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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Ein Schelm, der Böses dabei denkt

■ betr.: „Zum Wohle der Pharmas. Wie eine Firma mit einer Krankenkasse kooperiert …“, taz vom 5. 11. 10

Jetzt werden also auch schon Patienten von Krankenkassen „outgesourct“, im Pilotfall an ein angeblich von seiner Mutterfirma Janssen-Cilag GmbH unabhängiges Tochterinstitut, das Institut für Innovation und Integration im Gesundheitswesen, das künftig die Versorgung von Schizophreniepatienten im Bereich der AOK Niedersachsen gewährleisten soll. Da ist es natürlich sehr praktisch, dass die Firma Janssen-Cilag GmbH Medikamente zur Behandlung der Schizophrenie herstellt. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Dabei ist aber die Gefahr groß, „dass Patienten mit für sie unzweckmäßigen Medikamenten behandelt werden“, wie die SPD-Bundestagsabgeordnete Marlies Volkmer zu Recht warnt. Denn das Krankheitsbild der Schizophrenie ist zu komplex, als dass ihm nur mit bestimmten Medikamenten begegnet werden könnte; auch eine ambulante Behandlung allein, wie es angestrebt wird, ist oft nicht hilfreich.

HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Das Projekt kann gestoppt werden

■ betr.: „Voll in der Mitte. Grüne. Keine Partei reitet so geschickt auf der Welle der Antipolitik“, taz vom 8. 11. 10

Es ist falsch, wenn immer wieder behauptet wird, es gehe bei den Protesten gegen Stuttgart 21 gar nicht mehr um das Projekt selbst, sondern darum, es „denen da oben“ zu zeigen. Falsch ist auch, was Ingolfur Blühdorn bezüglich der Grünen und Stuttgart 21 behauptet. Er unterstellt, dass die Grünen, obwohl sie genau wissen, dass sie das Projekt nicht stoppen könnten, auf der Protestwelle mitreiten. Alles purer Opportunismus also.

Wenn die Grünen und die SPD nach den Landtagswahlen im März 2011 in Baden-Württemberg die Mehrheit stellen sollten, könnte endlich ein Volksentscheid durchgeführt werden, denn beide Parteien haben sich dafür ausgesprochen. Ist die Mehrheit gegen das Projekt, könnte es sehr wohl gestoppt werden. MANUELA KUNKEL, Stuttgart

Schotterer waren erfolgreich

■ betr.: „Polizei kriegt keine Suppe“, taz vom 9. 11. 10

Warum die Polizei die Blockade nach mehr als 12 Stunden „schließlich doch“ auflösen konnte? Na, weil die Schienen wieder repariert waren. Die Schotterer sind nämlich erfolgreich gewesen, wir haben einen Schienenbagger mit reichlich Schotter im Schlepptau gesehen. Gut, dass es die Blockade als Ausrede gab, sonst hätte die Polizei den ach so militanten Schotterern einen Erfolg bestätigen müssen …

ANDREAS MÜER, Münster

Castortransport, ein Riesenspaß?

■ betr.: „Mein Castor“, taz vom 10. 11. 10

In den Kommentaren der taz-AutorInnen klingt der Castortransport wie ein Riesenspaß, ein Abenteuerurlaub.

Ich frage mich, ob sie überhaupt da waren?! Habt ihr nicht gesehen, wie Polizisten DemonstrantInnen ins Gesicht traten, wie sie literweise Pfefferspray aus kurzer Distanz in die Augen spritzten, wie sie auf ungeschützte Leute mit Schlagstöcken prügelten? Das, wie Martin Kaul, „mopsig“ zu nennen, ist eine Frechheit. Auch diese ständige Polizistenversteherei: Das sind Menschen, die kein Problem damit haben, andere Menschen absichtlich zu verletzen, und keiner zwingt sie, diesen Job zu tun. Sie hätten auch streiken können, wenn sie gewollt hätten. Sie wollten aber nicht. ELISABETH FISCHER, Berlin