LESERINNENBRIEFE :
Auf dem rechten Auge blind
■ betr.: „Die Profi-Leugner“, „Angst ist keine Option“, taz v. 1. 11. 14
Spitz formuliert, könnte man feststellen, dass gerade die Politiker der „christlichen“ Parteien Probleme damit haben, eine Rechtslastigkeit in unserer Republik zu erkennen (siehe Radikalenerlass, der fast nur gegen linksorientierte Bürger angewendet wurde). Dass ehemalige Nazigrößen wie Globke, Filbinger, Kiesinger oder Gehlen in den Unionsparteien Karriere machen konnten, hat wahrscheinlich auch etwas damit zu tun. Leider sind nicht nur Unionspolitiker auf dem rechten Auge blind, denn auch SPD-Innenminister haben diese Problematik gerne „übersehen“ und rechte Gewalt verleugnet und tun das immer noch. Und wie es immer noch möglich ist, dass Beamte bei Polizei und – vor allem – im Verfassungsschutz eine deutlich rechte Einstellung haben (dürfen), ohne dass hier der „Radikalenerlass“ angewendet wird, bleibt ein offenes Geheimnis. Dass ein als rechtsradikal bekannter Richter „probeweise“ in Bayern an ein Gericht berufen wurde und erst als die Öffentlichkeit Druck machte, entfernt wurde, ebenso. Dass Beamte des Verfassungsschutzes Aussagen vor Gericht verweigern, wenn es um die Aufklärung von Morden und weiteren Verbrechen geht, dass ein Fußballverein aus Dortmund als Repräsentant von NRW gelten kann, in dessen Anhängerschaft sich Rechtsradikale aller Couleur tummeln, ohne dass die Fanbeauftragten und der Verein das problematisieren, bleibt ebenso fragwürdig. Ich möchte hier nicht für den Radikalenerlass Stellung beziehen, doch die Ungleichgewichtung ist das Thema. Die Angst vor dem Fremden ist in Deutschland eine wunderbare Welle, auf der sich „surfen“ und Politik machen lässt und Wahlen gewinnen lassen.
ALBERT WAGNER, Bochum
Die Mauer muss weg!
■ betr.: „Den Opfern von Mauer und Stacheldraht“ u. a., taz vom 4. 11. 14
Was vor 25 Jahren richtig war, stimmt auch heute. Im Namen der Menschlichkeit: Die Mauer muss weg!
HEINZ PETER LEMM, Hamburg
Es geht auch anders
■ betr.: „Nicht unter freiem Himmel“, taz vom 4. 11. 14
Seit zwanzig Jahren werden im Biobereich immer auch konventionelle (Jung-)Tiere und konventionelles Saatgut eingesetzt und immer gilt das Argument, die entsprechende Sorte oder Menge ist nicht in Bioqualität verfügbar. Warum soll sie auch erzeugt werden? Dazu werden Hintertüren in der Verordnung ausgenutzt und jetzt in der fast einhelligen Ablehnung der EU-Bio-Revision Krokodilstränen vergossen, man dürfe die Ausnahmegenehmigungen nicht abschaffen. Wenn ich konventionell nach bio „veredeln“ kann, warum soll ich dann überhaupt Kraft und Geld in Bioforschung stecken, um Biotiere und Biosaatgut zu produzieren? Früher galt Bio auch im sozialökologischen Sinn als Bewahrer klein strukturierter Betriebe. Lang ist es vorbei! Der Begriff „Lobby“ ist richtig gewählt und zeigt, wie weit „Bio“ und „Bauernverband“ sich schon angenähert haben.
Das Schweizer Beispiel zeigt, es geht auch anders. Nicht die EU ist schuld. Die Totalverweigerung in Sachen der Biorevision wird es ja künftig auch den Anbauverbänden nicht mehr ermöglichen, über die ach so „schwache“ EU-Bioverordnung zu lamentieren; man hätte an einer Ausgestaltung ja positiv mitwirken können!
THOMAS WARNKEN, Bremen
Ablenken und ruhigstellen
■ betr.: „Weltrettung zum Spottpreis“, taz vom 3. 11. 14
Die IPCC-Klima-Show in Kopenhagen ist vorbei, das Ablenkungsfeuerwerk verglimmt und die CCS-Bombe (Carbon Capture and Storage = CO2-Endlagerung) liegt getarnt bereit. Bisher will aber niemand so richtig den Zünder aktivieren. Mit dem neu kreierten Terminus BECCS (Biomasse + CCS) soll der Bevölkerung die CO2-Endlagerung schmackhaft gemacht werden nach dem Motto: Die Menschen ablenken, für dumm verkaufen und ruhigstellen.
Weil niemand CCS haben will, arbeitet die EU bereits an einer neuen CCS-Richtlinie. CCS ist absolut keine Klimaschutzoption, sondern ein Angriff auf die Lebensgrundlagen der Menschheit, insbesondere auf das Trinkwasser. Übrigens: Keine Versicherung will CCS versichern!
Jedwede Investition in CCS/BECCS, insbesondere der CO2-Verpressung ist verbranntes Geld. BERNHARD RENSINK, Stadum
Vegetarismus missbraucht
■ betr.: „Veggie auf Rädern“, taz vom 3. 11. 14
Leider wird der Vegetarismus zunehmend für kommerzielle Zwecke missbraucht. Es geraten der gesundheitliche und ökologische Nutzen in den Hintergrund, nur weil einige Unternehmen ihre Profitgier befriedigen wollen. Das ist sehr schade. JULIA ENGELS, Elsdorf