LESERINNENBRIEFE :
Tage, an denen die taz „meine“ ist
■ betr.: „Soll das Satire sein?“ u. a., LeserInnenbriefe zur Putin-taz vom 7. 2. 14, taz vom 13. 2. 14
Ich muss mich entschuldigen. Oft habe ich mich in den letzten Jahren über euch geärgert, ab und zu per Leserbrief sogar laut geschimpft. Zuletzt dagegen habe ich mich immer öfter gefreut: Das tolle Interview mit Bernd das Brot, Waffen für Edward Snowden, die geniale Putin-taz. Doch heute sind mir die Augen geöffnet worden. Die humorlosen Spießer, die es auch vor 30 Jahren schon gab, sind mittlerweile in der Leserschaft in der Überzahl. Und die braucht die taz selbstverständlich zum Überleben. Also: Macht weiter wie bisher. Ich ärgere mich dann im Stillen und freue mich auf die Tage, an denen die taz „meine“ taz ist. FRIEDHELM WENNING, Münster
Eher Familien zerstörend
■ betr.: „Wir ziehen in den Krieg“, taz vom 8. 2. 14
Einem aufmerksamen Beobachter fällt auf, dass die Einsätze in der Regel in Regionen erfolgen, die wirtschaftlich interessant sind – Öl oder andere Rohstoffvorkommen –, also um „Märkte“ zu erschließen. Zurzeit ist durch den Eintritt der SPD in die Große Koalition die parlamentarische Kontrolle der Großmachtfantasien der Unionsparteien außer Kraft gesetzt, unter anderem auch weil in der SPD die konservativen und machthungrigen Politiker das Sagen haben.
Wer glaubt, dass unter weiblicher Leitung Kriegseinsätze verhindert werden, der kann nur träumen. Und dann Frau von der Leyen, die in ihren Allmachtsfantasien zuerst eine „familienfreundliche Bundeswehr“ ankündigt, dann aber für Militäreinsätze – die eher Familien zerstörend sind – wirbt. Wie familienfreundlich ist ein toter oder traumatisierter Ehemann oder Vater? ALBERT WAGNER, Bochum
Doppelte Hybris
■ betr.: „Suizidhilfe. Der doppelte Irrtum“, taz vom 5. 2. 14 ff.
Der Beitrag von Markus Deckert bezeugt ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema, u. a. aus vielen Erfahrungen mit eigenen Patienten, und verdient daher Respekt. Seine Ausführungen unterstellen eine flächendeckend hinreichende palliativmedizinische Versorgung, die jedes Leiden mildern könne; die haben wir in aber in Deutschland nicht. Deckert jedoch rückt die Gruppe der Menschen mit Sterbewunsch aus unerträglichem Leiden heraus in die Nähe von psychisch Gestörten: „über 90 Prozent“ suchten aus psychischer Krise oder Erkrankung heraus den Suizid. Eine irreführende Angabe, die alle Selbstmörder umfasst, und von diesen nur die systematisch psychiatrisch untersuchten. Es folgt eine zweite Irreführung: Eine Zunahme ärztlich assistierter Suizide in zwei Staaten drücke einen „Dammbruch“ in Richtung unbegrenzter Freigabe der Sterbehilfe aus; ich glaube nicht, dass Herr Deckert hinreichend einschätzen kann, was ein gesellschaftlicher „Dammbruch“ ist. Dann folgt, was ich als doppelte Hybris bezeichne: In dieser Frage liege die Entscheidung nicht beim Sterbewilligen, sondern beim Arzt; und „wir“, mit der geballten Macht der Ärztekammer im Rücken, verbieten KollegInnen, beim Suizid aus schwerem Leiden heraus zu helfen. Etwas naiv wirkt daneben Heike Haarhoffs Feststellung, „schon heute dürften Ärzte Sterbenskranken“ zum Tod verhelfen. Möglich ist das nur bei 100 prozentiger Übereinstimmung aller beteiligten Ärzte, PflegerInnen und Angehörigen, die schwer zu gewinnen ist; oft kommt das Sterben ohnehin schneller. Dagegenzuhalten ist: Das Verhältnis der Ärzte zu Patienten ist eines des Helfens, nicht des Verfügens. Der Sterbewunsch aus Leiden heraus ist die tiefste persönliche Entscheidung überhaupt (und er wird nicht selten in Kliniken ignoriert). Wer Hilfe sucht oder wegen Hilflosigkeit darauf angewiesen ist, hat in Deutschland eine geringe Chance, sie bei Ärzten zu finden, denn diesen droht der Entzug der Approbation. RAINER NEEF, Göttingen
Zum Leben gehört der Tod
■ betr.: „Aus der Schublade gezogen“, taz vom 7. 2. 14
Es gibt Umstände, unter denen ein Mensch nicht stirbt, sondern elendig krepiert. Und ja, es gibt auch Situationen, in denen der Tod eine Gnade ist. Es ist egoistisch und unmenschlich, nur aufgrund seiner eigenen Moralvorstellungen Menschen einem schmerzhaften, qualvollen und würdelosen Tod auszusetzen. Ein solcher Sterbeprozess stellt für den Sterbenden auch keine wertvolle Lebenserfahrung mehr dar, da diese Erfahrung gar nicht mehr in das weitere Leben integriert werden kann. Insofern entbehrt es auch jeder Sinnhaftigkeit, sich einem derart qualvollen Sterben auszusetzen, nur um diesen Prozess „durchgemacht“ zu haben. Ich hoffe, niemand muss erst selbst in eine solche Situation kommen, um Verständnis für einen Wunsch nach Sterbehilfe aufzubringen.
Jeder Mensch hat das Recht, über sein Leben selbst zu bestimmen, und zum Leben gehört auch der Tod. Dass über Umsetzung und Ausmaß von Sterbehilfe sorgfältigst zu entscheiden und zu diskutieren ist, steht auf einem anderen Blatt Papier. CONNY SIMSOHN, Berlin
Menü fürs Direktorium
■ betr.: „Zoogiraffe wegen Inzuchtgefahr getötet“, taz vom 10. 2. 14
Zwecks größerer Attraktivität des Kopenhagener Zoos schlage ich seinem Direktorium vor, mal folgendes Menü anzubieten: Löwenherz „Richard“ an schwarzer Mambamousse, garniert mit Elefantenhoden „Hannibal“ auf Luchsohrsalat. Inklusive Livetötung, Zerlegung und Zubereitung der Tiere. Dazu Dänischer Cabernet Sauvage, so viel Sie trinken können. Skol! JÜRGEN JOS DOERES, Mülheim