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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Europa reibt sich die Augen

■ betr.: „Ode an die Bitch“, taz vom 15. 5. 14

Europa reibt sich zunehmend erstaunt die Augen:nicht mehr die Allerjüngste ist sie – unbestrittendoch stiert Mann ihr nun wieder auf die Tittenwirbt gar mit Worten, die für Liebesnächte taugen …

Was wollen diese Kerle plötzlich nur von ihr?Sie labern, schwingen Reden, flirten jetzt sogarandre wieder lassen an ihr nicht ein gutes Haar –und doch bracht’s keiner noch so gut wie Zeus, der Stier

Sie hätt nicht übel Lust, sie alle mal am Horn zu packendie jetzt die coolen Macker, ausgebufften Macher gebenund sie beim Wort zu nehmen, dem aus vollen Backen

Denn ist’s Scharwenzeln erst vorbei – sagt ihr das Leben –werden Versprechen brechen, hochgesteckte Ziele sackenund die Liebe wieder flüchten in ’nen andres Leben eben!

HELGA SCHULZE-KÄMPER, Bielefeld

Opfer von Geiselnahme

■ betr.: „Mit der Air France gegen Boko Haram“, taz vom 14. 5. 14

Ich finde die internationale Empörung über die Entführung und Gefangenhaltung der nigerianischen Schulmädchen durch Boko Haram sehr berechtigt und lobenswert und hoffe, dass die angekündigten Maßnahmen erfolgreich sein werden. Immerhin werden US-Aufklärungsflugzeuge eingesetzt, die von Großbritannien, China, Frankreich und Israel unterstützt werden, Frankreichs Präsident Hollande will einen Sicherheitsgipfel mit Nigeria und Anrainern, und Michelle Obama sowie David Cameron unterstützen die Twitter-Facebook-Kampagne zur Befreiung der 200 Mädchen.

Gleichzeitig findet seit Jahren im ägyptischen Nord-Sinai „eine der am wenigsten bekannten humanitären Krisen der Welt“ (UN) statt: Über zehntausend afrikanische Flüchtlinge – darunter auch Frauen und Mädchen – sind dort Opfer von Geiselnahme, Erpressung, Folter und Organraub. 4.000 von ihnen sind dabei ums Leben gekommen, die Überlebenden tragen lebenslange gesundheitliche Schäden davon. Trotzdem hat sich bisher weder Michelle Obama noch irgend ein anderer prominenter Politiker darüber empört. Die Fakten sind sattsam bekannt und finden auch dann und wann ihren Niederschlag in den Medien, zuletzt am 7. 5. im Auslandsjournal des ZDF um 22.15 Uhr. Und es läuft eine Avaaz-Kampagne mit bisher 842.000 Unterschriften.

Mit sehr viel geringeren Mitteln als denjenigen, die jetzt in Nigeria zum Einsatz kommen sollen, könnte diesem Spuk in kurzer Zeit ein Ende gesetzt werden, wenn es denn politisch erwünscht wäre.

EVA-MARIA BRUCHHAUS, Köln

Waffenexporte einstellen

■ betr.: „Waffenexporte. Gabriels Genehmigungen“, taz v. 12. 5. 14

Es ist so traurig: Deutschland ist unter Mitwirkung der sich als christlich bezeichnenden Unionsparteien der drittgrößte Rüstungsexporteur der Welt geworden. Die Gewaltfreiheit, die Jesus lehrte und predigte, spielt für CDU und CSU leider keine Rolle. Rüstungsexporte können Kriege in Gang bringen und halten und gehören deshalb eingestellt. Wer Bilder von Kriegen in den Medien sieht, kann mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass dort auch Kriegsmaterialien aus Deutschland eingesetzt werden.

Ich hoffe, Wirtschaftsminister Gabriel (SPD) besinnt sich darauf, dass er vor der Wahl den bisherigen Kurs der Rüstungsexporte scharf kritisiert hat, und reduziert nun die Ausfuhr von Waffen oder stellt sie am besten ganz ein. Sonst würde das Reden der Bundesregierung vom Frieden in der Welt auch mit ihm leider nur Heuchelei bleiben.

JOACHIM FISCHER, Bremen

Nur Katrin bleibt

■ betr.: „verboten“, taz vom 16. 5. 14

Mitnichten ist Katrin Göring-Eckardt ohne den Reichsfeldmarschall „entnazifiziert“. Auch Eckardt ist – zumindest phonetisch – ein Nazi-Name: Der Schriftsteller und Journalist Dietrich Eckart starb zwar bereits 1923, der Volkstumschwurbler und Antisemit war aber einer der wichtigsten Hitler-Mentoren in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Den Slogan „Deutschland erwache“ haben wir ihm zu verdanken. Somit spuckt die zum Vergessen verdonnerte Suchmaschine nur noch „Katrin“ aus. NICOLAS DAMM, Buchberg

IEA und CCS

■ betr.: „Deutschland ist kein Vorbild“, taz vom 9. 5. 15

Die Chefin der Internationalen Energieagentur, Frau van der Hoeven, fordert unter anderem „ein Ende der Subventionen für fossile Energien“. Die IEA ist aber eine vehemente Verfechterin der Hochrisiko-Technologie CCS, und CCS ist nichts anderes als eine gigantische Subvention fossiler Energien, das heißt, eine Subvention nicht nur der Stromkonzerne, sondern insbesondere auch internationaler Öl- und Gaskonzerne (Shell, BP, Maersk etc.) sowie Siemens, BASF etc. Diese fordern übrigens – genau wie Frau van der Hoeven – einen gestärkten Emissionshandel, da mit den Erlösen nicht nur Erneuerbare, sondern insbesondere auch CCS gefördert werden soll.

R. RENSINK, Stadum