LESERINNENBRIEFE : LESERINNENBRIEFE
Richtig nett dargestellt
■ betr.: „Trojaner auf dem Vormarsch“, taz vom 31. 1. 14
Klar, war eher dumm von der Berliner Verwaltung, nicht vor Jahren konsequent die Software auf Open Source umzustellen. Geschenkt. Aber dass es dann so gar keine Kritik am Software-Geschäftsmodell der geplanten Obsoleszenz (künstliche Produktlebenszeitverkürzung) gibt, verwundert doch. Microsoft ist im Artikel richtig nett: versucht die Kunden zu überzeugen, neue Software zu nutzen, hat sogar total großzügig die Wartung noch mal verlängert. Die andere Seite der Medaille ist: Windows XP ist ein voll funktionsfähiges Produkt. Wann es veraltet ist, entscheidet Microsoft ganz alleine, mit dem Zeitpunkt, in dem sie die Updates einstellen. Praktischerweise führt das dann in der Regel auch zur Unbrauchbarkeit bei der dazugehörigen Elektronik – denn die alten Mühlen krachen unter den neuen Betriebssystemen zusammen. Da freuen sich dann die verbündeten Computerhersteller – und die Elektroschrottentsorger. Und wer fragt, ob das ressourceneffizient ist?
REBECCA NANSEN, Berlin
Ist doch nachhaltig
■ betr.: „Trojaner auf dem Vormarsch“, taz vom 31. 1. 14
Liebe Leute von der Berlin-taz! Die Senatsverwaltung arbeitet mit alten PC-Programmen. Finde ich sympathisch. Ist doch nachhaltig. Leute einstellen, statt PC-Programme kaufen. Und eventuell hat die Verwaltung Wichtigeres zu tun, als ständig neue Programme zu lernen? Wieso soll die Verwaltung das Diktat von Bill Gates, alle naselang neue Programm zu kaufen, hinnehmen? ELISABETH MEYER-RENSCHHAUSEN, Berlin
Aufklärungsbedarf
■ betr.: „Nazi-Spitzel ‚VP 598‘“, taz.de vom 29. 1. 14
Wann gibt es eigentlich den neuen NSU-Untersuchungsausschuss? Schließlich ist zu BND, MAD, „Verfassungsschutz“, V-Männern, Innenministerien, Polizei, Ku-Klux-Klan, Mord an der Polizistin Kiesewetter, Hinweise der ausländischen Geheimdienste – in Bezug auf das NSU-Umfeld und andere rechtsterroristische Gruppen – und deren Zusammenhänge noch einiges zu sagen!
Auch wäre diesbezüglich die Geschichte der Stay-Behind-Organisation der Nato in Deutschland genauer zu untersuchen und mögliche Verbindungen zu Wehrsportgruppen und zum Oktoberfestanschlag sowie die internationalen Kontakte des NSU-Umfeldes – Skandinavien, England, USA, Italien, Belgien, Ungarn, Griechenland etc. müssten beleuchtet werden! Und es wären Konsequenzen, zum Beispiel Abschaffung des MAD, Abschaffung oder Reform des „Verfassungsschutzes“, konsequenter Kampf gegen rechts und für eine zivile Gesellschaft, sind zu ziehen! Aufklärung, taz.de
Realpolitik
■ betr.: „Flughafen wird Schnäppchen“, taz.de vom 4. 2. 14
Der Flughafen ist ein öffentliches Gebäude, über das vom Land Berlin, vertreten durch den Senat, entschieden wurde. Genauso wie Bürger ein Recht haben zu erfahren, für was Steuergelder ausgegeben werden, dürfen sie erfahren, welche Einnahmen generiert werden. Sollte also hier ein unterwertiger Mietzins oder andere geldwerte Vereinbarungen (Renovierung nach Nutzung und so weiter) getroffen worden sein, ist es mehr als ein Skandal, wenn plötzlich eine Verschwiegenheit vereinbart wird. Es passt aber ins heutige realpolitische Bild. Rockstar, taz.de
Wowereit in die Wüste
■ betr.: „Staatssekretär steuerlich absetzbar“, taz vom 4. 2. 14
Es ist ein nicht mehr zu übertreffender Skandal, wenn ein leitender politischer Beamter der Allgemeinheit Steuern vorenthält, die sie gerade in Berlin so nötig braucht.
Angeblich sind wir doch in der Hauptstadt so hoch verschuldet, dass wir dringende und notwendige Strukturmaßnahmen wie Schul-, Straßen- und Brückensanierungen nur noch lückenhaft in Angriff nehmen, Personaleinsparungen im öffentlichen Dienst bei gleichzeitiger Niedriglohnbezahlung für die noch vorhandenen Beamten forcieren und kulturelle Subventionen wie beispielsweise beim Grips-Theater empfindlich kürzen.
Und in dieser Situation leistet sich ein Kulturstaatssekretär nun solch eine dreiste Steuerhinterziehung und wird noch vom Regierenden Bürgermeister gedeckt. Nicht nur Herr Schmitz, sondern auch Herr Wowereit sollte in die Wüste geschickt werden! THOMAS HENSCHKE, Berlin-Reinickendorf
Herrn Mujic alles Gute
■ betr.: „Berlinale-Preisträger ohne Asyl“, taz.de vom 2. 2. 14
Sie schreiben: „In Bosnien gibt es eine Verfassung, die besagt, dass Roma und Juden sich nicht für politische Ämter bewerben dürfen.“ Das ist nicht ganz richtig (wenngleich ähnlich problematisch): Die Verfassung schließt Personen, die nicht einer der drei großen Volksgruppen (Bosniaken, Kroaten und Serben) des Landes angehören, davon aus, bei der Wahl für das dreiköpfige Staatspräsidium oder die nationale Völkerkammer, eine von zwei parlamentarischen Kammern, zu kandidieren.
Ich wünsche Herrn Mujic im Übrigen alles Gute und hoffe, dass sich eine Aufenthaltsmöglichkeit ergibt. Freilich nicht im Rahmen von Asyl- und Flüchtlingsrecht. Das ist hier nicht anzuwenden. Ich halte sogar die Inflationierung des Flüchtlingsbegriffs für hochgefährlich, da die Akzeptanz von Flüchtlingen mindernd.
Ich denke, man sollte sich an die recht eindeutige Definition des UNHCR halten. D.J., taz.de