LESERINNENBRIEFE :
Eine Wohltat!
■ betr.: „Mein Körper ist eine Demo“, taz vom 6. 2. 14
Liebe Margarete Stokowski, Ihr Blick auf die Welt und Ihre Formulierungskunst sind eine Wohltat! Heute Morgen kamen mir spontan zwei Szenen in den Sinn: Mein Sohn war gerade ein paar Wochen auf der Welt, als eine Verkäuferin meinen Bauch, der soeben dieses schöpferische Wunderwerk vollbracht hatte, als Problemzone bezeichnete! Zwei Jahre später, wenige Stunden nach Tochters Geburt, hatte eine enge weibliche Angehörige keine andere Frage im Sinn als: „Und wie willst du deine Pfunde wieder loswerden?“ Heute, rund 20 Jahre später, muss ich, wenn wir zu früh die „Tagesschau“ anschalten, diese sexistische Kackscheiße von Werbung mit dem missbrauchten Mops sehen. Gäbe es nicht Seelenverwandte wie Sie, wir wären längst verzweifelt. Ähnlich Wunderliches erlebt mensch natürlich auch anno domini 2014 als Patchwork-Regenbogen-Familie, tatsächlich auch von gynäkologischer Seite!
PETRA GROSSE-STOLTENBERG, Hattingen
Frauen mit Format
■ betr.: „Mein Körper ist eine Demo“, taz vom 6. 2. 14
Ihre Betrachtungen und Beschreibung der fachärztlichen Erfahrungen in der Kolumne waren schlichtweg genial! Ich liebe Ihren frechen, deutlichen und bildhaften Stil! (Entschuldigen Sie den Überschwang – ich bin eben ein Fan.) Ich musste lachen, obwohl ja das ganze Thema eher zum Weinen ist. Es ist gut zu wissen, dass junge Frauen heute schon vor dreißig begriffen haben, dass der eigene Körper kein Schlachtfeld ist. Ich bin fast sechzig Jahre alt, achte und liebe meinen Körper so wie er ist, mit all seinen Spuren des Mutter- undLiebeslebens. Frauen wie Sie und ich brauchen keine Figur, denn wir haben Format. SIBYLLA M. NACHBAUER, Erlangen
Eine Form subtiler Gewalt
■ betr.: „Sexistische Werbung verbieten?“, taz vom 8. 2. 14
Die entstandene Debatte über Werbung im öffentlichen Raum ist gut. Sie greift aber zu kurz, wenn sie auf Sexismus reduziert wird, zumal es unmöglich erscheint, diesen Begriff klar zu definieren und somit abzugrenzen. Werbung folgt heute häufig dem Trend der Veräußerlichung des Menschen im bloß Materiellen und bietet Trugbilder, welche das Scheinglück des unbegrenzten materiellen Genießens vortäuschen. Dementsprechend bietet sie auch die entsprechenden Inhalte dar, vom ständigen jugendlichen Angelächeltwerden bis hin zur dreisten Schamlosigkeit zur Schau gestellter Körperreize. Alles scheint möglich zu sein. Dümmer geht es teilweise nicht mehr.
Als Mann schäme ich mich dafür und es empört mich zugleich, was meine Geschlechtsgenossen in den Werbeagenturen meinen Augen aufdrängen wollen. „Werbung trifft jeden“, las ich kürzlich als Werbung für eine Werbetafel. Richtig, man kann ihr kaum noch ausweichen, und ich empfinde diese Tatsache als eine Form von subtiler Gewalt, welche nicht in den öffentlichen Raum gehört! Bei Zeitschriften, Webseiten und Werbeprospekten habe ich die freie Wahl, ob ich sie lesen will oder nicht. Im öffentlichen Raum habe ich diese häufig nicht mehr. Es wäre daher grundsätzlich zu begrüßen, wenn die Debatte grundlegender und umfassender weitergeführt werden würde. JOACHIM PETERSEN, Vögelsen
Oberflächliche Propaganda
■ betr.: „Afrika. So tun als ob“, taz vom 7. 2. 14
Dominic Johnson sei Dank für die Feststellung, dass es sich bei dem Afrikagetöne der Merkel-Regierung und ihrer Präsidentenmarionette (und mehr noch der Medienmehrheit hierzulande!) lediglich um oberflächliche Propaganda handelt, die den Zweck hat, die Bevölkerung nicht hinter die Kulissen schauen zu lassen. Er hat in der Tat Recht, wenn er feststellt, dass es sich bei der Afrika- wie auch insgesamt bei der Außenpolitik des EU-Führungsduos in Berlin und Paris (und Frankfurt, weniger jedoch in Brüssel!) um Arbeitsteilung handelt, bei der der eine für die Wirtschafts- und der andere für die Militärpolitik zuständig ist.
Dominic Johnson blickt also tatsächlich hinter die Kulissen. Was aber auch er versäumt, ist, der ganzen Sache auf den Grund zu gehen. Und dieser Grund, die Basis unserer ganzen heutigen Welt-Gesellschaft, ist eben, mehr denn je zuvor, die ökonomische (Basis). Und gerade auch bei der Afrikapolitik der EU (und mehr noch bei der der USA) geht es darum, die Profit- und damit die Ausbeutungsbedingungen für die herrschenden Kapitalisten weltweit zu stabilisieren. Alles andere ist dem untergeordnet. ORTWIN ZEITLINGER, Berlin
Klub für alle Verkehrsteilnehmer
■ betr.: „Ein Rücktritt als Auftakt“, taz vom 11. 2. 14
Der Kommentar von Richard Rother ist schon richtig. Aber warum sollen Mitglieder eines Autoklubs warten, bis sich dieser einen nachhaltigen Markenkern gibt, was grundsätzlich bezweifelt werden darf. Es gibt bereits einen Klub für alle Verkehrsteilnehmer, der auch alle wichtigen Leistungen anbietet, mit einem solchen Markenkern. Er heißt VCD Verkehrsclub Deutschland und kümmert sich vom Fußgänger über Radfahrer und Autofahrer bis hin zu Nutzern des ÖPNV, also um alle, die unterwegs sind. Einmal im Jahr bringt der VCD die sogenannte Auto-Umweltliste heraus. Hier wird nicht das beliebteste Auto der Deutschen vorgestellt sondern das umweltfreundlichste. Übrigens, die Mitgliederzeitschrift des VCD nennt sich nicht Motorwelt sondern Fairkehr. WOLFGANG WEDEL, Nürnberg