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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Von Fan zu Fan

■ betr.: „Von US-Country-Radios boykottiert“, Leserbrief v. 6. 2. 15

Lieber Andreas Urstadt, jetzt mal von Johnny-Cash-Fan zu Johnny-Cash-Fan: „Merkwürdiges Ding“ (taz vom 30. 1.) ist kein „Artikel gegen Johnny Cash“, sondern einer über Bob Dylan, dessen Fans in den 60ern zum großen Teil sehr wohl – wenn auch ignoranter- und ungerechterweise – Cash als Erzkonservativen ansahen. Dies und nichts anderes wird hier zu („dem damals als erzkonservativ verschrienen“) Johnny Cash gesagt. VOLKER SCHEUNERT, Hamburg

Der arme Waschbär

■ betr.: „Ausländer raus!“, taz vom 7./8. 2. 15

Der arme Waschbär mit dem „verängstigten“ Blick … Es ist in der Diskussion über invasive Arten von entscheidender Bedeutung, dass wir zwischen geistigen, systematischen und natürlichen Grenzen unterscheiden. Die Nazis haben versucht, Zusammenhänge der natürlichen Systemökologie auf die menschliche Gesellschaft zu projizieren (und richteten dann Verbrechen von einmaligen historischen Ausmaßen an). Sie verwischten damit die Grenzen zwischen Ökologie und Soziologie – ein klassisches Beispiel von antiwissenschaftlicher Ideologie, die die Dinge so erklärte, wie sie sie haben wollte (aber nicht verstand, wie sie sind). Übrigens wurde der Waschbär in Deutschland 1934 absichtlich angesiedelt.

Wenn wir heute versuchen, Artenschützer in die Nähe rassistischer Ideologie zu rücken, verharmlosen wir nicht nur Rassismus und Diskriminierung in unserer menschlichen Gesellschaft. Wir machen auch den gleichen Denkfehler wie die Faschisten des 20. Jahrhunderts, nur andersrum: Wir verlegen die Grenzen von Rassen-, Art- und Gattungsbegriff nach argumentativem Eigenbedarf neu, und wir projizieren Funktionsweisen der menschlichen Gesellschaft auf die Natur. Fallen wir da nicht drauf rein!

Problematisch sind oft nicht mal die Tiere selbst, sondern vom anderen Kontinent mitgebrachte Krankheiten. Ein Virus bei Grauhörnchen, ein Pilz bei Ulmen etc., an die heimische Arten nicht angepasst sind. Wir können die Natur mit dem Fremden konfrontieren, aber wir können ihr nicht die erforderliche Anpassung mitliefern, das ist für den Artbestand die Gefahr.

Es ist richtig, dass zum Beispiel die Tektonik der Kontinentalplatten immer wieder interkontinentale Artenwanderung ermöglichte und eine natürliche Weiterentwicklung von Ökosystemen zur Folge hatte. Drei Dinge hatten die Tiere und Pflanzen in den Jahrmillionen vor uns Menschen jedoch nicht: eine rapide anthropogene Manipulation des Weltklimas sowie Schiffe und Flugzeuge. Hauptproblem ist, dass heute alles Zehntausende Male häufiger oder schneller läuft! Wir spielen sozusagen Gott, und das überfordert unsere natürlichen Lebensgrundlagen. PETER KÖWING, Bonn

Es geht um stabile Ökosysteme

■ betr.: „Ausländer raus!“, taz vom 7./8. 2. 15

Es freut mich, dass der Aspekt gebietsfremder Arten in der Medienlandschaft aufgegriffen wird und so ausführlich dargestellt wurde. Leider ist die Argumentation nicht stringent. Man muss unterscheiden zwischen nicht einheimischen Arten und jenen, die invasiv werden. Laut Definition werden nicht einheimische Arten als invasiv bezeichnet, wenn sie ökologischen, ökonomischen oder sozialen Schaden anrichten. Ein Beispiel wäre hier Ambrosia, die zu erhöhtem Asthma führte und deshalb in Berlin massiv bekämpft wurde.

Nicht dazu gehören die im Artikel aufgeführten Arten wie Mais, Kartoffel etc. Diese verbreiten sich auch nicht selbst, sondern es bedarf menschlicher Hilfe.

Unter Berücksichtigung zukünftiger klimatischer Änderungen halte ich es für richtig, ein Auge auf die Invasivität von Neobionten zu werfen, denn wer kennt schon deren Auswirkung auf die Ökosystemstabilität? Und darum geht es im Kern auch – Ökosysteme stabil zu halten, damit wir Menschen weiterhin Ökosystemdienstleistungen nutzen können. JANET MARINGER, Stuttgart