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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Was wird aus dem Atommüll?

■ betr.: „Kräftig feiern, langen Atem behalten“, taz vom 31. 5. 11

Die taz wundert sich, warum die Deutschen nicht in Jubel über den Atomausstieg ausbrechen, den ich persönlich sehr befürworte. Für diese Zurückhaltung gibt es mehrere Gründe: Erstens merkt auch der Dümmste, dass die Bundesregierung nicht aus Einsicht in die Gefahren der Atomtechnik, sondern aus politischer Berechnung die AKWs abschalten will. Gegen alle Vernunft hatte die Kanzlerin noch vor einem halben Jahr den Atomausstieg gestoppt. Zweitens sorgt sich mancher um die Sicherheit der Stromversorgung, befürchtet die Verteuerung des Stroms. Drittens könnte der Atomausstieg auch dem Technologiestandort Deutschland schaden, wenn es nicht gelingt, die Atomspezialisten umzuschulen. Die Atomwende kann aber auch die technische Innovation vorantreiben, kann zur verstärkten Entwicklung ganz neuer Energieformen führen. Ein Problem aber bleibt auf jeden Fall: Was wird aus dem hochgiftigen Atommüll? CHRISTIAN FUCHS, Gutenstetten

Mauerfall, aber erst in 10 Jahren

■ betr.: „Atomausstieg: Ein Moment wie der Mauerfall“,taz vom 30. 5. 11

Die Empfehlung der sogenannten Ethikkommission der Bundesregierung zum Atomausstieg soll wie der Mauerfall sein? Meinen sie wirklich, die Demonstranten in Leipzig wären vor 22 Jahren wieder nach Hause gegangen, wenn Honni und Mielke versprochen hätten, die Mauer in zehn Jahren zu öffnen?

Wir haben auch nicht aufgehört im Wendland zu demonstrieren, als Herr Trittin uns nach Hause schicken wollte, weil er diesen tollen „Atomkonsens“ ausgehandelt hatte. Wir brauchen die Atomkraft nicht, wir brauchen den Atommüll nicht und wir wollen den Ausstieg nicht in zehn Jahren oder irgendwann, sondern jetzt und sofort. Sollen meine Kinder noch in zwanzig Jahren auf den Gleisen sitzen müssen, um den Atommüll der nächsten zehn Jahre zu blockieren, weil immer noch nicht klar ist, wo der mal landen soll? Solange das Problem des Mülls nicht geklärt ist, darf kein neuer Müll entstehen! Das wäre eine ethisch begründete Antwort. Wir brauchen einen sofortigen, kompletten Stopp aller Atomkraftwerke. Und danach müssen wir schauen, wohin der Atommüll soll. Alles andere ist auf gut Deutsch Volksverdummung. Wenn in Deutschland keine Kilowattstunde Atomstrom mehr produziert oder importiert wird und wir einen Konsens darüber haben, wo und wie wir den Müll lagern, dann feiere ich gerne. Schön wäre auch, wenn nach der Party derjenige die Rechnung zahlt, der den Spaß hatte und den Müll produziert hat … TILL MEINRENKEN, Freiburg

Väter auf Sauftour? Nicht alle!

■ betr.: „Der Papa wird’s schon richten“ u. a., sonntaz vom 29. 5. 11

Die Titelbilder offenbaren schon die sehr selektive Auswahl von Vätern: schrecklich!, d. h. entweder auf Drill getrimmter Sohn (Foto S. 1) bzw. unrasierte Kerle, die in Gegenwart eines Kleinkindes saufen (Foto S. 17). In den Beiträgen: Väter sind meist gewalttätig, verantwortungslos, wollen ihr Sorgerecht nur haben, um Mütter zu quälen. Nur die Beziehung zwischen Rösler und seinem Adoptivvater sowie das Interesse eines usbekischen Vaters am Grab seines Sohnes wird positiv gewürdigt.Und ganz pauschal beim Artikel „Mein Vater, der Trinker“ wird polemisiert: „Am Vatertag gehen Männer auf Sauftour.“ Nein: nicht alle! Eine unbeugsame Minderheit macht’s anders! Wie wär’s, Sie berichten mal über Vatertagsaktivitäten von unserem Verein Väteraufbruch für Kinder? Wir in Stuttgart veranstalten ein großes Kinder-Fest (Papipalu) im Schlossgarten ohne Alkoholausschank mit Spielen, Aktivitäten für und mit Kindern und ihren Eltern. Ein Zauberer und ein Puppenspieler treten auf. Wir servieren Essen aus dem Wok, machen Waffeln … Wir engagieren uns, obwohl wir oft kein Sorgerecht haben. Viele von uns Vätern und Müttern haben keinen oder nur minimalen Umgang mit unseren eigenen Kindern.

PETER WALCHER, Väteraufbruch für Kinder Stuttgart e.V.