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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Strikt nach Qualifikation

■ betr.: „Anonyme Bewerbungen. Arbeitgeber sind dagegen“,taz vom 16. 8. 10

Wieso sollen anonyme Bewerbungen für mehr Bürokratie sorgen? Die meisten Firmen haben doch eine Personalabteilung. Okay, man kann dann nicht gleich beim Alter und bei der unpassenden Nase aussortieren. Bei anonymen Bewerbungen sind die Personalabteilungen gezwungen, strikt nach der Qualifikation zu gehen. Mir sagte mal ein Englischlehrer aus den USA, dass die anonymen Bewerbungen dort normal seien. Die deutschen Bewerbungen hält man in USA für diskriminierend. MARION MANNECK, Essen

Nicht einmal ein Tausendstel

■ betr.: „Die Hilfe wächst, die Not auch“, taz vom 20. 8. 10

Die Regierungen des christlichen Abendlandes haben kürzlich hunderte von Milliarden ausgegeben, um einige Bankiers und deren Aktionäre zu mästen. Für die Rettung von 20 Millionen Menschen vor Hunger und Seuchen haben sie nicht einmal ein Tausendstel übrig. Wer wählt diese Menschen eigentlich? HEINER ZOK, Schiffdorf

Mit Brosamen abgespeist

■ betr.: „Die Hilfe wächst, die Not auch“, taz vom 20. 8. 10

25 Millionen Euro stellt die Bundesregierung für die Opfer der Flutkatastrophe in Pakistan zur Verfügung. Im Rahmen der Wirtschaftskrise gab sie für Banken und Konzerne Milliarden aus. Milliarden werden für Rüstungsprojekte verschwendet. Pakistan aber, wo Menschen das Wasser buchstäblich bis zum Hals steht, wird vergleichsweise mit Brosamen abgespeist. Ich finde das äußerst beschämend. JOACHIM FISCHER, Bremen

Intelligenterer Konsum

■ betr.: „Von Tüten weniger gebeutelt“, taz vom 19. 8. 10

Es wäre sehr zu wünschen, dass auch Deutschland nachzieht und Plastiktüten den Garaus macht. Doch was passiert dann mit den Dingen im Stoffbeutel? Nudeln in Plastik, empfindliches Obst in Plastikschalen samt Folie, Klopapier in Plastik, Spülmittel in Plastik usw. Als sensibler Verbraucher hat man hier kaum eine Wahlmöglichkeit. Mit Vorgaben des Gesetzgebers könnte die Wirtschaft angekurbelt werden. Wirtschaftswachstum ist nicht immer nur „mehr“, sondern auch intelligenterer Konsum. Also auf in eine neue, umweltverträglichere Verpackungsindustrie! CHRISTINE STECKER, Hamburg

Eltern unter Generalverdacht

■ betr. „Bildungskarte statt Bargeld“, taz vom 17. 8. 10

Bei jeder Inanspruchnahme einer Bildungsdienstleistung müssen sich die Ärmsten unserer Gesellschaft durch Vorlage dieser Chipkarte zu erkennen geben. Genau dieser Vorgang ist für die Betroffenen demütigend und bedeutet eine weitere Stigmatisierung! Außerdem ist die geplante Chipkarte nicht praktikabel, wenn es zum Beispiel darum geht, einen privaten Nachhilfeunterricht zu bezahlen.

Anstatt den Anteil für die Bildungsteilhabe im Regelsatz für Kinder deutlich aufzustocken, werden die Eltern unter den Generalverdacht gestellt, sie könnten mit Geld nicht umgehen. Da der Regelsatz so niedrig angesetzt ist, dass noch nicht einmal die Primärbedürfnisse ausreichend abgedeckt sind, braucht man sich nicht zu wundern, wenn eine kleine Erhöhung sofort verpufft. Wenn wir die relative Armut beseitigen wollen, müsste der Regelsatz ca. 700 Euro betragen! Das ist bezahlbar, weil wir insgesamt eine Überflussgesellschaft sind! STEFAN PUDRITZKI, Göttingen

Vom Energiesparen abhalten

■ betr.: „Die Schwäche der Atomlobby“, taz vom 21. 8. 10

Nachdem Ralph Bollmann begründet, warum diese teure Kampagne wirkungslos bleiben wird, wäre eine andere Nachricht des Tages wichtiger gewesen: Die Förderung von Gebäudeeffizienzverbesserung und z. B. der Ersatz von Nachtstromspeicherheizungen durch die KfW wird eingestellt, „weil die Nachfrage zu groß ist“. Der Zusammenhang ist stringent: Wenn man die Atomkraftwerke länger laufen lassen will, darf man ihre Hauptverbraucher nicht vorzeitig abstellen. Erinnern wir uns: Nach Biblis B lag die Stromspitze in Hessen um 22 Uhr. Und ohne die unzähligen Nachtstromspeicherheizungen wäre Biblis B nicht rentabel gewesen. 1982 kam Kohl an die Regierung, und Schwarz-Gelb schaffte als Erstes die steuerliche Förderung von alternativen Energien und Wärmedämmung ab. Das schreckte die Hausbesitzer und gab den Energiekonzernen 25 Jahre Ruhe bis zum Konjunkturförderungsprogramm der großen Koalition. Und was macht Schwarz-Gelb heute? Die Mittel der KfW so knapp ansetzen, dass die Häuslebesitzer wieder für möglichst 25 Jahre vom Energiesparen abgehalten werden. HANSPETER MAIER, Mörfelden

Ungeklärte Frage

■ betr.: „Wer hat das Schwein bezahlt?“, taz vom 21. 8. 10

Danke für Ihren Titel, passend zur offiziellen Beendigung des Kriegs im Irak. Aber ich dachte, die Frage sei längst geklärt: Die Rüstungsindustrie und andere Profiteure der Kriege natürlich! Oder habe ich da etwas falsch verstanden? KLEMENS KURZIDIM, Marbach