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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Vielleicht ein Problem

■ betr.: „Nicht nur Sportler zeigen Muskeln“, taz vom 13. 11. 14

Ein Antidopinggesetz war schon lange ein Desiderat für eine wirksame Dopingbekämpfung. Es hat jedoch den Anschein, dass der Staat – zumindest in der Vergangenheit – nicht wirklich an einem verstärkten Vorgehen gegen Doping interessiert war. Aus einer Studie der Humboldt-Universität (HU) Berlin geht schließlich hervor, dass der Staat über Jahrzehnte aus Steuermitteln Versuche mit leistungsfördernden Substanzen finanzierte. Am 1970 gegründeten Bundesinstitut für Sportwissenschaften (BISp) an der Universität Freiburg, das dem Innenministerium untersteht, fanden anwendungsorientierte Forschungen statt, die „von allen entscheidenden Instanzen entweder toleriert oder sogar befeuert“ wurden. Eine Aufklärung des Dopingskandals am Klinikum Freiburg konnte bislang auch durch zwei eingesetzte Kommissionen nicht zu Ende gebracht werden, da verschiedene Interessen der Aufklärung entgegenstanden und -stehen. Falls das Antidopinggesetz kommen sollte, hat das Innenministerium als größter Finanzier des Spitzensportes vielleicht ein Problem: Wie lassen sich Medaillenwünsche mit dem Staatsziel des sauberen Sports in Einklang bringen?

HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Gute Gründe, zu warten

■ betr: Fracking-Verbot durchlöchert“, taz vom 17. 11. 14

„Fracking wird kommen – früher oder später. Kohlenwasserstoffe sind nicht nur als Energieträger noch lange Zeit sehr praktisch, sondern auch als Rohstoffe für viele Produkte heute unverzichtbar. Daher wird man im Laufe der nächsten Jahrzehnte nach und nach alles aus der Erde holen, was geht. Dabei wird sich die Fracking-Technik entwickeln: Sie wird billiger werden, technisch immer besser beherrschbar und die verwendeten Chemikalien werden immer ungefährlicher. Ein guter Grund, zu warten. Wenn man das Gas erst aus der Erde holt, wenn viele andere Quellen bereits versiegt sind, ist der Stoff darüber hinaus noch viel wertvoller. Ein noch besserer Grund zu warten. PETER STENDER, Hamburg

Leben hat absoluten Vorrang

■ betr: Fracking-Verbot durchlöchert“, taz vom 17. 11. 14

Es geht weiter: Fracking. Es geht um Energie. Und ums Grundwasser. Fracking solle erst möglich werden, wenn, so zitiert Malte Kreutzfeldt SPD- und CDU-Wahlprogramme, „alle Risiken für Gesundheit und Umwelt … ausgeschlossen“ seien. Von Ausnahmen ist keine Rede, sondern von „ausgeschlossen“. Eine eindeutige Aussage, oder? Und was bedeutet das? Wenn Grundwasser gefährdet ist, dann – so begreife ich das – wird es „ungenießbar“, ich könnte auch sagen: „vergiftet“. Wasser ist aber die Lebensgrundlage. Wenn also Risiken nicht vollständig ausgeschlossen werden, dann wird Leben vorsätzlich gefährdet. Und Leben hat für mich absoluten Vorrang vor Energie, Arbeitsplätzen und Profit. JÜRGEN HARGENS, Meyn

Namen nennen

■ betr.: „Zahl des Tages. Zahlen wollen heißt noch nicht wechseln“, taz vom 18. 11. 14

Ein Drittel der Internetnutzer will für den Schutz ihrer Daten bezahlen, trotzdem nutzt die große Mehrheit, wie Sie schreiben, weiterhin GoogleWhatsappGMXFacebook. Bitte nennen Sie daher immer wieder die Namen/Internetadressen „privatsphärenfreundlicher E-Mail-Dienste, Suchmaschinen oder Messenger“, damit sie jederzeit auch von „Nicht-Nerds“ mühelos gefunden werden können und diese darauf umsteigen können! ISOLDE VETTER, Karlsruhe

Archiv oder Papierkorb?

■ betr.: „Justiz. Kohl-Zitate müssen aus Biografie gestrichen werden“, taz vom 14. 11. 14

Helmut Kohl hat in der Vergangenheit des Öfteren betont, dass über seine Verdienste und seinen Stellenwert in der Geschichte andere entscheiden mögen. Ganz offensichtlich hat sich’s der promovierte Historiker in Anbetracht und Zunahme manch unliebsamer Darstellung, Feststellung, Interpretation und/oder Tatsachen(-Verdrehung) doch ein wenig anders überlegt. Archiv oder Papierkorb, das bleibt hier die Frage. IRA BARTSCH, Lichtenau-Herbram

Ein gigantisches Verbrechen

■ betr.: „Abriss von AKWs soll mehr als 100 Milliarden Euro kosten“, taz vom 13. 11. 14

100 Milliarden Euro Abrisskosten, mehr als 700.000 Tonnen verstrahlter Müll. Dazu gehört unbedingt noch eine weitere Zahl, die leider nicht im Artikel steht, nämlich die vielen Milliarden, die in die Entwicklung der Atomenergie gesteckt wurden. Das würde das Bild erst abrunden. Man stelle sich vor, mit diesen unvorstellbar großen Summen wären die erneuerbaren Energien gefördert worden.

In der Unterzeile steht, dass 200 Atommeiler vom Netz gehen werden. Im Artikel steht dann, dass im gleichen Zeitraum die Gesamtkapazität beinahe verdoppelt werden wird. Angesichts der nach wie vor ungelösten Probleme – die Nichtbeherrschbarkeit von Unfällen, die riesigen Mengen Atommüll, die Vergiftung der Meere – ist das alles ein gigantisches Verbrechen an der Menschheit und an der übrigen Natur. MANFRED HENNECKE, Olsberg