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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Keine Entwicklungshilfe-Reform

■ betr.: „Fusion unter Vorbehalt“, taz vom 8. 7. 10

Der bisher wenig überzeugende FDP-Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Dirk Niebel, ist mit seiner groß angelegten Reform der Entwicklungshilfeorganisationen kläglich gescheitert. Er hat es nicht einmal geschafft, dass alle drei Institutionen (GTZ, DED und InWent) an einem Standort zusammengelegt werden. Die von der GTZ geforderte Beibehaltung des Standortes Eschborn neben Bonn ist mit erheblichen Mehrkosten und erneut mit umfangreicher Doppelarbeit verbunden. Doppelstrukturen bleiben weiterhin erhalten. Besonders bedauerlich ist, dass sich der Minister nicht an die bereits von seiner SPD-Vorgängerin Wieczorek-Zeul weit vorangetriebene Zusammenführung der beiden Entwicklungshilfe-Riesen (KfW) und GTZ gewagt hat. Eine Fusion der für die FZ (Finanzielle Zusammenarbeit) und TZ (Technische Zusammenarbeit) zuständigen Organisationen KfW in Frankfurt und GTZ in Eschborn ist seit Jahrzehnten überfällig. Von unseren Partnern in den Ländern des Südens versteht niemand, warum beide Häuser nicht unter einem Dach operieren können. Auch dem deutschen Steuerzahler wurde mit dem jetzt von Niebel dem Bundeskabinett vorgestellten Konzept kein Gefallen getan. Entwicklungshilfe bleibt zersplittert, kaum kontrollierbar und weiterhin wenig effizient.

THOMAS NEUMAIER, Bad Vilbel

Konzeptionslos

■ betr.: „Elektroautos teuer für den Staat“, taz vom 1. 7. 10

Was bisher diskutiert wurde, läuft auf ein konzeptionsloses „Verbraten“ öffentlicher Mittel hinaus. Es erscheint sinnvoll, die Umstellung von Fahrzeugen mit besonders hoher Fahrleistung zu begünstigen, in erster Linie Taxen. Auf diese Weise werden zudem am schnellsten massenhafte Erfahrungen gesammelt, die die Entwicklung vorantreiben können. Eine Förderung kleiner Fahrzeuge, die dann als Zweit- und Drittwagen neben eine oder zwei hochgerüstete Limousinen gestellt werden, ist absurd. Damit wird der Druck auf Straßen und Abstellflächen erhöht. JÖRG NEUMANN, Berlin

Das Kernproblem

■ betr.: „Elektroautos teuer für den Staat“, taz vom 1. 7. 10

Das ist alles schön und gut mit den Elektroautos. Es bleibt das Kernproblem: Irgendwo muss die Energie zum Laden der Batterie herkommen. Seit Jahren ist bekannt, dass die Umweltbilanz solcher Autos, wenn die Energie fossil, also mit Kohle produziert wird, überhaupt nicht überzeugend ist. Und mit der Atomkraft schon gar nicht!

Die staatliche Förderung beim Kauf ist nur sinnvoll, wenn gleichzeitig die erneuerbaren Energien massiv ausgebaut werden, was zurzeit in Deutschland nur unzureichend geschieht. Hier muss der Hebel „angesetzt“ werden! CHRISTIAN LUKNER, Bonn

Schrecklich wunderbare Zukunft

■ betr.: „Selektion ist zulässig“, taz vom 7. 7. 10

Letztendlich führt uns dieses Urteil zu der politisch vermiedenen, weil wahltaktisch selbstmörderischen Frage, ob künstliche Befruchtungen auf Krankenschein ethisch zu vertreten sind, implizieren sie doch gewissermaßen einen Anspruch auf leibliche Kinder. Und da die Behandlung physisch und psychisch extrem anstrengend, äußerst unsicher und darüber hinaus teuer ist, entsteht der nachvollziehbare Wunsch, gesunde Kinder zu garantieren. Nur: Was, wenn diese Wunschkinder später wegen Unfällen, Krankheiten, Drogen krank/behindert sein sollten? Wer ist dann Garantiegeber?

Dieses Urteil hat den nächsten Schritt in Richtung einer schrecklich wunderbaren Zukunft getan.

ANJA PETERS, Neubrandenburg

Probleme werden verlagert

■ betr.: „Luftnummern und arme Schweine“, taz vom 8. 7. 10

Die Brennelementesteuer ist doch nur die Verlagerung von Problemen auf nächste Generationen! Wer mit dieser Steuer die Staatsverschuldung und deren Probleme heute halbherzig lösen will, vergisst dabei das Endlagerproblem und die Probleme mit Asse II und dessen Kosten! Angesichts der Kosten von Asse II ist zwar eine Brennelementesteuer zu begrüßen, doch wer glaubt dann noch, dass bei einer solchen Einnahmequelle die Atomenergie wirklich eine Brückenenergie ist und die Atomlaufzeit 2021 endet? Hier wird an der Mehrheit der Bürger, die für einen Ausstieg aus der Atomenergie steht, versucht, eine Laufzeitverlängerung über Steuereinnahmen zu verankern! Brennelementesteuer ja, aber dann auch mit einem konkreten Termin über die Abschaltung der hier in Deutschland bestehenden Atomkraftwerke! Alles andere ist Volksverdummung. Aber nichts anderes erleben wir ja seit Jahrzehnten seitens der Parteien und deren Politikern der ersten Reihe. Hauptsache, die Parteikassen und die eigenen Taschen füllen sich!

VOLKER UHLENBROCK, Ückeritz