LESERINNENBRIEFE :
Lebensraum erhalten
■ betr.: „Immer mehr Eisbären stranden auf Island“, taz vom 9. 5. 11
Mit dem Ausrotten der Tiere auf unserem Planeten geht es ja stetig vorwärts. Wenn wir ihnen schon ihren natürlichen Lebensraum zerstören, dann müssen sie natürlich anschließend auf der verzweifelten Suche nach einer neuen Bleibe auch noch getötet werden, um dann wieder die letzten armen Teufel zum „Schutz vor Ausrottung“ in kleine Zoos zu stopfen, wo sie durch quälerische Haltung ebenfalls viel zu früh verenden… Wann endlich tun die Politiker etwas für ihre horrende Bezahlung und sorgen dafür, dass den Tieren ihr Lebensraum erhalten bleibt und wenigsten noch ein paar von ihnen weit weg von ihrem einzigen Feind – dem Menschen – in Frieden leben können? HEIDRUN BÖHM, Berlin
Ausdruck skandalöser Dekadenz
■ betr.: „In den Abfall statt auf den Teller“, taz vom 12. 5. 11
Das Problem wurde schon vor Jahren im Film „We feed the world“ von Erwin Wagenhofer thematisiert, ohne dass sich etwas geändert hat.
Meine Frau und ich mögen schon gar nicht mehr in Restaurants essen, weil wir nicht mit ansehen können, wie viel dort aufgetischt, aber nicht aufgegessen wird. Bezüglich des zurückgegebenen Fleisches werden wir auch an die vielen Tiere erinnert, die in tristen Massentierhaltungen vor ihrem Tod die Hölle auf Erden durchlitten haben und deren Tod vermeidbar wäre, wenn man sich bescheiden würde. Sogar bei wissenschaftlichen Tagungen stoße ich im Zusammenhang mit der üppigen Bewirtung immer wieder auf Unverständnis, wenn ich auf die Reste hinweise. Oft höre ich zur Begründung, die Sponsoren hätten doch schon alles bezahlt! In Zusammenhängen zu denken, fällt vielen Menschen offenbar schwer. Angesichts etwa einer Milliarde Hungernder in der Welt kann man den weitverbreiteten leichtfertigen Umgang mit hochwertigen Lebensmitteln und ihre Vernichtung nur als Ausdruck zunehmender Dekadenz einer saturierten Gesellschaft erklären.
Die Vernichtung wertvoller Lebensmittel ist aber nur ein Teil eines Skandals mit vielen Facetten: Wir haben nämlich die Nutztiere in den vergangenen Jahrzehnten im Zusammenhang mit der Industrialisierung der „Tierproduktion“ systematisch zu unseren direkten Nahrungskonkurrenten gemacht. So würden die etwa 3,5 Kilogramm lebensmitteltauglichen Futtermittel, bestehend aus Soja und Getreide, die an ein Masthuhn verfüttert werden, bis es lebend 1.900 Gramm wiegt und uns letztlich doch nur etwa 900 Gramm Fleisch liefert, ausreichen, um zwölf Menschen mit einer vollwertigen Mahlzeit zu versorgen.
In den vergangenen Jahren hat außerdem die Flächenkonkurrenz dramatisch zugenommen. Kaum wird noch über die Frage „Tank oder Teller“ und das „Heizen mit Weizen“ diskutiert. Und jetzt wollen auch noch die Fluggesellschaften Bio-Treibstoffe verwenden, um ihren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern!
ECKARD WENDT, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung e. V., Stelle
Wir haben bereits schlechte Zeiten
■ betr.: „Das Extrageld ist schon weg“, taz vom 13. 5. 11
Die angeblich 135 Milliarden Euro als Mehreinnahmen bis 2014 sind bekanntlich eine Schätzung. Da man sich aber auch gründlich verschätzen kann, wie in der Vergangenheit markant bewiesen, sagt diese Zahl wenig aus. Wenn der Herr Finanzminister vom „Handlungsspielraum für schlechte Zeiten“ spricht, ist das schon sehr skurril, denn wir haben bereits schlechte Zeiten.
Dummerweise lassen sich tickende Schuldenuhren nicht abstellen. Dazu aber – man muss es ewig wiederholen – gibt es noch die Zinsen und Zinseszinsen. Zusammen ergibt das einen Sprengsatz, der nicht zu entschärfen ist. Die völlig unsozialen Gesetzesänderungen in Sachen Steuern & Co. lassen den Kommentar mit der Überschrift „Der Arme ist der Dumme“ als bittere Realität nicht nur erscheinen.
Jeden Tag fließen 200 Millionen Euro von Arm nach Reich. Durch ein ausuferndes Ablenkungsspektakel merken das offensichtlich nur sehr wenige. KLAUS-G. WALTHER, Reinbek