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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Ein Hoffnungsträger

■ betr.: „Es gibt immer Hoffnung“, Interview mit Jean Ziegler, taz vom 9. 3. 10

Voilà un homme! Da ist ein Mensch, der das Unrecht benennt, der sich nicht korrumpieren lässt, dessen Seele auf der Zunge liegt. Ich könnte weinen vor Freude, so selten ist das. Er ist beileibe kein Moralist, sondern ein Hoffnungsträger. Er öffnet das Fenster zum Hinschauen, zum Verstehen, zum Begreifen, was Menschsein bedeutet. Wir müssen lernen, Verantwortung für diese Welt zu übernehmen. Das ist ein Fingerzeig von Ursache und Wirkung. Danke für diese Hoffnung. INGRID SCHUMACHER, Grünstadt

Von der Politik im Stich gelassen

■ betr.: „Mit Kraft-Sprüchen aufs Glatteis“, taz vom 9. 3. 10

Frau Kraft betreibt in NRW Stimmungsmache und Wahlkampf auf dem Rücken der sozial Schwächeren! Wer meint, es handele sich im Altenheim um einfache Tätigkeiten, die jeder Arbeitslose erledigen könne, hat wahrscheinlich eine solche Organisation nie von innen gesehen. Die Zukunft des Sozialstaates hängt nicht davon ab, ob die weitgehend von der Politik im Stich gelassenen Arbeitslosen (Lobby!) im Winter fegen oder in Heimen vorlesen dürfen, sondern einzig davon, ob es gelingt, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Auch Langzeitarbeitslose haben ein Recht auf Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt, ob das der SPD gefällt oder nicht, ist letzten Endes egal!

CHRISTIAN LUKNER, Bonn

Minibesen zum Gruß

■ betr.: „SPD nimmt Westerwelle die Arbeit ab“, taz vom 9. 3. 10

Fröhlich fegen meine Kollegen und ich die Straße vor der SPD-Parteizentrale mit extra kleinen Besen, damit wir auch morgen noch Arbeit haben. Aus dem Fenster schaut Hannelore Kraft und winkt uns munter zu. Wir heben unsere Minibesen zum Gruß und bedanken uns ganz herzlich für die Menschenwürde unseres ansonsten sinnlosen Daseins.

So schön kann SPD sein! FRANZ SCHART, Gelsenkirchen

Gleiches Problem, andere Lösung

■ betr.: „SPD nimmt Westerwelle die Arbeit ab“, taz vom 9. 3. 10

Diese Schlagzeile geht ganz daneben! Nur weil Hannelore Kraft das gleiche Problem anspricht wie Guido Westerwelle, sie in eine Reihe mit ihm zu stellen, ist abwegig. Guido Westerwelle bezeichnet Langzeitarbeitslose mehr oder weniger als faul und schürt Vorurteile. Da er Steuersenkungen verspricht, will er die Stimmung für Kürzungen des Arbeitslosengeldes II und anderer Sozialleistungen bereiten. Hannelore Kraft will genau das Gegenteil: verlässliche Arbeitsbedingungen für Langzeitarbeitslose, nicht nur kurzfristige 1-Euro-Jobs; Sozialversicherungspflicht; mehr als nur 1 Euro Zulage zum ALG II, verlässliche Bedingungen auch für die gemeinwohlorientierten Arbeitgeber; Freiwilligkeit. Dass dabei noch eine ganze Menge Detailprobleme zu lösen sein werden, ist verständlich. Aber mit der Phantomdiskussion (weil die Gesetze bei Arbeitsverweigerung jetzt schon Kürzungen vorsehen) von Herrn Westerwelle haben die Vorschläge von Hannelore Kraft nun überhaupt nichts gemein.

LUDWIG HOFFMAN, Wernigerode

Beratungsangebot nach Abbruch

■ betr.: „Die Richterin im Kopf“, sonntaz vom 6. 3. 10

„Martina Nierbach will abtreiben und geht zu pro familia und holt sich einen Schein. Dass da eine tiefe Ambivalenz herrscht, entgeht der Beraterin. Die hält sie wohl für eine entschlossene Frau und erklärt ihr vor allem das Procedere.“

Als Trainerin, Supervisorin und Ausbilderin für Schwangerschaftskonfliktberaterinnen von verschiedenen freien Trägern muss ich dieser Aussage vehement widersprechen. Beraterinnen werden gerade für die Ambivalenz ausgebildet, geschult und supervidiert. Sie wissen, dass die Frauen in einer gesetzlich vorgeschriebenen Beratung nur bedingt über ihre innere Zerrissenheit sprechen können und wollen. Sie erhalten in jedem Fall die Zusicherung, dass das Beratungsangebot auch nach einem Abbruch besteht. Kein Träger lässt die Frauen danach im Stich, und die Not, wie immer sie auch im Einzelfall aussehen mag, ist immer Gegenstand der Ausbildung und Supervision von Beraterinnen. Übrigens können Frauen zu jedem Zeitpunkt über eine Abtreibung mit kompetenten Beraterinnen und Therapeutinnen sprechen, egal wie lange die Entscheidung zurückliegt. Und natürlicherweise kann es auch sein, dass eine Entscheidung, zu der man mal gestanden hat, ein paar Jahre später in einem anderen Licht erscheint, was eine innere Auseinandersetzung nötig macht. BRIGITTE GREGOR-RAUSCHTENBERGER, Schwelm

Nicht auf Männer-Rechtler hören

■ betr.: „Die Männer-Rechte“, taz vom 8. 3. 10

Die Thesen der Männer-Rechtler brechen langsam, aber sicher zusammen. Selbst Spiegel Online (6. 3.) kommt anlässlich einer aktuellen Studie zum Schluss: „Jungen profitierten weder beim Rechnen noch beim Lesen nennenswert von einem höheren Anteil männlicher Lehrer.“ Tja, da kann man nur sagen: Wer wirklich Interesse daran hat, dass es den Jungen an der Schule bessergeht, darf auf gar keinen Fall auf die Männer-Rechtler hören. BJÖRN TARAZZIN, Berlin