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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Käuflichkeit

■ betr.: Judith Holofernes und die „Bild“-Anzeige in der taz, 28. 2. 11

Es wäre gut, wenn deutlich würde, ob der ganzseitige Abdruck des offenen Briefes von Judith Holofernes an die Marketing-Agentur der Bild-Zeitung, Jung von Matt, eine Anzeige der Bild-Zeitung ist oder ob die Redaktion diesen Streit mal wieder ganz eigen interpretiert, indem eine Anzeige imitiert wird. In beiden Fällen sieht das nicht gut aus, denn Holofernes schreibt den offenen Brief ja, weil sie explizit keine Werbung für Bild machen kann. Die Redaktion unterläuft diese klare Ansage von Holofernes durch den Abdruck der (vermutlichen) Anzeigen. Es wäre gut, wenn eine solche ganzseitige Anzeige im redaktionellen Teil zumindest gekennzeichnet wird, und es ist die Frage, ob die taz in Zukunft nicht besser auf eine solche Anzeige verzichtet, denn der Vorwurf der Käuflichkeit wird indirekt durch die taz bestätigt. Bild kann sagen: Seht her, wir können sogar eine Seite bei der taz kaufen, wenn wir wollen, da könnt ihr analysieren und offene Briefe schreiben soviel ihr wollt! SEBASTIAN LAKNER, Göttingen

Heldenfähnchen

■ betr.: „‚Bild‘ ist keine Supermacht“, Interview von Josef Winkler mit Judith Holofernes, taz vom 28. 2. 11

Super, die „Helden“ machen keine Bild-Zeitungskampagne. Aber sie machen eine „Wir-sind-Helden-Kampagne“ und ihr macht brav mit. Wenigstens danach fragen hätte Josef Winkler ja schon mal können. Toll, die Helden positionieren sich in ihrem Image und alle finden das supi und melden brav. Gut, dass es auch gerade ein Best-of-Album zu bewerben gibt, da weiß man, was man hat. Sorry, aber bei aller Bild-Zeitungsdämlichkeit hätte ich gehofft, ihr würdet wenigstens mal einen kritischen Gedenken in die andere Richtung denken und nicht blind vor Jubel das Heldenfähnchen schwenken.

CHRISTIAN SPRENGER, Frankfurt am Main

„Bild“-Spiel

■ betr.: „‚Bild‘ ist keine Supermacht“, taz vom 28. 2. 11

Liebe taz, warum spielt ihr das Bild-Spiel mit? Es ist bedrohlich, wenn Bild mit ihrer überheblichen und menschenverachtenden Art überall ihre Mitspieler findet. Das Verhalten der taz, ich kann mir die Gründe dafür natürlich alle sehr gut ausmalen, ist sehr enttäuschend. Schämt euch. ERWIN GROSCHE, Paderborn

Täuschung

■ betr.: Freiherr zu Guttenberg

Es ist davon auszugehen, dass jetzt nach Aberkennung des Doktortitels im Verteidigungsministerium und wahrscheinlich auch anderen Behörden tonnenweise noch mit dem Doktortitel beschriftetes Papier und sonstige Unterlagen entsorgt werden müssen. Als Bürger und Steuerzahler habe ich die Bitte, dass Sie sich darum kümmern, dass Herr zu Guttenberg den durch seine Täuschung verursachten Aufwand erstattet. Als gelernter Strafrechtler möchte ich auch annehmen, dass die für Sachdensersatzansprüche zuständigen Beamten strafbare Untreue begehen, wenn sie diese Ansprüche nicht durchsetzen. FRIEDEMANN UNGERER, Bergen auf Rügen

Verhöhnung

■ betr.: „Tausende protestieren gegen Stuttgart 21“, taz v. 21. 2. 11

Der Satz „Trotz des Schlichterspruchs, der den Weiterbau vorsah, gehen die Proteste weiter“ ist nicht falsch, in seiner Knappheit aber auch nicht korrekt. Der Schlichterspruch sieht zwar den Weiterbau von „Stuttgart 21 plus“ vor, aber unter ganz bestimmten Voraussetzungen. Die Befürworter, vor allem die Politiker im Wahlkampf, tun so, als ob sie Geisslers „Entscheidung“ akzeptieren würden, schaffen aber in der Zwischenzeit Fakten, die zum Beispiel einen objektiven Stresstest unmöglich machen. Damit unterlaufen und verhöhnen sie die „Schlichtung“. Deshalb gehen die Proteste im Sinne des Schlichterspruchs weiter, sie richten sich gegen die Scheinheiligkeit und Doppelzüngigkeit der Politiker. MARLIES BEITZ, Stuttgart

Verantwortungslos

■ betr.: „Kirche als Wahlkampfhelfer für Rechtsextreme“, taz vom 23. 2. 11

„Christlicher Glaube und Rechtsextremismus sind unvereinbar“, stand auf einem Transparent der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands auf der 3. „Meile der Demokratie“ in Magdeburg. Unvereinbar. Das bedeutet auch, dass einer neonazistischen Partei wie der NPD durch die Kirche kein Podium geboten wird, ihre hasserfüllten Botschaften zu verbreiten. Mit dem kalkulierten Eklat zweier Halberstädter Pfarrer jedoch duldet sie genau das. Es ist kein Versehen mit unabsehbaren Folgen, wenn dem Rechtspopulisten Sarrazin ein Podium in einer Kirche geboten wird. Dass die NPD sich dankbar an jene Veranstaltung anhängen wird, muss auch den Pfarrern klar gewesen sein. Durch ihr verantwortungsloses Handeln verprellen und verunsichern sie nicht nur die Opfer rechtsextremer Gewalt, sondern auch jene mutigen Christen und Nichtchristen, die, Gott sei Dank, eine entschlossenere Haltung gegen Rechtsextremisten zeigen, nicht nur in Halberstadt. Es ist schwer zu vermitteln, dass in Halberstadt stets „auf die Plätze“ gerufen wird, wenn wieder Nazis durch die Stadt marschieren und sich Kirche dann den rechten Ungeist selbst ins Hause holt. SÖREN HERBST, Magdeburg