweirädrigen und räderlosen Mitgegnern: Verweile doch, du bist so schön! Löblich, dass Gernert überhaupt ein Problem darin sieht, dass er sich als Verkehrsteilnehmer offenbar regelmäßig wie ein Arschloch verhält. Um dem Problem jedoch Abhilfe zu schaffen, sollte er sich vielleicht weniger mit speziellen Fragen seiner Radlerexistenz befassen, sondern sich vielmehr fragen, in welcher Hinsicht er ganz allgemein als Gesamtpersönlichkeit neben der Spur fährt. Vielleicht wäre es ein Anfang, sich einfach etwas zurückzunehmen. MARKUS STEUER, Darmstadt