Kunstrundgang : Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um
Da kommt Freude auf! Vier knollenartige Gesichter mit riesigen Kulleraugen lachen durch den S-Bahn -Bogen der Galerie Max Hetzler an der Holzmarktstraße. Sie leuchten rot, gelb und rosa, ziehen alle Aufmerksamkeit auf sich. Das mag auch an ihrer Größe liegen. Denn das Gemälde von André Butzer ist 3,78 mal 7,74 Meter und füllt eine ganze Wand – solche Formate sind seit dem Abstrakten Expressionismus der Amerikaner selten geworden. Doch vom Ernst der Vergangenheit keine Spur: „Grießbrei für alle!“ lautet der Titel des Bildes, und man ist schon beim Betrachten beschwingt von dieser raumgreifenden Fröhlichkeit. Trotzdem hat Butzer kleine Fallen eingebaut, ist die Harmonie seiner an Philip Gustons Comicköpfe erinnernden Wesen zu perfekt. Was immer hier als Verniedlichung in die Welt tritt, sagt zwar laut „Ja!“, bleibt dabei aber in seiner Buntheit eine Konstruktion aus Fläche, Farbe und Kindchenschema.
Paul Pfeiffer ist binnen vier Jahren zum Star der Videokunst geworden. Das Prinzip, nach dem er arbeitet, wird bei carlier/gebauer schnell deutlich: Reduktion und Montage. Beide Herangehensweisen setzt der 1966 auf Hawaii geborene Pfeiffer meisterhaft in Szene. Mal retouchiert er für „Caryatid“ bei Fußballspielen den foulenden Gegner, so dass einzelne Stürmer scheinbar ohne Zuwirken und in Zeitlupe auf dem Rasen zusammenbrechen. Dann wieder projiziert er Michael Jacksons linke Körperhälfte doppelt über Eck und schafft so einen ziemlich alienhaften Rorschacheffekt. Und bei „Empire“ kann man einer Wespe drei Monate in Realzeit zusehen, wie sie ein Nest baut. Doch diese Exerzitien sind zwiespältig, wird man von Pfeiffer doch sehr auf die Überwältigungsspur der Erhabenheit geführt. Dann ist man bei seinen vier zum Kreuz gehängten Basketballerfotos schon fast in einem Kirchenraum gefangen.