LESERINNENBRIEFE :
Verkehrte Welt
■ betr.: „Das ideale Opfer“, taz vom 18. 2. 14
Nun ist es geschafft: Die taz ist nicht mehr nur die publizistische Vorhut gegen Rechtsextremismus, sondern nun auch gegen Argumente, die eventuell von rechts kommen könnten, jedoch (für die taz leider) nicht von rechts kommen. Anstatt es zu begrüßen, dass die politische Rechte den Fall Edathy nicht instrumentalisiert, vermisst die taz einen Aufschrei von rechts und somit einen Grund für einen eigenen Aufreger und Aufmacher. Getreu dem Motto: „Man kann sich seine Gegner nicht aussuchen“, baut sich die taz in diesem Artikel einfach einen Gegner selbst und liefert ihm die Argumente, gegen die der Artikel dann vorgehen kann. Verkehrte Welt bei der taz. Seriöser Journalismus sieht anders aus!
MARCUS SYRING, Tübingen
Gestresste SchülerInnen
■ betr.: „Für Gymnasiasten liegt Bummeln im Trend“, taz vom 20. 2. 14
Ich hoffe, dass das Turbo-Abitur überall bald abgeschafft wird. Ich erlebe als Nachhilfelehrer im Fach Mathematik, welchem Stress Schüler heutzutage ausgesetzt sind. Immer stärker werden sie von der Schule mit allem Dazugehörigen (5. Prüfungsfach, Referate, Nachhilfe etc.) beansprucht, was durch das „G8“ noch gesteigert wird. ExpertInnen haben herausgefunden, dass SchülerInnen der Oberstufe mehr Zeit mit Schulischem verbringen, als durchschnittliche ArbeitnehmerInnen in ihrer Firma arbeiten. Das kann nicht gut sein für die Entwicklung der Jugendlichen, die unter dieser Belastung leiden, zumal der dringend nötige und für die Entwicklung wichtige Ausgleich im privaten Sektor zunehmend zurückgedrängt wird. JOACHIM FISCHER, Bremen
Pennys These
■ betr.: „Alle Frauen tauschen Sex gegen Geld“, taz vom 20. 2. 14
Erst in der letzten Spalte des ganzseitigen Interviewabdrucks hat Laurie Penny die Chance, ihre in der Überschrift zusammengefasste Analyse des Verhältnisses von Frauen zu Sex und Sexarbeit mit dem Einkommensgefälle zwischen Männern und Frauen zu begründen. Das ist ein lange Lesestrecke. Davor wird sie mit den Thesen von Alice Schwarzer (bekannt) konfrontiert, dann wird nachgehakt (journalistisch korrekt), denn die Befragte lehnt diese Thesen ab, es wird erneut dagegengehalten, noch weiter mit Schwarzers Auffassung argumentiert, dann auch nach den Nachahmerinnen des Poledance gefragt und und … Ob das Gespräch in dieser Reihenfolge auch geführt wurde, mag dahingestellt sein. So veröffentlicht aber, kann es gut sein, dass manche die Chance, die britische Feministin kennenzulernen, verpassen, weil sie weit vorher die Lektüre abbrechen. Schade. Denn Pennys These, die die ökonomischen Grundlagen des Überbaus in den Blick nimmt (und das ist zugleich das Verdienst diese Interviews, sie überhaupt öffentlich zu machen), bringt die Diskussion über die Prostitution deutlich weiter. MECHTHILD BLUM, Freiburg
Es wundert wenig
■ betr.: „Die Technik wird verteufelt“, taz vom 19. 2. 14
Es wundert wenig, dass Herr Nitzschke mit seinem über 3.000 Hektar großen, man könnte schon sagen „Industrie“betrieb den GV-Mais 1507 aussäen will. Er möchte den technischen Fortschritt befördern, dahinter steht neben höheren Erträgen natürlich auch ein geringerer Arbeitskräfteeinsatz bei diesem riesengroßen Betrieb. Für den Einsatz der gezielten Freisetzung der Schlupfwespe Trichogramma oder andere Maßnahmen, wie sie im Biolandbau üblich sind, um den Maiszünsler zu bekämpfen, ist da natürlich keine Zeit. Dabei tritt der Maiszünsler besonders in Mais-Monokulturen auf, Monokulturen, die mit nachhaltiger Landwirtschaft nicht zu vereinbaren sind. Gerade diese High-Input-Landwirtschaft trägt mit ihrem hohen Energiebedarf zu einer gefährlichen Überdüngung der Gewässer, der Zerstörung landwirtschaftlicher Nutzflächen und der Verminderung der Artenvielfalt bei. Solange nicht eindeutig geklärt ist, welche Faktoren das Bienensterben verursacht(e), sollte gerade der mit 350-mal mehr Giftgehalt angereicherte Mais 1507 nicht ausgesät werden dürfen, vor allem da auch die Schädlinge mit der Zeit resistent gegen das Gift werden und immer mehr toxische Pestizide und Herbizide eingesetzt würden.
HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel
Genialer Künstler
■ betr.: „Geknatter vom alten Meister“, taz vom 18. 2. 14
Beltracchi ist wirklich genial! Einer der genialsten Künstler der klassischen Moderne. Er malt nicht nur eine Stilrichtung wie Campendonk, Ernst etc., sondern viele. Er hat niemanden geschädigt. Es hat jeder bekommen, was er wollte. Die Kunsthändler ihren Profit und die Endkunden ihre Bilder, die sie sich leisten konnten und die es ohne den genialen Beltracchi nicht gäbe. Von den Bildern sind sie nur begeistert, weil sie denken, sie seien von Ernst, Campendonk etc. Nur diese Illusion gibt ihnen Dopamin. Wüssten sie, dass sie im Besitz von Beltracchis sind, hielten sie ihre Bilder für plumpe Fälschungen. Man kann ihnen nur wünschen, dass sie die Urheberschaft ihrer Bilder nie erfahren!
STEFAN WÖSSNER, Freiburg