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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Grausen vor so einer Koalition

■ betr.: „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?“, taz vom 3. 8. 10

Seit Jahren ist in der Wehrpflicht-, Zivildienst- Freiwilligendienstszene die zunehmend erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Grünen und FDP gegen den „Pflichtdienst“ oder, noch schlimmer: „Zwangsdienst: Zivildienst“, der einst als „Gewissensentscheidung“ und „sinnvolle Alternative“ gelobt worden ist, zu beobachten. Dankbar bin ich für die Darstellung des Zusammenhangs zwischen „Wehrpflichtarmee und der damit „erschwerten“ Kriegführung. Wenn nun die Grünen die „Freiwilligkeit“, die FDP die „Wehrgerechtigkeit“ und die CSU die „Modernität“ einer zukünftigen „Profikiller“-Truppe (Zitat Küppersbusch) beschwören, graust es mir vor einer solchen Koalition. Aber wie so schön gesagt … kleine Kinder … Augen zu, und der Pseudopazifismus der „Fischer-Grünen“ vollendet sich endgültig in einem „Freiwilligenkrieg“. Bin gespannt, wie die Eltern von Grün-Schwarz-Gelb reagieren, wenn die ersten „The-Bund-want-you-all-over-the-world-Offiziere“ in den Schulen die „Beitrittsformulare“ für die „Schnupperzeit“ beim Bund auslegen und bewerben. Dann wird sicherlich wieder mal eine empörte Runde protestiert. Denn: Hauptsache, es trifft nicht den eigenen Nachwuchs: Der sitzt nämlich (freiwillig!) längst im Hörsaal neben dem Jung-FDPler.

HARALD KEISER, Nürnberg

Zwei wichtige Punkte

■ betr.: „Aufklärung für Gentechnik“, taz vom 31. 8. 10

Ich kann Christel Happach-Kasan nur zustimmen, wenn sie sagt: „Wir brauchen mehr Aufklärung über die Gentechnik in der Landwirtschaft.“ Ich hege nämlich seit Langem die Vermutung, dass speziell bei FDP-Politikern hier ein großer Nachholbedarf herrscht. Deshalb zum Einstieg zwei wichtige Punkte:

Grüne Gentechnik (Anwendung in der Landwirtschaft) findet im Gegensatz zur roten Gentechnik (Anwendungen in der Medizin) und weißen Gentechnik (hauptsächlich industrielle Anwendungen) nicht nur in geschlossenen Räumen statt. Das Ausbringen gentechnisch veränderter Pflanzen in den Naturkreislauf kann nur sehr schwer oder überhaupt nicht mehr rückgängig gemacht werden. Koexistenz von gentechnisch veränderten Pflanzen und normalen Pflanzen der gleichen Art ist im Allgemeinen nicht möglich.

Ein gutes Beispiel für beide Punkte ist der Anbau von gentechnisch verändertem Raps in Nordamerika. Forscher fanden bereits wild wachsende Populationen, die gegen zwei Herbizide resistent waren (siehe taz vom 13. 8. 2010, „Gentech-Raps am Straßenrand“).

PETER SCHÖFER, Kirchseeon

An der Haaren herbeigezogen

■ betr.: „Zirkus Sarrazani“, taz vom 31. 8. 10

Über Sarrazin ist ja nun schon viel geschrieben und gebloggt worden. Aber was ich heute als Zitat von Necla Kelek über die armen Völker lesen muss, die das Osmanische Reich jahrhundertelang am Lesen- und Schreibenlernen hinderte, was sich folglich auf die Vererbung der Talente auswirkte, ist so dermaßen unqualifiziert und an den Haaren herbeigezogen, dass es einem glatt die Sprache verschlägt. Hoffentlich verschonen uns die seriösen Medien in Zukunft mit den Anmerkungen dieser „Expertin“.

HEIKE ATLIALP, Düsseldorf

Faschistische Hetze nicht gestoppt

■ betr.: „Thilo gegen den Rest der Welt“, taz vom 31. 8. 10

Der letzte Satz in Stefan Reineckes ausgezeichnetem Kommentar zu Sarrazin macht mir wirklich Sorgen: „Entscheidend ist, welches Urteil die Öffentlichkeit über seine [Sarrazins; d. V.] Ideen fällt.“

In der Bundesrepublik ist es 65 Jahre lang nicht möglich geworden, faschistische Hetze zu stoppen, im Gegenteil : Die mächtigsten Boulevardblätter bedienen täglich die Mehrheit der Wählerschaft mit geschickt getarnten braunen Sprüchen gegen Migranten, gefälschten Statistiken über „kriminelle Ausländer“ und Geburtenraten, aus dem demografischen Zusammenhang gerissen. Vor der Glotze verblöden seit den 80er Jahren ganze Privat-TV-Generationen, gehen kaum zu Wahlen und überlassen Landtagssitze, teils ganze Landkreise, den neuen Rechten in Nadelstreifen. Ihre Kollegen und Freunde bei den Neoliberalen bringen online derweil den Kapitalmarkt auf Kosten ganzer Staatsverbände so durcheinander, dass soziale Spannungen weltweit zunehmen. Und dann kommt einer von der Bundesbank, bläst, anstatt sich um marode Staatsfinanzen zu kümmern, ins Neonazihorn und faselt von „Judengenen“. DNA heißt für ihn Deutsch Nationale Ausländerhetze, was ihn nicht davon abhält, sich als Genforscher zu sehen. Was für ein lächerlicher Handtuchvergesser, opportunistischer Nestbeschmutzer und Brunnenvergifter, der sich Sozialdemokrat nennt! Neonazi Voigt hat ihn eingeladen, bei ihm einen Beraterjob anzunehmen. Hau doch ab dorthin, Sarrazin, sonst geh ich aus der SPD! Name ist der Redaktion bekannt

Genetisch vor Dummheit geschützt

■ betr.: „Zirkus Sarrazani“, taz vom 31. 8. 10

Wenn alles nur an den Genen liegen würde, bräuchten sich Herr Sarrazin und Frau Kelek doch gar nicht so viele Sorgen zu machen, dass Deutschland verblödet. Schließlich sind auch die Kinder der sogenannten bildungsfernen Schichten „Söhne und Töchter von Johann Sebastian Bach“ und von daher doch genetisch vor Dummheit geschützt. MANUELA KUNKEL, Stuttgart