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Kurden im Irak fürchten den Abzug der Alliierten

■ US-Militärchef gibt den Kurden keine Garantien

Washington/London (dpa/taz) Irakische Kurdenführer mobilisieren nach Angaben der britischen Zeitung 'Times‘ ihre Kräfte, um für neue Kämpfe gegen die Truppen von Saddam Hussein gerüstet zu sein. Die Kurdenverbände rüsteten sich für den Fall, daß ihnen die irakische Regierung „einen neuen Krieg aufzwingen will“, berichtet die Zeitung.

US-Generalstabschef Colin Powell erklärte unterdessen bei einem Besuch in der von den Alliierten eingerichteten „Schutzzone“ im Nordirak, daß die dort eingesetzten US-Truppen eher als ursprünglich erwartet abgezogen werden könnten. Powell nannte kein konkretes Datum, erklärte aber, eine Sicherheitsgarantie für die Kurden nach dem Abzug der US-Truppen könne er nicht geben, es dürfte aber nicht im Bagdader Interesse liegen, gewaltsam gegen die Kurden vorzugehen. Der Londoner Vertreter der Kurdistan- Front, Sebari, zeigte sich von Powells Äußerungen irritiert. Gegenüber der taz sagte er: „Powells Kommentare ermutigen Saddam, bei den Verhandlungen in Bagdad uns gegenüber eine härtere Position zu beziehen. Sollten die Alliierten Truppen vor Beendigung der Gespräche abziehen, wäre das ein Desaster.“

Trotz seiner Niederlage im Golfkrieg hat der Irak offenbar den Anspruch auf Kuwait noch nicht aufgegeben. Entsprechende Äußerungen machte der irakische Vizepräsident Taha Jassin Ramadan in den letzten Tagen in zwei Interviews. Gegenüber der ägyptischen Zeitung 'Asch-Schaab‘ sagte Ramadan: „In unserer Stellungnahme vom 15. Februar 1991 haben wir gesagt, daß Kuwait irakisch ist, und das sagen wir noch heute.“ In der jordanischen Zeitung 'Saut Asch- Schaab‘ erklärte der Vizepräsident: „Wir haben im Verlauf der Mutter aller Schlachten eine Menge teurer Opfer gebracht [...], und wir müssen die Ernte dieser Schlacht in der nächsten Schlacht einbringen.“

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