Kusch rechnet ab : Gefährlich wirr
Es überrascht nicht, dass Roger Kusch sein Schweigen bricht. Allen politischen Beobachtern in Hamburg war klar, dass der Ex-Senator seiner Ex-Partei noch die Quittung präsentieren würde. Überraschend ist allenfalls seine Niveaulosigkeit.
Kommentarvon Sven-Michael Veit
Die CDU in Hamburg und im Bund des Sozialismus zu verdächtigen, ist fern von jeglicher politischer Analyse. Dafür kann es nur zwei Gründe geben. Entweder weiß der Mann es wirklich nicht besser, dann hat er den letzten Anspruch verloren, ernst genommen zu werden. Oder aber Kusch setzt mit Vorsatz auf die Karte des Rechtspopulismus.
Hamburgs CDU, die sich selbst so gern als moderne Großstadtpartei sieht, besteht keineswegs nur aus liberalen Konservativen. Im Schatten des Strahlemanns Ole von Beust tummeln sich reichlich düstere Gestalten. Und vor allem dubiose WählerInnen.
Beim absoluten Wahlsieg vor zwei Jahren hat die Hanse-Union nahezu das gesamte Stimmenspektrum der Schill-Partei an sich gezogen. Diese 19 Prozent sind keine Stammwähler, aber Stammtischparolen haben sie schon mal bejubelt. Zwar ist unklar, wie viele von ihnen das wieder tun würden. Voraussetzung dafür ist jedoch ein starker Mann, dem man hinterherlaufen kann.
Mag sein, dass Kusch sich als Schill mit guten Manieren sieht. Mag auch sein, dass eine neue populistische Truppe am rechten Rand der CDU wildern kann. Die aber hätten Ole von Beust und seine Metropolen-Union sich dann selbst herangezüchtet.
So wirr das ist, was Kusch von sich gibt: Gerade deshalb ist es nicht ungefährlich.