LESERINNENBRIEFE :
Ein paar Zahlen fehlen
■ betr.: „Religiöse Vielfalt trifft in Deutschland auf Skepsis“,taz vom 29. 4. 13
Jeder zweite Deutsche hält den Islam für eine Bedrohung, berichtet ihr über den Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung, 19 Prozent das Judentum. Zur besseren Einordnung fehlen allerdings ein paar Zahlen: 10 Prozent finden das Christentum bedrohlich (Seite 37 f.), an die 20 Prozent finden generell Religionen eher schädlich. Das halte ich für eine gute ergänzende Vergleichszahl: Von den Befragten finden also (komischerweise) fünfmal so viele den Islam als Religion bedrohlich, wie das Christentum so wahrnehmen. (Ergänzend zur berichteten Aussage, dass 32 Prozent der Befragten in der Türkei das Christentum als Bedrohung wahrnehmen.)
STEFAN DIEFANBACH-TROMMER, Marburg
Gott ein- und Jesus ausatmen
■ betr.: „Soviel wir brauchen“ u. a., Kirchentaz vom 30. 4. 13
Am heutigen Tag der Arbeit konnte ich voller Erstaunen feststellen, zu welch journalistischen Höchstleistungen die MitarbeiterInnen der taz auflaufen können, wenn sie ein hoch interessantes Thema finden. So war ich gewiss, jeden Cent meines Abos gut investiert zu haben, als ich von christlich-korrekten Trinksprüchen und Meditationen, bei denen ich Gott ein- und Jesus ausatmen kann, erfuhr. Wahre Erbauung versprach mir aber eine Ankündigung unter dem Titel „Vom Leiden an der Liebe“. Verursacht durch den gefürchteten Werteverfall, bedroht die Freiheit des Einzelnen mit ihren unüberschaubaren Möglichkeiten die Partnersuche zu erschweren. Danke, liebe taz, für diese wertvollen Informationen. KAI BEIDERWELLEN, Speyer
Bekannte Busen
■ betr.: „Die Freiheit, die sie meinen“, taz vom 29. 4. 13
Der Protest der Femen-Aktivistinnen scheitert an der Unlesbarkeit ihrer Aktionen außerhalb kapitalistischer Verwertungslogik und heteronormativer/sexistischer Deutungsmuster. Im Mediendiskurs erscheint es unmöglich, das Zeichen „nackter Busen“ als subversiv umzudeuten, denn sobald dieser sichtbar wird, muss er rezipiert werden wie normative Codes es vorschreiben. „Der bekannte Busen der attraktiven Ukrainerin“, schreibt die taz. Warum ist ihr Busen bekannt? Weil (taz-)Artikel genau beschreiben, ob die Busen der einzelnen Aktivistinnen dick, dünn, klein, fest, straff, hängender, größer, schöner … sind. Die Weigerung, vorgeschriebene Deutungsmuster an hier zum Protest eingesetzte nackte weibliche Körperteile abzulehnen, reproduziert eine Gender-Ordnung, in der weibliche Präsenz (in den Medien) immer auch eine ästhetische sein muss.
ARIANE DE WAAL, Bochum
Kopftuch grenzt ab
■ betr.: „Die Freiheit, die sie meinen“, taz vom 29. 4. 13
Die Forderung der Femen-Aktivistinnen „Niemand kann Religion dazu benutzen, um Frauen zu unterdrücken“ kann man nur unterstreichen! Sind die „Muslima-Pride“ wirklich der Meinung, dass Frauen in allen islamisch regierten Ländern die gleichen Rechte haben wie sie? Glauben sie, dass alle Frauen zum Beispiel in Saudi-Arabien oder im Iran feiwillig das Kopftuch tragen? Das Kopftuch steht für eine strenge, konservative Auslegung des Islam. Wenn junge Frauen sich freiwillig dazu bekennen und sich damit von der westlichen Gesellschaft bewusst abgrenzen, müssen sie auch damit rechnen, dass sie dadurch eine Außenseiterrolle einnehmen.
MARGRET GERDES, Hannover
Größter Feind: Baustellen
■ betr.: „Die Ampel ist rot. Ich trete!“, taz vom 27. 4. 13
Danke für Ihren wundervollen Artikel übers Kampfradeln in Berlin. Wirklich ein Scheißwort vom Herrn Ramsauer. Ich möchte Ihnen versichern, dass vielleicht die offiziellen Zahlen zu uns bei ein Prozent liegen, allerdings bin ich überzeugt, dass die Dunkelziffer wesentlich höher ist. Wir sind doch nicht bekloppt und fahren meterlange Umwege über Kopfsteinpflaster, Sand oder Ähnliches, nein, nein geradeaus – aber auf der anderen Straßenseite. Mein größter Feind, noch vor Autos, und allen anderen? Baustellen.
Vielleicht haben Sie ja mal Lust, einen Ausflug nach Potsdam zu unternehmen, ein Paradies für uns, mensch fährt von einer Baustelle in die andere, immer neue Schikanen ergeben sich, es ist wie ein Abenteuerspielplatz, nur das ich den nicht freiwillig besuche, sondern er mir jeden Tag die Nerven raubt, bis ich dann unbeschadet und glücklich gewonnen zu haben am Ziel bin. C. FUNK, Potsdam
Mehr Raum fürs Radeln
■ betr.: „Die Ampel ist rot. Ich trete!“, taz vom 27. 4. 13
Seit beinahe 30 Jahren fahre ich regelmäßig Rad und seit fast 20 Jahren besitze ich kein Auto mehr. Ja, ich bin auch ein sogenannter Kampfradler. Nicht, weil ich beim Radfahren Aggressionen habe – im Gegenteil. Ich missachte Verkehrsregeln, weil ich in einer der Rad-unfreundlichsten Städte unterwegs bin. Mein ziviler Ungehorsam soll dazu beitragen, dass Radfahrern mehr Raum gewährt wird, dass im städtischen Verkehr die AutofahrerInnen die größte Rücksicht auf andere VerkehrsteilnehmerInnen nehmen müssen und nicht umgekehrt. JÜRGEN KORELL, Wiesbaden