Kunstrundgang : Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien in Berlin um
Michael Jackson ist tot. Sichtlich fasziniert betrachtet Anton Henning den Leichnam. Nein, es war nicht Jacksons Vater, der ihn im Hotel Estrel zur letzten Show aufgebahrt hat. Dana Schutz, 29-jährige Supernova der New Yorker Kunstszene – in Saatchis „The Triumph of Painting“ wie der aktuellen MoMA/P.S.1-Show „Greater New York“ vertreten – hat „The Autopsy of Michael Jackson“ erfunden und bei Contemporary Fine Arts ausgestellt. Dort ist zu sehen, wie die gebleichte Haut des Superstars, nun, da er tot ist, fahl ins Grünliche schillert und wie sie ein fetter Y-Schnitt über der mageren Brust zusammenhält. Der Pathologe, wie der Titel des Bildes sagt, ist schon am Werk gewesen. Mit fettem Auftrag und mit einer reichen Palette prächtiger Farben malt Dana Schutz mit Öl ziemlich böse Geschichten auf die Leinwand. Am interessantesten ist dabei die Haut, die sie sich selbst, Bill Gates, Ted Turner oder ihrem Hausbesitzer gibt. Diese Haut klärt restlos auf, über den Zustand oder die Stimmung, in der sich die Porträtierten befinden. Eine derart sprechende Haut meint man so zuvor nicht gesehen zu haben.
Anton Henning bringt die Ölfarbe bekanntlich ebenfalls pastos auf die Leinwand. Er freilich fühlt sich so wohl in seiner Haut, dass immer „ziemlich schöne Malerei“ dabei herauskommt, wie einer seiner Kataloge betitelt ist. Böse ist nicht Hennings Ding. Jetzt, bei Wohnmaschine und auch bei Arndt & Partner, bringen seine Bilder freundlicherweise auch noch gleich ihr eigenes Licht mit. Es steckt im opulenten Rahmen, der die Bilder umgibt und sie ausgesprochen wohnlich aussehen lässt. Besonders auffällig ist das beim drehbaren Quadrinom No. 2, einer Art Plakatsäule fürs Interieur. Statt rund ist sie eckig, statt Plakaten sind die vier Seiten mit Ölgemälden geschmückt, mit Blumenstillleben und einem weiblichen Akt.