Kunstrundgang : Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um
Statt der handfesten Dinge des Alltags fotografiert Viktoria Binschtok gerne seine weit weniger klaren Spuren, Zeichen und Signale. In ihrem neuesten Zyklus „flash“ bei Klemm’s hat sie aus verschiedenen Nachrichtenvideos, wie sie im Internet, etwa bei Spiegel online, zu sehen sind, diejenigen Bilder stillgestellt, die das Geschehen im Blitzlichtgewitter der Fotografen zeigen. Dieses Blitzlichtgewitter signalisiert den Moment höchster medialer Aufmerksamkeit. Gleichzeitig bedingt es just in diesem Augenblick eine extreme Überbelichtung, die das Geschehen praktisch auslöscht. Sichtbar bleiben Tableaus von nebulösem Weiß, auf denen man bei genauerem Hinsehen schattenhaft klassische VIPs auf dem Weg zu ihrer Limousine erahnt. Schwer, die faszinierende Fotoserie im Ausstellungsraum selbst so zu beleuchten und zu hängen, dass sie sichtbar bleibt. Natürlich provoziert „flash“ die medienkritische Analyse als eine Parabel auf die Gesellschaft des Spektakels. Weniger ins Moralische als ins Pragmatische gewendet, besagt sie ironischerweise, dass nur mittleres Interesse dem Geschehen wirklich bekommt.
Den Ausstellungstitel „Paintings Speak Louder“ für ihren neuen, 40-teiligen Porträtzyklus kleinformatiger Ölgemälde von Celebritys aus der Kunstszene, aus Showbiz, Pop, Politik, aber auch von Freunden aus dem eigenen Privatleben hat Henrieke Ribbe dem englischen Sprichwort „Actions speak louder than words“ entnommen. Man möchte ihren Titel zu „Paintings Speak Louder Than Action“ ergänzen. Denn tatsächlich gelingt es Henrieke Ribbe – das ist nun bei Klara Wallner zu sehen – die VIPs in einer Art und Weise zu unseren Freunden und Bekannten zu machen, wie es sich die Klatschpresse – der Ribbe ihre Motive entnimmt – immer wünscht. Wie es ihr aber in der Action von Blitzlicht und Paparazzishot stets entgleitet.