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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Hart verhandelt

■ betr.: „Berlins neue Gasse“, taz vom 29. 3. 11

Da kenn sich einer mit der taz aus. Die neue Bebauung am S-Bahnhof Hackescher Markt ist zu provinziell, heißt es, jetzt soll die Architektur endlich metropolitaner werden. Was schwebt Rolf Lautenschläger vor? Hoffentlich nicht auch die Skyline von Schanghai, die die Berliner Zeitung am Hauptbahnhof verwirklicht sehen will. Dabei hab ich noch hart verhandelt, um beabsichtigte zwölf Stockwerke auf neune zu beschränken.

Kritik hätte ich verstanden, wenn ein echter Wohnanteil vermisst würde oder die Leerstelle hinterfragt würde, auf der mal die Garnisonkirche gestanden hat. Und zur provinziellen Architektur: Ich bin schon aus energetischen Gründen gegen schwarze Fassaden, aber das Scholz-&-Friends-Haus ist das eleganteste schwarze Haus, das ich kenne, soweit ich Berlin überblicke, von der „Provinz“ ganz zu schweigen. EPHRAIM GOTHE, Stadtrat für Stadtentwicklung

Kein „ideales“ Laufwetter

■ betr.: „25.000 Läufer beim Halbmarathon“, taz vom 4. 4. 11

Da hat wohl jemand die Meldung geschrieben (oder den dpa-Dienst redigiert?), der nicht selber läuft und sich auch sonst noch nie mit dem Thema beschäftigt hat. „Ideal“ war das Wetter sicher für die Zuschauer, „ideales“ Laufwetter sind trockene 15 Grad – nicht 23 Grad im Schatten (mit in der prallen Mittagssonne bis zu 29 Grad)! Nicht umsonst gab es 40 Transporte ins Krankenhaus von Läufern, die zusammengeklappt sind (deutlich mehr als in den Vorjahren). Gut, Laufberichterstattung mag nicht eure Herzensangelegenheit sein, aber bevor ihr so eine peinliche Meldung bringt, lasst es doch lieber ganz und spart euch den Platz für eure Kernkompetenzen.

SONJA SCHMITT, Berlin

Teure Radtour

■ betr.: „Gefährder auf dem Sattel“, taz vom 1. 4. 11

Der Umwelt wegen und um Geld zu sparen, mieteten wir unlängst für eine Fahrt in die Berliner Innenstadt bei einem Türken in Kreuzberg zwei Hollandräder. Für je fünf Euro. Welch ein Radlergenuss! Asphaltierte Radwege und die morgendliche Brecht’sche Freude des Beginnens. Dies währte nicht lang.

Auf der Oberbaumbrücke leuchtete ein kleines rotes Lämpchen. An einer Stelle, die wohl für Fußgänger zum Queren der Brücke dient. Dort, wo wir herkommen, sind Radwege so selten wie ein Lottogewinn, von roten Lämpchen ganz zu schweigen. Hier war kein Mensch in Sicht, also weiter. Meine Frau im Windschatten immer hinterher. Bis uns kurz darauf zwei Polizisten anhielten. Nun schrieb uns der Polizeipräsident. Zwei Zahlungsaufforderungen lagen bei: über jeweils 123,50 Euro! Da hätten wir gleich das Rad kaufen oder uns einen ganzen Tag lang mit dem Taxi durch Berlin kutschen lassen können.

Übrigens: Während unsere Personalien aufgenommen wurden, kam ein Radler vorbei, fuhr auf eine „richtige“ Straßenkreuzung mit großer Ampel zu und elegant bei Rot über die Kreuzung. Die Ordnungshüter sahen zerknirscht hinterher. LUTZ BEHRENS, Plauen